Stürmische Romanze
Sie musste akzeptieren, dass es damit für immer vorbei war. Vielleicht ist es besser so, versuchte Kate sich zu trösten. So würde sie zumindest leichter über ihn hinwegkommen.
Doch als Kate sich zum Abend umzog, wusste sie nicht, ob sie das alles ertragen würde. Wie sollte sie sich erholen, wenn ihr Herz gebrochen war?
Da auch Michelina anwesend war, musste Kate sich beim Essen nach außen hin so verhalten, wie es von einem Gast erwartet wurde. Sie lobte das köstliche Essen,
Pasta con le sarde
.
Michelina lächelte freundlich. „Es ist unser Nationalgericht“, erklärte sie stockend auf Englisch.
Giovanni warf Kate einen viel sagenden Blick zu. „Kate kennt es bereits“, sagte er und lächelte ebenfalls.
„Du kannst dich auf einige kulinarische Genüsse freuen, Kate“, versprach Giovanni und schenkte ihr ein Glas Wein ein. „Sizilianische Gerichte sind schärfer, würziger und süßer als das Essen im restlichen Italien.“ Wieder lächelte er. „Das verdanken wir den arabischen Eroberern.“
Als Michelina nach dem Essen frisch aufgebrühten Kaffee brachte, unterdrückte Kate ein Gähnen.
„Du solltest jetzt ins Bett gehen“, meinte Giovanni sanft. „Komm mit.“
Kate sehnte sich danach, von Giovanni in die Arme genommen zu werden. Doch als sie vor ihrem Zimmer stehen blieben, berührte er sie nicht einmal.
Der nächste Tag war strahlend schön. Sie fuhren durch die Berge zu einem Naturpark an der Küste. Giovanni hatte Kate erzählt, dass es dort wunderschön sei. Und als Kate das kleine Fischerdorf Cefalù mit seinen Sandstränden und Fischerbooten sah, verliebte sie sich augenblicklich in die idyllische Landschaft.
Giovanni verlangsamte das Tempo und wies auf La Rocca, einen gigantischen Felsen, der den Ort überragte. „Woran erinnert dich das?“
„Es sieht aus wie ein Kopf“, erwiderte sie, ohne zu zögern.
Er lachte. „Kluges Mädchen! Genau das fanden die alten Griechen auch. Das griechische Wort für Kopf lautet ‚kephalos‘ – daher die Bezeichnung ‚Cefalù‘.“
Kate freute sich, dass sie richtig geraten hatte. Und noch mehr freute sie sich über Giovannis Lob. In Momenten wie diesen fiel es ihr leicht zu vergessen, warum sie hier war. Für kurze Zeit konnte sie sich sogar einreden, sie und Giovanni wären ein ganz normales Paar.
Aber so ist es nicht, rief sie sich in Erinnerung und blickte aus dem Fenster. Zu oft hatte sie sich in der Vergangenheit Dinge gewünscht, die unerreichbar waren. Ich muss damit aufhören, dachte Kate.
Sie stiegen aus und gingen zu der normannischen Kathedrale. Giovanni legte Kate seine Leinenjacke um die Schultern.
„Auf Sizilien müssen Frauen ihre Arme bedecken, wenn sie religiöse Stätten besuchen“, erklärte er, als sie das kühle, dunkle Gebäude betraten.
Kate hatte das Gefühl, von einem Moment auf den anderen in Siziliens stürmische Vergangenheit versetzt zu werden. Schweigend und andächtig schlenderten sie durch die beeindruckende Kathedrale. Kate vertiefte sich in ihren Reiseführer und zündete dann später mit zittrigen Händen eine Kerze an. Als sie die Kathedrale verließen und in den warmen Sonnenschein hinaustraten, war Kate sehr blass.
Giovanni blickte sie an. „Zeit fürs Mittagessen“, stellte er fest.
Sie gingen in ein Restaurant, von dessen überdachter Terrasse aus man einen wunderschönen Blick über den Strand mit den kleinen Fischerbooten hatte. Giovanni bestellte Schwertfisch und blickte Kate, nachdem der Ober gegangen war, durchdringend an.
„Kate, wir müssen über gewisse Dinge reden“, begann er sanft.
Kate wusste genau, was er meinte. Doch sie gab vor, ihn nicht zu verstehen – es war für sie noch immer sehr schmerzlich, über das Baby zu sprechen.
„Worüber?“ fragte sie.
„Über das Baby.“
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Warum? Es war nur ein Unfall, und glücklicherweise …“
„Sag so etwas nie wieder“, fiel Giovanni ihr energisch ins Wort.
„Aber es ist doch die Wahrheit! Für dich war es bestimmt …“ Sie suchte nach den richtigen Worten, „… eine Erleichterung.“
Giovanni schüttelte entgeistert den Kopf. „Wie kannst du etwas so Furchtbares als Erleichterung bezeichnen?“
Kate schluckte. „Es war schließlich nicht geplant!“
„Was glaubst du denn, wie viele der Babys, die zur Welt kommen, geplant sind?“
Bildete sie es sich nur ein, oder klang er wirklich traurig? Hatte er das Baby vielleicht ebenso sehr gewollt wie sie?
„Das ist etwas
Weitere Kostenlose Bücher