Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
Außerdem war da ja auch noch Penny. Das durfte Chloé niemals vergessen, auch wenn sie sich noch so sehr danach sehnte, dass Darius sie ansah und berührte.
Wortlos um Verständnis flehend sah sie Darius an. Dieser legte seufzend das Kleid aufs Bett, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Zum Kleid gehörte ein Unterrock, sodass Chloé darunter nur einen spitzenbesetzten Slip aus cremefarbenem Satin anzog. Nachdem sie mit einiger Mühe den Reißverschluss des Kleides geschlossen hatte, wollte sie sich schminken. Doch ihr zitterten so sehr die Hände, dass sie nur ein wenig pinken Lipgloss auftrug.
Sehr mutig sehe ich nicht aus, dachte Chloé, als sie ihr blasses Gesicht betrachtete. Doch bestimmt erwartete nach der Trennung von Ian niemand, dass sie vor Lebensfreude nur so sprühte.
Sie legte kleine jadebesetzte Ohrhänger an, schlüpfte in die silberfarbenen Sandaletten und nahm ihre silberne Abendhandtasche. Dann atmete sie tief ein und ging aus dem Zimmer.
Darius hatte sich gegen die Wand gegenüber gelehnt, richtete sich jedoch sofort auf, als sie erschien. Der Blick, mit dem er sie betrachtete, war voller Sehnsucht und Verlangen und ließ ihr Herz schneller schlagen. „Du verschlägst mir den Atem, Chloé“, sagte er leise. Dann ging er voran die Treppe hinunter und hinaus zu seinem Jeep.
Schnell bemerkte Chloé, wie sehr sich der Geburtstagsball von dem letzten unterschied. Damals war es eine sehr exklusive Angelegenheit gewesen, diesmal dagegen schien das ganze Dorf eingeladen zu sein – sogar Mrs Thursgood und ihr Ehemann, ein großer Mann mit buschigem Schnurrbart, der ebenso schweigsam war wie seine Gattin redselig.
Als Chloé den Ballsaal betrat, wurde es so still, dass sie das Rascheln ihres Abendkleides hörte und sehr deutlich Darius’ Hand an ihrem Ellenbogen spürte. Doch nach einem Moment setzte das allgemeine Plaudern wieder ein.
Ohne Darius anzusehen, sagte Chloé: „Nachdem du mich gezwungen hast herzukommen, darf ich mich jetzt vielleicht meiner Tante und meinem Onkel anschließen, damit du den Rest des Abends genießen kannst.“
„Ich komme mit“, erwiderte Darius. „Schließlich muss ich noch den Schlüssel zurückgeben.“
Chloé konnte ihn kaum davon abhalten, ohne eine Szene zu machen. Sie biss sich auf die Lippe und ging zu den Jacksons, die sich mit einer blonden Frau in einem hellblauen Kleid unterhielten. Diese drehte sich um und reichte ihr lächelnd die Hand. „Wie schön, Sie zu sehen, Chloé!“
„Guten Abend, Penny“, erwiderte Chloé leise. Der gefürchtete Moment war da – und noch schlimmer, als sie ihn sich ausgemalt hatte. Denn das Kleid der gertenschlanken Penny straffte sich über ihrem runden Bauch: Ganz eindeutig war sie schwanger. Auch ihr Gesicht wirkte runder und sanfter, und sogar Pennys Augen glänzten. Penny wirkte einfach glücklich – und sah schöner aus als je zuvor.
Verschwörerisch lächelnd wandte sie sich nun an Darius. „Du kommst genau rechtzeitig, mein Lieber. Dein Vater ist schon ganz unruhig, weil er endlich die Mitteilung machen möchte.“
„Dann gehe ich wohl besser zu ihm. Er möchte bestimmt, dass du auch dabei bist“, fügte er hinzu. „Fühlst du dich dazu in der Lage?“
„Ja, natürlich.“ Einen Moment lang ließ Penny die Hand beschützend auf ihrem Bauch ruhen. Sie schenkte den Jacksons und Chloé ein herzliches Lächeln. „Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment, wir werden uns später sicher noch ausgiebig unterhalten können, wenn sich alle von dem Schock erholen.“ An Chloé gewandt, fügte sie hinzu: „Und wir werden uns künftig ja hoffentlich häufiger sehen.“
Chloé blickte ihr nach, wie sie – bei Darius eingehakt – davonging. „Tante Libby, wie konntest du zulassen, dass er mich herbringt?“
„Ich hatte keine Wahl“, erwiderte ihre Tante ein klein wenig scharf. „Offenbar habe ich die Durchsetzungskraft dieses jungen Herrn unterschätzt – wie wir alle.“
Am anderen Ende des Raums half man Sir Gregory auf ein kleines Podium. Als er zwischen Darius und Penny ans Mikrofon trat, ging ein Raunen durch die Anwesenden.
Auf keinen Fall wollte Chloé sich anhören, was er verkünden würde, und sie wollte auch nicht lächeln und Beifall klatschen. Doch wenn sie nun ging, würde das für großes Aufsehen sorgen. Mit einem Trommelwirbel wurde nun um Ruhe gebeten.
Auf seinen silberbeschlagenen Gehstock gestützt, sagte Sir Gregory langsam: „Es ist mir eine große Freude, so
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