Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
wütender, als ich ihn je erlebt hatte. Ich wollte ihm alles erklären, aber er hörte mir einfach nicht zu.“
Darius seufzte. „Ich hatte ohnehin schon meine Sachen gepackt und war abreisebereit, noch bevor er mich des Hauses verwies – für immer. Doch ich hielt es für zu gefährlich, Penny allein dort zurückzulassen. Also habe ich sie mit nach London genommen.“
„Und wie kam es überhaupt dazu?“, fragte Chloé mit bebender Stimme.
„Das erkläre ich dir gern. Aber nicht hier. Dafür müssen wir ungestört sein.“
Bevor Chloé etwas erwidern konnte, hob Darius sie hoch und trug sie über den Rasen und ums Haus. Als sie sich dem Seiteneingang näherten, wurde ihr klar, wohin er sie bringen wollte. Sie begann zu protestieren.
„Nein! Ich … ich werde nicht …“
Darius neigte den Kopf und brachte sie mit einem kurzen, aber leidenschaftlichen Kuss zum Schweigen. Dann trug er sie ins Haus und in sein Schlafzimmer. Als er sie schließlich absetzte, fuhr sie ihn an: „Wie kannst du es wagen, mich hierherzubringen, wo du mit Penny geschlafen hast und wo du sicher auch diese Nacht mit ihr verbringen wirst? Soll ich einfach so tun, als wüsste ich das nicht?“
„Nein“, entgegnete Darius. „Weil du dich nämlich irrst. Penny und ich haben weder hier noch irgendwo anders je zusammen geschlafen. Heute Nacht wird sie sicher bei ihrem Mann schlafen, wie sie es immer tut. Sie wollte euch vorhin miteinander bekannt machen, aber er war gerade oben und sah nach ihrem gemeinsamen kleinen Sohn.“
Stille trat ein. Dann fragte Chloé stockend: „Penny … Penny ist verheiratet? “
„Ja. Und zwar mit Jean Pierre, dem Freund, der sich um mein Weingut in der Dordogne kümmert. Sie haben sich vor ein paar Jahren kennengelernt, als er geschäftlich in London zu tun hatte. Ein paar Monate später haben sie geheiratet.“
„Aber davor war sie mit dir zusammen!“
Darius schüttelte den Kopf. „Nein. Sie ist damals zu mir gekommen, weil sie Andrew verlassen wollte.“
„Und warum, wenn nicht deinetwegen?“, fragte Chloé.
Darius nahm ihre Hand, führte sie zum Bett und ließ sich dort mit ihr nieder. Ruhig, fast ausdruckslos sagte er: „Andrew und ich waren uns schon als Kinder nicht besonders nahe. Er führte ein untadelhaftes Leben. Ich nicht. Er war auch ein ziemlicher Einzelgänger, und es war ihm immer bewusst, dass er Dads Erbe war. Andrew hatte nicht viele enge Freunde, und es schien auch keine Frau zu geben, die ihm etwas bedeutete. Die Verlobung war also eine ziemliche Überraschung“, erklärte er. „Ich habe mich sehr für ihn gefreut, denn Penny war bildhübsch und so lebendig. Ich dachte, sie sei vielleicht genau das, was er brauchte.“
Mit klopfendem Herzen hörte Chloé zu.
„Ich war zwar viel weg, aber bei meinen Besuchen entging mir nicht, dass es zwischen ihnen nicht gut lief“, fuhr Darius fort. „Andrew wirkte introvertierter als je zuvor, und Penny war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ich habe versucht, mit ihm darüber zu sprechen, aber wie immer hat er alles abgeblockt.“ Er atmete tief ein und fuhr fort: „Als ich zum Geburtstagsball nach Hause kam, war alles noch schlimmer geworden. Diesmal sprach ich meinen Vater darauf an, der mich aber nur aufgebracht darauf hinwies, Andrew sei ein musterhafter Ehemann, der es mit seiner schwierigen, neurotischen Frau nicht einfach habe. Mit einem Hinweis auf mein eigenes schändliches Privatleben, wie er es nannte, befahl er mir, mich aus der Sache herauszuhalten.“
Als Darius sanft Chloés Finger streichelte, stockte ihr der Atem, denn sie stellte sich unwillkürlich vor, wie seine Haut ihre berührte.
„Mein Vater wusste jedoch etwas Wichtiges nicht, weil es auch mir selbst gerade erst klar geworden war: dass sich mein Leben für immer verändert hatte. Und zwar in dem Moment, als ich zum Schwimmen an den Fluss fuhr und dort eine dunkelhaarige junge Frau am Ufer erblickte, die darauf wartete, dass ich mich in sie verliebte.“
Errötend senkte Chloé den Kopf, sodass ihr das lange Haar über das Gesicht fiel. Noch immer waren ihre Gefühle in Aufruhr, doch nun begann es sich ganz anders anzufühlen.
„Genau das ist auch passiert“, sagte Darius. „Und es machte mich unendlich glücklich. Denn zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich etwas, für das es sich zu arbeiten lohnte. Trotz allem konnte ich aber nicht ignorieren, was in meinem Umfeld passierte. Penny wollte immer wieder mit mir reden, was Andrew sicher nicht
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