Stützpunkt Roter Stern
Prolog
Hans Benson, Vorsitzender des Hohen Rates,
in einem Interview im Sommer 2236,
vier Monate nach dem Putschversuch durch
Rendor Johnson und der Abwehr der Msssarrr-Invasion
innerhalb des Sol-Sonnensystems
FRAGE: Mister Benson, sehen Sie durch die Tatsache, dass es letztlich die Flotte der Starr war, die die Invasion der Msssarrr beendete, jetzt eine gewisse diplomatische Abhängigkeit zum Sternenreich des Arashlan?
ANTWORT: Nein, davon kann keine Rede sein. Wir sind unabhängig, werden unsere eigene Politik machen und uns den Aufgaben widmen, die jetzt anstehen. Dazu gehört natürlich in erster Linie alles, was mit den Aufräumarbeiten im Sol-System und dem Krieg gegen die Kridan zu tun hat. Die Situation ist nach wie vor sehr ernst und wir müssen alle unsere Kräfte bündeln, um den Bestand der Solaren Welten für die nächsten Jahre zu sichern.
FRAGE: Lassen Sie mich noch einmal auf meine ursprüngliche Frage zurückkommen …
ANTWORT (gereizt): Wir werden dadurch, dass die Starr uns geholfen haben, keineswegs zu ihren Vasallen – wenn es das ist, worauf Sie hinauswollen. Aber es gibt wirklich wichtigere Dinge als diese eher hypothetische Frage.
FRAGE: Viele sehen diese Frage gar nicht als so hypothetisch an. Mehrere Mitglieder des Hohen Rates haben in ihren Reden nach der Gegenleistung gefragt, die die Starr für ihre Hilfe erwarten!
ANTWORT: Wir haben freundschaftliche Beziehungen. Aber es gibt keine konkrete Gegenleistung. Die Starr sind nicht die Ersatz-Söldner für das Star Corps.
FRAGE: Was ist mit einer Beteiligung der Solaren Welten am Krieg der Starr gegen die J'ebeem? Es ist doch bekannt, dass die Starr seit langem diplomatisch darauf hinarbeiten, uns als Bündnispartner zu gewinnen. Wird es jetzt – unter den veränderten Bedingungen – dazu kommen?
ANTWORT (noch gereizter): Ich weiß nicht, was Sie von veränderten Bedingungen daherfaseln und weshalb Sie das nachplappern, was irgendwelche selbsternannten »klugen Köpfe« im Mediennetz von sich geben!
FRAGE: Dann können Sie definitiv ausschließen, dass die Solaren Welten auf Seiten des Arashlan in den Konflikt eingreifen?
ANTWORT: Jeder militärisch einigermaßen ausgebildete Beobachter wird Ihnen bestätigen, dass sich die Solaren Welten im Moment nun wirklich alles andere leisten können – nur keinen Zwei-Frontenkrieg. Die Invasion der Msssarrr hat doch gezeigt, wie nahe das die solare Menschheit an den Abgrund gebracht hat. Ist das Antwort genug?
FRAGE: Ich stelle fest: Definitiv ausgeschlossen haben Sie die Unterstützung der Starr nicht.
ANTWORT: Wenn Sie die eine oder andere Rohstofflieferung schon als kriegswichtige Unterstützung ansehen …
FRAGE: Gibt es da nicht einen fließenden Übergang? Soweit ich weiß, werden derzeit alle Handelskontakte mit dem Reich der J'ebeem auf den Prüfstand gestellt und unsere Außenvertretung bereitet einen Erlass vor, der sämtliche Waren, die ins Reich von Ebeem exportiert werden – viele sind es ja ohnehin bislang nicht – daraufhin untersucht, ob sie waffentaugliche Technologien enthalten!
ANTWORT: Das ist mir jetzt zu dumm. Diese Fragen waren auch nicht abgesprochen. Sie können auf meine Freigabe für dieses Interview lange warten …
FRAGE: Ich habe nur das gefragt, was sich auch die Öffentlichkeit fragt!
ANTWORT: Das Gespräch ist beendet. Schluss. Aus.
FRAGE: Mister Benson, wir danken Ihnen für das Gespräch.
ANTWORT: Wenn Sie das senden, haben Sie eine Klage am Hals, die Sie und Ihren Sender finanziell nie wieder auf einen grünen Zweig kommen lässt!
FRAGE: Mal sehen, was unser Justiziar dazu sagt, Mister Benson.
Aus den privaten Aufzeichnungen von Hans Benson
(unveröffentlicht, Freigabe frühestens 50 Jahre
nah Tod des Verfassers)
Von dem Moment an, als das erste keilförmige Starr-Schiff im Sonnensystem der Erde auftauchte, um die Msssarrr mit Antimateriewaffen hinauszubomben, hatten die Solaren Welten ihre diplomatische Unabhängigkeit faktisch verloren. Unsere Souveränität war eine Fiktion, an die wir selbst nur allzu gern glaubten. Dass die Starr sofort nach Einstellung der Kampfhandlungen wieder in ihr Arashlan zurückkehrten, mindert an dieser Aussage nichts. Und ebenso wenig die Tatsache, dass die Sauroiden in einem scheiterten: Sie schafften es nicht, durch einen Putsch eine ihnen genehmere Regierung einzusetzen.
Aus einem Memorandum von Brendon Margolis,
Sicherheitsbeauftragter von Julio Ling,
dem
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