Stürmische Eroberung
lächelte er Prudence zu. "Will wird jedes Mal zum Opfer seiner Lüste, sobald er ein Glas zu viel hatte."
Price stieß ein paar derbe Flüche aus. "Die Frau gehört mir", knurrte er schließlich. "Das war abgemacht."
"Was will ein Toter noch mit einer Frau?" fragte Jeffrey höhnisch. "Du Narr! Was glaubst du wohl, warum ich sie hierher brachte? Natürlich nur aus dem einen Grund, um damit meinen lieben Lucas in die Falle zu locken. Und außerdem will ich mir seine Gemahlin nehmen, wann immer es mir beliebt. Jetzt raus mit dir! Wenn ich genug von ihr habe, überlasse ich sie dir. Was stehst du noch hier herum? Hinaus! Du weißt doch, was du zu tun hast, falls du dein Geld willst."
Wütend zog Will die Brauen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. "Sie werden mir mehr schulden als ein paar mickrige Schilling und die Überfahrt in die Kolonien auf Ihrem Schiff, wenn ich alles für Sie erledige. Ja, viel mehr sogar", brummte er.
"Tu gefälligst, was ich dir gesagt habe, Price. Andernfalls wirst du bald herausfinden, dass niemand lange überlebt, der meine Pläne durchkreuzt."
Will zuckte mit den Schultern. "Na dann werden Sie wohl einen neuen Halsabschneider finden müssen, der mich beseitigt. Allein bekommen Sie das ja nicht fertig", sagte er verächtlich. "Sie machen mir keine Angst, Captain, mir nicht!"
Prudence sah Will überrascht an. "Du sollst mit aufs Schiff? Das hat er dir versprochen? Was bist du doch für ein Esel! Da hast du dir aber einen schönen Bären aufbinden lassen von Captain Fox. Weißt du denn nicht, dass sein Schiff vor Gibraltar geentert wurde und zusammen mit der Mannschaft auf dem Grund des Mittelmeers liegt?" Sie lachte, da Will sie ungläubig anstarrte. "Es gibt kein Schiff. Sagen Sie's ihm, Captain!"
Will sah hinüber zu Jeffrey. "Was redet sie da?" brüllte er dann hasserfüllt. "Wollten Sie mich etwa hinters Licht führen? Sie haben doch behauptet, Ihr Kahn liege in Deptford vor Anker."
Jeffrey warf Prudence einen wütenden Blick zu, doch dann fasste er sich wieder. "So ist es auch", antwortete er einigermaßen ruhig und lächelte. "Geh doch hin und sieh nach, wenn du mir nicht traust."
Doch Will glaubte ihm nicht mehr. Nur eine Armlänge trennte die beiden Männer voneinander. Price' Augen leuchteten auf, und er fühlte sich plötzlich vollkommen nüchtern. "Sie lügen. Dabei haben Sie mir versprochen, dass ich für den Mord an Fox Prudence bekomme, die Überfahrt und eine prall gefüllte Börse obendrein. Davon ist kein Wort wahr, Sie Hund! Sie wollten mich von Anfang an loswerden, sobald ich die Drecksarbeit für Sie erledigt hätte."
Damit stürzte Will sich auf den Mann, der immer noch ein Messer in der Hand hielt. Die beiden wälzten sich am Boden, und Will presste seinem Gegner die Kehle zusammen. Doch plötzlich ließ er los und fiel zurück. Blut lief ihm aus einer Wunde in der Seite, wo Jeffrey ihm das Messer zwischen die Rippen gerammt hatte. Ungläubig betrachtete Will das Blut, dann sah er Jeffrey an, der drohend mit dem Messer herumfuchtelte.
"Der Teufel soll Sie holen", schimpfte Will. "Das werden Sie noch bereuen. Beim nächsten Mal entkommen Sie mir nicht so leicht." Er stand auf und humpelte hinaus, die Hand in die Seite gepresst.
"Mir scheint, Sie müssen nun nach einem anderen Handlanger Ausschau halten, der Lucas für Sie umbringt, Sie Feigling", erklärte Prudence bitter. "Scheinbar sind Sie dazu ja selbst nicht Manns genug. Haben Sie denn so schnell vergessen, wie Ihr Komplott in Marseille endete? Einem gedungenen Mörder ist eben nicht zu trauen."
Schwer atmend musterte er sie. "Wie Recht Sie doch haben. Man muss eben doch alles selbst machen." Mit einem widerlichen Grinsen steckte er das Messer zurück in den Stiefel. "Sie sollten mir übrigens danken, denn ich habe Sie gerade vor einem wahrlich schlimmen Schicksal bewahrt. Jetzt zieren Sie sich nicht so, Prudence", forderte er sie auf. "Sie gefallen mir mit jedem Augenblick besser. Und ich kann es kaum ertragen, Sie weiter allein hier in dieser schmutzigen Kammer einzusperren."
"Spielen Sie nur nicht den Gentleman. Ich habe Sie längst durchschaut!"
"Leider werden Sie noch ein wenig unter diesen unerfreulichen Bedingungen ausharren müssen, Teuerste, bis ich Ihren Gemahl in meiner Gewalt habe. Aber danach haben wir beide ja alle Zeit der Welt, um einander besser kennen zu lernen."
Es gelang Prudence nicht, ihren Abscheu zu verbergen. Fest sah sie ihn an und machte einen Schritt auf ihn zu.
Weitere Kostenlose Bücher