Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
keineswegs schon abgeschrieben war, wie sie es zu glauben schien.
    Ein Taxi rollte langsam auf Kundensuche am Bürgersteig entlang. Lee winkte und der Fahrer hielt. „Zum Blue Streak“, sagte Lee und stieg ein.
    Eine Viertelstunde später kletterte Lee vor dem Nachtklub aus dem Wagen. Als er den Fahrer entlohnte, fiel ihm ein, daß sein Aufzug nicht ganz dem neugewonnenen Reichtum entsprach. Vor allem der Hemdkragen ließ zu wünschen übrig. Einen Augenblick lang erwog Lee, den Besuch des Nachtklubs auf den nächsten Abend zu verschieben — aber dann betrat er entschlossen das Lokal.
    Es war noch immer der gleiche Geschäftsführer da — der breitschultrige, dunkelhaarige Cronaco, der ihn schon einmal auf Weisung von Patricia des Lokals verwiesen hatte.
    „Ich möchte einen Tisch in der Nähe des Podiums, bitte“, sagte Lee.
    Die dunklen Augen Cronacos musterten ihn mit leiser Verächtlichkeit. „Sie können jeden Tisch haben, auf dem kein ,Reserviert‘-Kärtchen steht", meinte er geringschätzig. „Aber lassen Sie sich bitte nicht einfallen, Miß Britton zu belästigen. Ist das klar?“
    „Was bilden Sie sich eigentlich ein?“ fragte Lee wütend. „Ist mein Geld weniger wert als das der anderen Gäste?“
    Cronaco grinste geringschätzig. „Ihr Geld!“ meinte er nur wegwerfend. „Es hörte sich an, wie: auf die paar Dollar können wir gut verzichten!“
    Lee verspürte den Drang, die prall gefüllte Brieftasche hervorzuziehen und sie dem Geschäftsführer unter 'die Nase zu halten. Er unterdrückte den Wunsch und ging zu einem Tisch an der kleinen Tanzfläche. Von hier würde er Patricia gut sehen und hören können. Er bestellte bei dem Kellner eine Flasche Champagner, obwohl er wußte, das das importierte Getränk in diesem Lokal enorm teuer war. Aber alle sollten sehen, daß er es nicht nötig hatte, mit dem Geld zu geizen.
    Viel war nicht los; der Nachtklub war kaum zur Hälfte gefüllt. Die Kapelle machte gerade Pause.
    Lee steckte sich eine Zigarette in Brand. Er war entschlossen, sich einen genußreichen Abend zu leisten, aber er merkte, daß das nicht leicht sein würde. Die Verächtlichkeit des Geschäftsführers hatte ihm die Stimmung verdorben. Plötzlich sah er den Geschäftsführer auf sich zukommen. In Cronacos Begleitung befand sich der Kellner, bei dem Lee den Champagner bestellt hatte.
    „Soll das ein Witz sein?“ fragte Cronaco, als er den Tisch erreicht hatte.
    „Ein Witz? Ich verstehe Sie nicht!“ sagte Lee.
    „Sie haben Champagner gewünscht — davon kostet die Flasche vierzig Dollar!“
    „Na und?“ fragte Lee.
    „Darf ich Sie bitten, die Zeche im voraus entrichten zu wollen?“ fragte Cronaco höhnisch.
    „Ist das in diesem jämmerlichen Laden so üblich?“ erkundigte sich Lee. Er wollte schon aufbrausen, um Cronaco die Meinung zu sagen, aber dann fiel ihm ein, daß er jetzt endlich Gelegenheit hatte, seinem Widersacher mit der prall gefüllten Brieftasche zu imponieren. Er zog sie hervor und genoß es, Cronacos verblüfftes Gesicht zu sehen. Auch der Kellner machte große Augen.
    „Lassen Sie, Lee“, sagte der Geschäftsführer rasch und devot. „Es war nur ein Vorschlag. Ich habe es mir anders überlegt. Natürlich genügt es, wenn Sie später zahlen.“ Er deutete eine Verbeugung an und ging mit dem Kellner davon.
    Lee fühlte sich etwas besser. Ungeduldig erwartete er das Auftauchen der Musiker. Wie würde Patricia reagieren, wenn sie ihn sah? Er biß sich auf die Unterlippe und dachte nach. Wer mochte wohl im Augenblick den Vorzug genießen, ihr Freund zu sein? Einige Monate war sie, wie er wußte, mit Cronaco liiert gewesen, aber dann hatte ein tüchtiger Börsenmakler den Geschäftsführer abgelöst.  
    Die Musiker kamen zurück. Die Kapelle bestand nur aus fünf Mann. Die Band hatte keinen besonderen Namen, während Patricia immerhin schon zwei Schallplatten besungen hatte. Der große Anschluß an das Schaugeschäft war aber auch ihr noch nicht gelungen. „Wenn Sie so singen könnten, wie Sie aussehen, würde ich einen Star aus Ihnen machen“, hatte ihr einmal ein Agent erklärt.
    Warum komme ich nicht von Patricia los? überlegte Lee. Weshalb rede ich mir ein, daß nur sie meinem Leben Schwung und Inhalt geben kann? Ich sollte es doch wirklich besser wissen! Als ich in Not war, als es mir dreckig ging, hat sie mich sitzen lassen. Nur ein einziges Mal hat sie mich im Zuchthaus besucht. Da war ganz im Anfang. Dann blieb sie weg.
    Die Band begann zu

Weitere Kostenlose Bücher