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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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blickte über die Tanzfläche und hob die Hand, um einem Stammgast zuzuwinken. Lee fühlte den Schmerz der Eifersucht und der Enttäuschung an seinem Herzen nagen.
    „Du scheinst dich gar nicht zu freuen, mich nach so langer Zeit einmal wiederzusehen.“
    Patricia schaute ihn an. „Hast du das denn erwartet?“ fragte sie ruhig.
    Seine Züge verhärteten sich. „Ich kann nicht vergessen, was einmal war“, erwiderte er beinahe trotzig.
    „Ist das meine Schuld?“
    „Ja, es ist deine Schuld!“ stieß er hervor. „Soll ich dich daran erinnern, was du mir einmal geschworen hast?“
    Patricia lächelte matt, fast sah es so aus, als versuchte sie ihn mit Güte zu beeindrucken. „Das ist doch vorbei, Dirk“, sagte sie leise. „Für immer vorbei. Das Leben geht weiter. Es führt kein Weg zurück. Warum kannst du das nicht begreifen?“
    „Die Vergangenheit ist niemals tot“, erklärte er. „Man kann sie nicht einfach ignorieren. Wir bestehen doch nur aus der Summe des Vergangenen!“ Er war überrascht, als es heraus war. Er hatte es ganz impulsiv geäußert aber jetzt schien es ihm so, als sei es die tiefste Wahrheit.
    Patricia machte ein nachdenkliches Gesicht. „Eben“, sagte sie. „Und weil das so ist, können wir nicht wieder Zusammenkommen. Die Vergangenheit hat mir gezeigt, was du wert bist — und das kann ich nicht auslöschen.“
    „Soll ich dich ebenfalls an die Vergangenheit erinnern ? Soll ich von einem Versagen sprechen, soll ich wiederholen, wie gemein du mich im Stich gelassen hast?“
    Patricia machte eine Geste, als ob sie sich erheben wollte. „Bleib, bitte!“ sagte er rasch und erschreckt. „Ich hab‘ es ja nicht so gemeint —.“
    „Schon gut“, meinte sie resignierend. Sie hob das Glas. „Ich habe Durst.“
    Sie tranken. Er schaute über den Rand' seines Glases hinweg und bewunderte Patricias kupferrotes Haar, ihre glatten, runden Schultern, und ihre weiße, weiche Haut.
    „Wovon lebst du jetzt?“ fragte Patricia. Es klang nicht wirklich anteilnehmend; anscheinend wollte sie nur den Hunger in seinen Augen mit ein paar konventionellen Fragen brechen.
    Lee setzte das Glas ab. „Hm — mir geht es nicht schlecht“, sagte er ausweichend. „Ich verdiene gut.“
    „Was verstehst du darunter ?“
    „Heute Abend habe ich zum Beispiel fünftausend Dollar eingenommen“, sagte er, scheinbar gelangweilt.
    „Das ist eine Menge Geld.“
    „Es geht“, wehrte er ab.
    „Du siehst nicht so aus, als ob du plötzlich ein reicher Mann geworden wärest“, sagte Patricia mit dünnem Lächeln.
    Er zog die Brieftasche hervor und klappte sie auf. „Nun?“ fragte er. „Noch immer Zweifel?“
    „Steck‘ das Geld weg!“ sagte Patricia, die plötzlich ärgerlich wurde. „Bildest du dir ein, in diesem Lokal verkehren nur Ehrenmänner? Wenn jemand sieht, was du bei dir trägst, kannst du dich auf einen unruhigen Heimweg gefaßt machen!“
    „Ach Quatsch — ich fürchte mich vor niemand!“
    „Du bist noch nie sehr stark gewesen, Dirk“, stellte Patricia fest. „Das solltest du nicht vergessen.“
    Er schob die Briefasche in das Jackett zurück. „Was verdienst du in diesem Laden?“ fragte er wie beiläufig.
    „Fünfhundert im Monat.“
    „Wenn du zu mir ziehst, bekommst du das Doppelte“, sagte er mit plötzlich heiserer Stimme.
    „Nicht zu machen.“
    „Ich verstehe — du hast einen reichen Freund, nicht wahr?“
    „Laß uns nicht wieder davon anfangen. Du weißt, wie es das letzte Mal endete.
    „Ja, ich weiß, du holtest Cronaco und ersuchtest ihn darum, mich auf die Straße zu setzen.“
    „Ich habe es nicht gern getan. Aber du hattest mich dazu herausgefordert.“
    „Kannst du denn nicht begreifen, daß ich alles nur aus Liebe tue?“
    Patricia verzog die Lippen. „Was verstehst du schon von Liebe!“ meinte sie seufzend.
    Lee wollte eine scharfe Antwort geben, aber er bezwang sich. „Mir ging es eine Zeitlang ziemlich dreckig“, gab er zu. „Ich hatte sogar Mühe, die Miete aufzubringen — aber das ist jetzt vorbei. Ich begreife, daß eine Frau von deinem Format nur mit einem Mann Zusammenleben kann, der Erfolg hat. Ich schwöre dir, daß ich ab sofort diesen Erfolg haben werde — meine Pechsträhne ist endgültig vorbei.“
    „Die Fünftausend in der Brieftasche machen dich übermütig“, meinte Patricia. „So bist du immer schon gewesen — sobald du ein paar Dollar in der Hand hattest, glaubtest du die Welt erobern zu können! Es gab eine Zeit, wo mich

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