Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
„Also, zum Teufel mit Ihnen!“
    Red schlug ihm ins Gesicht, verschmierte dabei Blut auf die Wangen. Hinter sich hörte er protestierende Laute. Eine schaulustige Menge hatte sich versammelt.
    „Sprich, Hurensohn! Sonst werde ich dir deinen Abgang noch ein wenig verschlimmern!“
    Mit ausgestrecktem Finger drückte er ihm in den Magen, etwas oberhalb der Wunde.
    „He! Aufhören!“ sagte eine Stimme hinter ihm.
    „Raus mit der Sprache!“
    Aber der Mann stöhnte nur noch einmal kurz, dann setzte sein Atem aus. Red hämmerte gegen seinen Brustkasten.
    „Komm zurück, du verdammter Bastard!“
    Er spürte eine Hand auf der Schulter, die er abschüttelte. Der Schütze antwortete nicht. Er ließ ihn fallen und durchsuchte seine Taschen.
    „Das sollten Sie nicht tun“, sagte eine Stimme hinter seinem Rücken.
    Da er nichts von Interesse fand, erhob Red sich wieder.
    „Was für einen Wagen fuhr der Bursche?“ fragte er.
    Stille, dann Murmeln. Schließlich: „Er war ein Anhalter“, sagte der viktorianische Gentleman.
    Red wandte sich um. Der Mann sah die Leiche sanft lächelnd an.
    „Woher wissen Sie das?“ fragte Red.
    Der Mann holte ein seidenes Taschentuch hervor, entfaltete es und tupfte sich mehrmals die Stirn.
    „Ich sah zufällig, wie er hier abgesetzt wurde“, antwortete er.
    „Von was für einem Fahrzeug?“
    „Schwarz, J zwanzig. Ein Cadillac.“
    „Haben Sie die anderen Insassen gesehen?“
    Der Mann betrachtete die Leiche, leckte sich die Lippen, lächelte wieder.
    „Nein.“
    Johnson brachte ein Stück Segeltuch, mit dem er den Toten bedeckte. Er steckte die Pistole des Fremden in seinen Gürtel. Im Aufstehen legte er Red eine Hand auf die Schulter.
    „Ich werde ein Signal geben“, sagte er, „aber ich kann nicht sagen, bis wann die Polizei hier sein kann. Du solltest hierbleiben und deine Aussage machen.“
    „Ja, ich warte.“
    „Gehen wir zurück. Ich geb dir was zu trinken und ein Zimmer.“
    „In Ordnung. Moment noch.“
    Red ging nochmals zum Parkplatz zurück und holte sein Buch.
    „Die Kugel hat meine Schprecheinheit beschädigt“, nörgelte die dünne Stimme.
    „Ich weiß. Ich laß dir eine neue machen, die beste, die’s gibt. Danke für die Warnung. Und danke, daß du ihn abgelenkt hast.“
    „Ich hoffe esch hat schich gelohnt. Warum hat er auf dich geschoschen?“
    „Keine Ahnung, Fleurs. Wahrscheinlich war er das, was man als gedungenen Meuchelmörder bezeichnet, von einem Syndikat bezahlt. Ich kann mir aber keine Verbindung zwischen diesem Syndikat und mir vorstellen. Ich weiß es einfach nicht.“
    Er stopfte das Buch in eine Tasche. Danach folgte er Johnson ins Haus.

 
     
Zwei
     
     
     
    Randy sah den blauen Lieferwagen wegfahren und steuerte daraufhin selbst in den Parkplatz hinein.
    „Ist das der Platz?“ fragte er und sah zu Spiros Kneipe hinüber.
    Leila nickte, ohne ihre Lektüre von Leaves of Grass zu unterbrechen.
    „Es war damals, als ich noch sah, drüben in Afrika“, sagte sie. „Aber hier in der Realzeit kann ich dir nicht sagen, wo wir dran sind.“
    „Und das heißt?“
    „Er ist unter Umständen noch gar nicht da, oder er ist schon wieder weg.“
    Randy zog die Handbremse an.
    „Wartet hier, ich werd’s mal nachprüfen“, sagte sie, öffnete die Tür, legte das Buch auf den Sitz und ging weg.
    „In Ordnung.“
    „Randy?“
    „Ja, Leaves?“
    „Sie ist eine sehr vitale Frau, nicht wahr?“
    „Kann man schon sagen.“
    „Ist sie attraktiv?“
    „Ja.“
    „Aber auch dominierend.“
    „Sie weiß, wie man unser Vorhaben am besten anpackt. Ich nicht.“
    „Schon, schon … Wer ist das?“
    Der alte Mann, dessen schmutzige Tunika vom Kreuz eines Kreuzzüglers geschmückt wurde, kam näher, leise vor sich hin summend. Er holte einen Lumpen aus einer Tasche und begann, die Scheinwerfer abzuwischen, danach die Windschutzscheibe. Er spie auf einen festklebenden Schmetterling, kratzte dessen Überbleibsel mit dem Daumennagel ab und wischte mit dem Lappen darüber. Schließlich kam er herüber an Randys Seite, nickte und lächelte.
    „Hübscher Tag heute“, sagte er.
    „Stimmt.“
    Randy suchte in seiner Tasche, fand eine Münze, holte sie heraus und gab sie dem Mann. Dieser nahm sie und nickte wieder.
    „Danke, Sir.“
    „Sie sehen aus wie ein … Kreuzritter.“
    „Bin ich. Oder besser, war ich“, sagte er im Einheitsidiom. „Hab’ irgendwo ‘ne falsche Abzweigung genommen und nie mehr zurückgefunden. Kann man wohl nichts

Weitere Kostenlose Bücher