Stürmische Romanze
gehofft hatte. Stattdessen schien sie immer stärker zu werden.
Vormittags waren sie in Palermo gewesen. Er hatte Kate mit zum Hauptsitz des Calverri-Unternehmens genommen. Seine Sekretärin war zwar höflich gewesen, hatte Kate jedoch mit kaum verhohlener Neugier angesehen. Und jetzt stand ihnen so etwas wie eine Feuertaufe bevor: Innerhalb der nächsten Stunde würden seine Eltern und zwei Tanten kommen, um gemeinsam mit ihnen Mittag zu essen. Sie wollten Kate kennen lernen, und sie hatte widerstrebend zugestimmt.
„Warum wollen sie mich treffen?“ hatte sie gefragt.
„Kate“, hatte Giovanni geduldig erwidert, „du bist jetzt schon seit fast zwei Wochen hier. Sie sind einfach neugierig, das ist alles.“
Das ist alles.
Kate nickte. „Ich verstehe.“
„Ich habe noch nie eine Frau mit hierher nach Sizilien gebracht.“
Natürlich nicht, dachte Kate. Er war ja auch mit Anna liiert gewesen. Giovanni erwähnte seine Exverlobte nie. Ob er sich wieder mit ihr aussöhnen wollte? Kate befürchtete es. Das würde Giovannis Distanziertheit ihr gegenüber erklären.
Eigentlich gab es an seinem Verhalten nichts zu bemängeln. Giovanni war ausgesucht höflich, aber sehr zurückhaltend. Vielleicht hatte die Fehlgeburt seine Leidenschaft zum Erlöschen gebracht. Warum vermied er jeden Körperkontakt?
„Deine Eltern werden mich nicht mögen“, sagte Kate leise.
„So ein Unsinn. Natürlich werden sie das!“
„Und wie soll ich mich mit ihnen verständigen? Ich kann doch nur fünfzig Wörter Sizilianisch!“
„Dann sollten wir wohl unseren Unterricht ein wenig intensivieren,
cara“
, stellte Giovanni fest. „Im Übrigen sprechen meine Eltern sehr gut Englisch – genau wie der Rest der Familie.“
„Also gut.“ Sie hatte geseufzt. „Du hast gewonnen.“
Doch Giovanni hatte nicht das Gefühl gehabt, einen Sieg errungen zu haben. Und es gab noch etwas Wichtiges, das er Kate sagen musste.
Er blickte auf, als sie das Zimmer betrat. Ihr rotes Haar war frisch gewaschen und glänzte. Kate trug ein zartgrünes Kleid, das ihre schlanke Figur und die langen Beine betonte. Ihre Haut war leicht gebräunt von der Sonne, und sie schien auch zugenommen zu haben. Sie sah einfach atemberaubend aus, und Giovanni erfasste ein so wildes Verlangen, dass er den Blick nicht von ihr abwenden konnte.
Cara,
du siehst einfach wundervoll aus“, sagte er rau.
„Danke“, erwiderte Kate ruhig. Sie hoffte, Giovanni würde ihr nicht ansehen, wie unglücklich sie war. Denn sehr bald würden sich ihre Wege trennen.
„Komm, setz dich zu mir.“ Er klopfte auf den Platz neben sich. „Möchtest du vielleicht etwas trinken?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, vielen Dank, ich bin ganz zufrieden.“ Und das stimmte auch. Zumindest körperlich ging es Kate wieder gut. Die warme Sonne und das köstliche Essen hatten dazu beigetragen, aber auch die wunderschöne Umgebung, die Giovanni ihr voller Stolz gezeigt hatte. Eine Weile lang hatte Kate sich einredet, es würde immer so weitergehen, und gehofft, dass sie und Giovanni auf Dauer ein glückliches Paar werden könnten.
Seit sie akzeptiert hatte, dass Giovanni nicht mehr mit ihr schlafen wollte, hatte sie sich wirklich entspannt, denn sie entdeckten jetzt viele Gemeinsamkeiten. Trotzdem begehrte Kate ihn nach wie vor.
„Wann kommt deine Familie?“
„In etwa einer Stunde.“ Er schwieg kurz, ehe er fortfuhr: „Kate, ich muss dir etwas sagen, bevor sie hier sind.“
Etwas in seiner Stimme ließ ihr Herz heftig schlagen. Fragend blickte sie ihn an.
„Es geht um Anna.“
Ihr wurde schwindelig. „Das habe ich mir gedacht.“
„Tatsächlich?“ Giovanni wirkte überrascht.
Sag es, ermahnte Kate sich.
Nur so kannst du deine Würde bewahren.
„Du möchtest, dass ihr wieder ein Paar werdet“, sagte sie ausdruckslos.
„Was
?“
„Sie wird bald heiraten und Mrs. Calverri heißen …“
Giovanni schwieg. Dann lachte er. „Ja, das stimmt.“
Wie konnte er nur so gefühllos sein und darüber lachen? „Ich wünsche euch alles Gute“, sagte Kate kühl.
Giovanni hörte auf zu lachen. „Wirklich, Kate?“
Offensichtlich war sie nicht so gut im Lügen, wie sie dachte. Kate rutschte ans Ende des Sofas. „Was glaubst du denn? Meinst du, ich hätte keine Gefühle?“
„Du lässt dir jedenfalls nicht anmerken, was du empfindest.“
„Das musst du gerade sagen!“ rief Kate aufgebracht.
„Ich bin ja auch Sizilianer“, konterte Giovanni.
„Du bist wirklich sehr gut
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