Stuermische Gefahr
Nicht zum ersten M al vermutete sie, dass es daran lag, dass er der Einzige war, mit dem sie reden konnte. Dem sie auf wunder same Weise all ihre Ängste und Sorgen anvertraut hatte. Sie wusste, dass er irgendwann wieder aufwachen würde. Dann würde sie einen Freund verlieren. Er würde ihnen sagen können , wer er ist, seine Familie, vielleicht seine Frau würden kommen und er wäre kein Teil ihres Lebens mehr. Ein Gedanke , der sie froh für ihn und etwas traurig für sie selbst werden ließ. Aber bis es soweit war, war sie für ihn da. Sie leistete ihm Gesellschaft und war seine Freundin, wie auch er ihr Freund war . „Wir haben eine seltsame Freundschaft wir beide, nicht wahr? Ich bin verrückt oder? “ Dabei hielt sie seine Hand. E r bewegte seine Finger.
Sie sprang auf. Er hatte die Hand bewegt! Sie starrte auf seine Finger. Nichts, sie lagen ruhig auf dem Laken. Sie überprüfte alle Anzeigen auf den Geräten. Nichts. Keine Anomalie. Vielleicht hatte sie sich getäuscht. Mit Sicherheit hatte sie sich getäuscht. Sie musste dringend nach Hause und ins Bett. Sie redete jede Nacht mit einem Komapatienten und verlor lang sam den Bezug zur Realität. Sie blieb noch einen Moment und hielt nochmal eine Weile seine Hand. Nichts.
Vielleicht sollte sie doch mal mit Dr. Lance Del Monte essen gehen.
Als sie das Zimmer verließ , wusste sie, dass sie sich dieses Date noch hundert Mal vornehmen konnte. Am Ende würde sie doch wieder kneifen.
2
New Orleans
Da war Nebel. Undurchdringlicher Nebel. Etwas sagte ihm, dass er weiter musste. Er hatte etwas Dringendes zu erledigen. Aber wie sollte er vorwärtskommen, wenn er in diesem Nebel nichts sehen konnte? Bewegte er sich überhaupt? Wo war er? Er wollte rufen, fragen, ob es hier noch etwas anderes außer diesem Nebel gab, aber aus seiner Kehle kam kein Laut.
Dann dämmerte es ihm. D as musste ein Traum sein. Er schlief.
Er musste unbedingt aufwachen. Aber auch das ging nicht. Am Anfang, als er begann , den Nebel zu sehen, war da zudem noch Schmerz gewesen, aber der wurde immer weniger, je mehr Nebel sich bildete. Manchmal hatte er das Gefühl, dass jemand ihn berührte, aber sein Körper blieb eigenartig schwerelos.
War er tot? War das der Zustand, in dem er bis in alle Ewigkeit verharren sollte? Panik ergriff von ihm Besitz, aber nicht lange, denn der Nebel umfing ihn wieder wie Watte. Zuckerwatte. Da war ein Duft. Manchmal. Lieblich und süß, wie ein Strauß Rosen. Wenn dieser Duft da war, war da auch diese Stimme. Wunderschön und melodisch, auch wenn er nicht verstehen konnte, was sie sagte. Er wollte unbedingt näher an diese Stimme heran. Woher kam sie? Er konnte in diesem Nebel nichts sehen.
Jemand hatte seine Hand genommen, da war er sicher. Die Person mit der wundervollen Stimme. Warum konnte sie ihn berühren, er sie aber nicht sehen?
Er drückte die Hand. Das war ein Fehler. Die Hand zog sich zurück und auch die Stimme verschwand. Das durfte nicht sein. Mit all seiner Kraft versuchte er den Nebel zu durch dringen.
Er nahm ein unangenehmes Piepen wahr. Der Nebel lichtete sich ein wenig. Er musste sich weiter anstrengen. Das Piepen wurde lauter und der Nebel weniger. Ein helles Licht wie von einem Blitz fuhr durch seinen Körper, ließ seine Augen schmerzen. Das war nicht der Himmel , und da war auch kein Nebel mehr. Das war eine weiße Zimmerdecke. Er blinzelte und ignorierte den Schmerz in seinen Augen. Er konnte nicht atmen, da steckte etwas in seinem Hals. Panisch griff er danach und genauso panisch fing ein Gerät neben ihm an zu piepsen. Die hohen Töne um ihn herum machten ihn fast wahnsinnig.
Er hörte, dass sich jemand näherte. Schritte, jemand rief nach einem Arzt. War jemand verletzt oder ging es um ihn?
Jemand sprach beruhigend auf ihn ein. Ein Mann. Das war nicht die Stimme, die er die g anze Zeit gehört hatte, die ihn aus dem Nebel geführt hatte. Langsam verstand er. Er war in einem Krankenhaus. Die Menschen hier sprachen ruhig und geduldig mit ihm, er hatte einen Unfall oder so was gehabt. Jetzt wollten sie ihm den Schlauch aus dem Hals ziehen. Eine Schwester befolgte die Anweisungen des Arztes, auch ihre Stimme war nicht die Richtige. Als sie den Schlauch entfernten, musste er furchtbar husten, fast hätte er wieder Panik bekommen, denn erst bekam er keine Luft. Doch dann, ganz langsam erinnerte sich sein Körper daran, wie man atmet.
„Können Sie uns Ihren Namen sagen?“
Er bewegte einen Finger und seine Beine. Ja,
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