Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
ar.
Das w ar eine Katastrophe. M r. Dreck verst a nd rein gar n i chts von der deutschen Sprache. N ä her als bis zu e i n e m Bi e rfest i n Mi l w aukee w ar er D e uts c hl a nd nie g e k o mm e n. Ich bin si c her, daß e r nicht i m m i ndest e n qual i fizie r t w ar, um d iese Sprache z u l e hren. Er unterri c htete uns, i nd e m er mit sein e m Stumme l f i nger den Zeil e n eines Bu c hes fo l gte und d abei alles übersprang, w a s ihm zu sch w ier i g w ar. Ich gl a ube nicht, daß es a l lzuviel aka de m is c her Bildung bedurfte, um a n der Junior Highs c hool Werken zu lehren, doch selbst das verlangte Mr. Dreck bereits das Ä ußers t e seiner geis t ig e n Leis t ungsfäh i gkeit a b.
Ich habe Mr. Dreck g e haßt, wie ich no c h nie e i n e n Mensch e n g e haßt habe. Z w ei lange Jahre hat er m ir das Leb e n zur Hölle g e m a c ht. Während se i ner endlos e n, e i ntön i g e n M o nologe über H a n d w erkzeuge aller A rt, über deren V e r w e ndung und P fl e ge, habe ich mi c h w i r kli c h b e müht a uf z upassen, doch sch o n na c h w en i g e n Minuten w a nderte mein Blick h i lflos zum F e nster, vor d e m eine Mädchenklasse ihren G ymn a st i kunter r icht abhielt - sechsunddreißig pubertierende Mädch e n, bekleidet mit kle i n e n, blau e n Faltenrö c ken, die nicht g a nz i hre kle i nen fre c hen Hintern bedeckt e n -, und m eine Gedank e n r i ss e n sich los, w ie sich e i n H und v o n der Le i ne r eißt, und tollten verspielt um sie herum, schnüffe l ten und he c helt e n um a l l die lang e n, braungebrannt e n Beine heru m . Wandte i c h m i c h dann nach ein oder z w ei M inut e n mit v e rträu m t lüstern e m Grinsen w i eder dem Unterricht zu, mußte ich feststell e n, daß alle Aug e n auf m i c h gericht e t w a ren. Off e nsi c ht li ch hatte Mr. Dreck mir ge r ade eine Frage g e stellt.
l » Verze i hung, Mr. Dreck ? «
» I c h s a gte - w as für ein S ä ge b latt ist das hier, Mr. Br y s o n ? « » Das i st ein scha r fes S ä geblatt, Mr. D r eck . « Daraufhin stieß Mr. Dreck e i nen dieser ver z w e i felt e n S e ufzer a us, den si c h dumme M e ns c h e n für die w e n i gen glü c kli c h e n M o m e nte a ufheb e n, i n den e n sie zufäll i g j e m a ndem g e g e nüberst e h e n, der noch dä m li c her ist als sie. Mit müder S t i mme s a gte er: » D as ist e i n ungar i scher doppelt e r Nasenbohrer, Mr. B r yson . « Dann ließ er mi c h für den Rest der Stunde i n der Ecke st e hen, w o i c h mit der Nase e i n S tück grobes Schmirg e lpapier geg e n die Wand drück e n mußte.
Ich besaß ni c ht das ger i ngste han d w e r kli c he Ges c hi c k. A lle anderen in der Klasse baut e n Kist e n aus Zedernholz oder hochse e taugliche Boote und durften mit g e fährlichen, lä r mend e n Elektr o w e rkzeugen han t ieren. I c h dag e g e n w u rde nur mit lei c ht e n Bast e larbeiten beschäftigt, zus a mm e n mit T ub b y T ucker und ein e m Jungen, der so dumm w ar, daß ke i ner von uns je m als sein e n N a m e n behielt. Wir nannt e n i hn e i nfach Drooler. Wir drei bek a m e n nichts G e f ä hrlicher e s als S c hmirg e lpapier und Le i m in die H ä nde, w o mit w ir dann Woche für Woche albe r nen Kr i mskr a ms bastelt e n, bis auf Drooler - der aß einfach den Le i m auf. Mr. Dreck ließ ke i ne G e leg e nheit a us, m i c h z u demüt i g e n. » Und w as ist das hier ? « rief er und griff na c h dem übel zugeri c htet e n Hol z klotz, a n dem i c h die letzt e n siebenund z w a nzig Wochen g e arbeitet hatte, um i hn z ur allg e me i nen Belust i gung i n die Höhe z u halt e n. » Seit se c h z ehn Jahren unterri c hte i c h nun dieses Fach, und ich muß Ihn e n sag e n, Mr. Br y son, dies ist die am schle c htesten abg e schr ä gte K ante, die ich j e gesehen hab e. « A l s er einmal ein v o n m ir k o nst r uiertes Vogelh ä uschen in die Hände nah m , brach es pro m pt z us a mm e n. Die Klasse brüllte vor La c h e n. T ubby T ucker bek a m e i n e n so l ch e n Lach a nfall, daß er beinahe daran erstickt w äre. Er lachte z w a n z ig M i nut e n l a ng und hörte se l bst dann nicht auf, als i c h ihm drohte, seine Hoden abzus c hräg e n.
Die Kellner i n brachte m e i n Bier, und m ir w urde un a ng e n e hm b e w ußt, daß ich die letzten z e hn M i nuten i n m e i n e m e ig e n e n kle i n e n Un i versum verbracht hatte, ve r mutli c h ni c ht ohne dabei leise vor mi c h h i n z u kiche r n und mit
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