Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
ange ni c ht m e hr. Leider. Es hieß, der Besitzer hätte e in e s A ben d s dort geg e ss e n und sei daran gestorben. Doch ich habe es noch i mmer vor Augen: die beschlag e n e n Fenstersch e iben, das i n e i ner Ecke kauernde Grüppchen von Nachtarbeitern, Shirl e y, die e i nen bes i nnungslos e n G a st be i m Schöpf packt, um unter s e in e m K opf den T resen abz u w is c h e n, e i nen eins a m e n M a nn mit C o w b o yhut, der in T agträum e n versunk e n vor einer T asse K a ffee und e i ner vor sich hin qua l m e nden C a mel sitzt. Von Zeit z u Zeit denke i c h daran zu r ück, g a nz besonders an O r ten w ie d e m südli c hen Be l gi e n, w e nn es dunkel ist und kühl, und w e nn sich ve r w a iste Bahngl e ise in z w ei Ri c h t ung e n bis zum Horizont erstrecken.
Aachen und K öln
Ich nahm e i nen Zug na c h A a chen, e i ne Stadt, in der ich b i sher noch nicht g e w es e n w ar. Sie liegt ganz i n der Nähe von Lütti c h, w o ich die Nacht verbracht hatte, und da ich das A a chener M üns t er schon i mmer s e hen w o l lte, nutzte i c h die Gel e genheit. A a c h e n, Maastricht und Lütti c h s i nd praktis c h Nachbarstädte. O b w o hl sie nur et w a dreißig Kil o m eter v o neinan d er entfe r nt li e gen, befind e n sie sich i n drei verschieden e n Lände r n und sprech e n drei ve r schied e ne Sprachen (n ä mli c h Niederländisch, Französ i sch und Deu t sch), doch die Mens c h e n i n dieser Region haben e i nen eig e n e n Dialekt en t w i c kelt, so daß sie sich un t ereinander besser verst ä ndig e n könn e n als m i t ihr e n L a ndsl e ut e n.
Ich quartierte m i c h i n e i n e m kle i nen Hotel g e genüber v o m Bahnh o f ein, l ud me i nen Ru c ksa c k a b und m a c hte mich glei c h d aran, die Stadt zu erkunden. Me i n Eifer überraschte mich selbst e i n wenig. I c h hatte Deuts c hland se i t siebzehn Jahren ni c ht m e hr ges e hen und w ollte herausf i nden, ob es sich verändert hatte. U nd das hatte es. Es w ar no c h reicher g e w orden. Es w ar 1973 schon g a nz ordentlich reich, aber j etzt - Donne r w e tt e r! Daneben verblaßt e n sogar die w oh l habenden F l a m e n. Hier s a h fast j edes Kaufhaus teuer aus und w ar vollg e stopft mit so e xklusiv e n D i ng e n w ie Mont-Bl a n c - F üllern und Aud e m a r s- P igue t - U hren, und es mangelte ni c ht a n K undsch a ft. Selbst die Gesch ä fte, deren Sortim e nt aus profaner e n Ding e n bestand, erregten me i ne Aufmerks a mkeit - z um Be i spiel), von der Driesel, ein Fachg e sch ä ft für Kü c h e ngeräte und andere Haushaltsart i kel i n der Nähe des alten Marktplatzes. In s e in e n riesig e n Fenstern w ar ni c hts Aufreg e nderes zu seh e n a l s Bügelbretter, Wäsch e körbe, T öpfe und P fannen, doch j ede P fanne funke l te, j e des einze l ne S t ück P last i k gl ä nz t e. Ein Stü c k c hen w eiter k a m ich ni c ht an ein e m, sondern an z w ei Beerdigungs i nst i tut e n vorbei, deren Särge auf mich z w ar ein e n ge r m a n i sch kühl e n E i ndru c k macht e n, die aber dennoch so eleg a nt und einl a dend w irkt e n, daß ich un w i l l kürlich die Qualität der F utterst o ffe und die glänz e nden Bes c hl ä ge b e w underte. Ich hatte noch i mmer die a merikan i sche Ang e w ohnheit, E uropa als ein L a nd und die Europäer im w e s e ntli c hen a l s ein Volk zu betrachten. Z w ar kann man überall nachl e sen, daß das Bruttosozialprodukt Dän e marks pro Kopf um vierzig P rozent h ö her liegt als das Großbritanni e ns, deshalb sehen die D ä nen aber doch ni c ht vierzig P rozent reicher aus als die Briten. Und sie tragen a uch ke i ne Schuhe, die vierz i g P rozent mehr glänz e n, und ebens o w e nig f a hren sie vierz i g P rozent größere A utos. Hier allerdings w irkt e n die Mensch e n tatsä c hli c h um e i n i ges reicher, sogar um deutli c h mehr als vierzig P rozent. Die L e ute s a hen a us, als hätt e n sie das, w as sie a m Leibe t r ug e n, erst a m Morg e n g e kauft. Nicht e i nmal die T urns c huhe der Kinder w aren abg e w et z t. Jedes A uto funk e lte, als k ä me es direkt aus d e m Ausstel l ungsraum. Selbst bei d e n T axen h a ndel t e es sich ausnahmslos um Ve r treter der Marke Mercedes Benz. Es war w ie i n Bever l y Hills. U nd dies w ar nur eine unbedeut e nde, kleine Stadt a m Rande des L a ndes. Die Deutsch e n hab e n den Rest von uns w eit hinter sich gel a ss e n.
Nicht a lles w ar perfekt. Viele Gebäude in der
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