Stürmische Romanze
ich“, erwiderte Giovanni energisch. „Ich werde dich mit nach Sizilien nehmen und mich dort um dich kümmern.“
Bis es mir besser geht, dachte Kate verzweifelt. Aber was dann? Doch sie war zu erschöpft, um weiter Widerstand zu leisten. Im Grunde erleichterte es sie, dass Giovanni die Dinge in die Hand nahm. Er schien genug Kraft für sie beide zu haben. Außerdem wusste Kate, dass sie wirklich jemanden brauchte, der sich um sie kümmerte. Und Lucy konnte sie nicht fragen, da ihr Lebensgefährte gerade in London war, was selten genug vorkam.
Auch bei ihren Eltern würde sie nicht bleiben können, ohne ihnen eine Erklärung zu geben. Und sie wollte die beiden auf keinen Fall enttäuschen. Die Ärzte hatten zwar gesagt, sie könnte schon wieder arbeiten, sobald sie sich ein wenig erholt hätte. Doch Kate fühlte sich leer und ausgebrannt.
„Also, bist du einverstanden?“ Giovanni blickte sie forschend an.
„Ja.“ Kate nickte langsam. Dann schloss sie die Augen und schlief ein.
Giovanni betrachtete sie eine Weile, bis ihre Atemzüge ruhiger wurden und sich ihr Gesicht entspannte. Dann erst beugte er sich über sie und küsste sie sanft auf die Stirn. Als er das Zimmer verließ, drückte seine Miene den Verlust und den Schmerz aus, den er empfand.
Am nächsten Tag mietete er einen Privatjet, weil er Kate nicht der Hektik aussetzen wollte, die üblicherweise auf Flughäfen herrschte. Sie war noch immer sehr blass und in sich gekehrt, wie er besorgt feststellte.
Sie rang sich ein Lächeln ab. „Ich werde meine Sachen packen und …“
„Nein“, schnitt Giovanni ihr das Wort ab.
Ich
packe für dich.“
„Ich bin doch keine Invalidin“, versuchte Kate zu scherzen.
Doch es war ihr deutlich anzusehen, wie schwach sie noch immer war. „Das weiß ich, Kate“, erwiderte Giovanni ruhig. „Aber ich habe dir gesagt, ich würde mich um dich kümmern. Und das werde ich auch.“
Es war eine Ironie des Schicksals: Was Kate sich immer sehnlichst gewünscht hatte, bekam sie nun. Wahrscheinlich fühlte er sich in der Rolle des männlichen Beschützers einfach sehr wohl. Doch sie wusste, Giovanni war zu mehr nicht bereit, es war nur vorübergehend. Sobald sie sich erholt hätte, würde es vorbei sein.
Kate war überwältigt vom Anblick der grünen Hügel.
Giovanni bemerkte ihre Überraschung. „Hier ist schon Frühling“, erklärte er, als das Flugzeug auf der Landebahn aufsetzte. „Auf Sizilien ist das die schönste Jahreszeit, denn im Sommer wird es unerträglich heiß. Das Land ist dann trocken und ausgedörrt, und der
Schirokko
, ein trockener, staubiger Wüstenwind, weht unbarmherzig. Dann bleiben die Sizilianer in ihren Häusern und meiden die Sonne, so gut es geht.“
Ein Wagen war für sie bereitgestellt worden. Giovanni half Kate behutsam beim Einsteigen und deckte sie mit einer leichten Kaschmirdecke zu.
„Aber ich …“
„Ich weiß: Du bist keine Invalidin. Entspann dich einfach, und genieße es, Kate.“
Kurz darauf fuhren sie eine Straße entlang, die durch die Hügel bei Palermo führte. Blumen in allen nur erdenklichen Farben blühten, so weit das Auge reichte. Kate hatte noch nie etwas so Schönes gesehen, und der Anblick berührte sie zutiefst. Das also ist Giovannis Heimat, dachte sie bewegt.
Sie fuhren einen Hügel hinauf. Oben angekommen, führte die Straße durch ein elektronisch gesteuertes schmiedeeisernes Tor, das sich lautlos öffnete und hinter ihnen wieder schloss. Nur wenig später erblickte Kate eine wunderschöne Villa. Es war ein flaches, lang gestrecktes Gebäude. Eine ältere Frau in einem schlichten schwarzen Kleid öffnete die Tür und blickte Kate neugierig an.
„Kate, das ist Michelina“, stellte Giovanni vor und sagte dann auf Sizilianisch etwas zu der Frau, die daraufhin freundlich nickte.
„Michelina arbeitet schon seit vielen Jahren für meine Familie“, erklärte Giovanni. Dann führte er Kate durch einen angenehm kühlen Korridor in ein luxuriöses Schlafzimmer mit Marmorfußboden, dessen Fensterläden geschlossen waren. Auf dem großen Bett lag ein wunderschöner bestickter Überwurf. Fragend blickte Kate Giovanni an.
„Hier wirst du schlafen“, erklärte er kurz angebunden.
„Und wo schläfst du?“ fragte sie leise.
„Mein Zimmer ist am anderen Ende des Flurs“, erwiderte er und presste kurz die Lippen zusammen.
Jetzt wusste Kate also Bescheid. Giovanni wollte sich zwar um sie kümmern, doch nachts würde er sie nicht in den Armen halten.
Weitere Kostenlose Bücher