Streng vertraulich Kommissar Morry
Jackett zurück. „Sie wissen, daß so etwas nicht üblich ist“, sagte er kühl. „Aber ich will eine Ausnahme machen und mich bereit erklären, Ihre Forderung zu akzeptieren. Sie sollen das Geld sofort haben. Allerdings müssen Sie sich bereit erklären, schon übermorgen an die Arbeit zu gehen. Großer Vorbereitungen bedarf es ja nicht.“
„Übermorgen? Da müßte ich ja fliegen — mit dem Wagen ist es zu weit bis Arkansas.“
„Hm — ich gebe Ihnen einen weiteren Tag. Ohne Wagen geht es nicht. Der Ort hat nur einen kleinen Bahnhof — man würde sich daran erinnern, wenn Sie mit dem Nachmittagszug wegf ahren. — Sind Sie einverstanden, so rasch zu handeln?“
„Soll mir nur recht sein“, meinte Lee. „Wenn ich's schon tue, möchte ich die Geschichte möglichst rasch hinter mich bringen. Wann erfahre ich die Einzelheiten?“
Der Wirt trat an den Tisch und brachte die Gläser. Dann stützte er die Hände in die Hüften und knurrte: „Na, los — probieren Sie! Sind Sie jetzt zufrieden?“
„Ich probiere, wenn es mir paßt — und ich werde Ihnen rechtzeitig und sehr deutlich sagen, ob ich mit dem Whisky einverstanden bin. Hier ist übrigens das Geld. Ziehen Sie ab, was Sie bekommen.“
Der Wirt nahm den Schein und trollte sich. „Sie sollten ihn nicht reizen“, warnte Lee. „Mit ihm ist manchmal nicht gut Kirschen essen.“
Getty zuckte die Schultern. „Ach was — man muß diesen Leuten nur zeigen, wer der Stärkere ist. Trinken wir auf ein Gelingen der Aktion!“
Nachdem sie sich schweigend zugeprostet hatten, nahmen beide einen gründlichen Schluck aus ihren Gläsern. Lee wischte sich anschließend den Mund mit dem Handrücken ab. „Also — wie lauten die Details?“
„Der Ort heißt West Lane.“
„West Lane, Arkansas“, murmelte Lee. „Noch nie gehört!“
„Es ist ein kleines Nest — höchstens zweitausend Einwohner“, erklärte Getty.
„Industrie?“'
„Nur ein paar Baumwollmühlen — drei, glaube ich. Der ganze Ort lebt irgendwie von der Baumwolle. Zur Erntezeit kommen etwa dreihundert Pflücker aus Mexiko — sie bleiben eine Saison und wohnen in einem Zeltlager in der Nähe des Ortes.“
„Wie heißt der Mann, nach dem ich mich erkundigen soll?“
Getty blickte im Raum umher. Niemand schenkte ihm Beachtung. Trotzdem senkte er seine Stimme. „Gordon McGraigh“, sagte er.
„Den Namen habe ich noch niemals gehört“, meinte Lee. „Ich denke, es handelt sich um einen Prominenten?“
„Graigh ist prominent — zumindest in West Lane“, erklärte Getty.
„Ist er jung oder alt? Verheiratet oder ledig?“
„Er ist Witwer und lebt mit seiner Tocher und einem alten Diener zusammen.“
„Ich vermute, McGraigh ist reich?“
„Das wird behauptet“, meinte Getty ausweichend.
„Machen Sie mir doch nichts vor, Getty — Sie wollen den Alten umbringen, Sie wollen ihn berauben — stimmt's?“
„Ich dachte, diesen Punkt hätten wir bereits geklärt.“
„Mir soll‘s legal sein“, seufzte Lee. „Ich übernehme meine Rolle. Für alles andere sind Sie verantwortlich.“
„Das ist genau die Arbeitsteilung, die ich anstrebe. Es ist natürlich klar, daß Sie keinem Menschen gegenüber irgendwelche Andeutungen machen werden, die sich auf den Inhalt unseres Gespräches beziehen.“
„Da können Sie unbesorgt sein“, meinte Lee.
„Ich sage das nur in Ihrem Interesse“, äußerte Getty. „Wenn Sie sich nämlich verplappern sollten und ich erhalte davon Kenntnis, würde ich mich gezwungen sehen, Ihnen das gleiche Schicksal wie Gordon McGraigh zuteil werden zu lassen.“
„Reden Sie doch nicht solchen Unsinn!“ sagte Lee verärgert. „Ich bin ein friedlicher Mensch und liebe es nicht, wenn man mir ohne Grund mit Mord droht!“
„Es war nur eine Warnung. Ich hoffe, daß Sie sie beherzigen. Wo kann ich Sie telefonisch erreichen?“
„Ich werde in das ,Broadstairs‘ ziehen — das Hotel ist nur ein paar Straßenzüge von hier entfernt.“
„Hm, ich kenne den Laden. Erwarten Sie morgen früh gegen neun Uhr meinen Anruf mit den letzten, kleinen Einzelheiten.“ Getty unterbrach sich, da der Wirt zurückkam und das Wechselgeld brachte. Dann, nachdem der Wirt wieder gegangen war, fragte Getty: „Haben Sie ein Mädchen?“
„Was hat das mit dem Auftrag zu tun?“
„Das können Sie sich doch denken. Mir liegt an völliger Geheimhaltung. Wenn Sie ein Mädchen haben, wird sie wissen wollen, woher das viele Geld stammt und nicht eher Ruhe geben, bis
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