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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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meint Kien beinahe lachend.
    »Nein, natürlich nicht. Wir können uns auch hier verabschieden«, antwortet Lorn, doch insgeheim fragt er sich schon, warum Jerial wohl darum gebeten hat.
    Nach einer weiteren Umarmung seiner Mutter und ausgiebigem Händeschütteln mit Vernt und dem Vater schreitet Lorn schließlich die Marmortreppe hinunter; unten trifft er auf Jerial, die, wie die anderen schon angekündigt haben, allein an der Vordertür wartet. Ihr Gesicht wirkt beherrscht, fast ausgezehrt, und die Augen zucken nach oben auf die leere Treppe hinter Lorn.
    »Ich wollte dich nicht gehen lassen, ohne … aber … ich möchte mich auch nicht aufdrängen …« Lorn stellt die grünen Taschen ein zweites Mal ab.
    »Ich weiß, dass du nicht mehr viel Zeit hast.« Jerial umarmt ihn – eine lange und warmherzige Umarmung, herzlicher als alle Umarmungen, an die Lorn sich seit seiner Kindheit erinnern kann. Dann löst sie sich und hebt etwas hoch, das in beigefarbenes Schimmertuch eingewickelt ist – passend zum Stoff des Uniformkleides, das sie trägt. Jerial legt das Paket in Lorns Hände. Das Ding misst etwa zweieinhalb Spannen im Quadrat und fühlt sich hart an. Lorn kann das polierte Holz deutlich unter dem Stoff fühlen.
    »Es gehörte Vater«, murmelt Jerial. »Er denkt, er hat es vor einigen Jahren verlegt. Ich weiß, dass du es früher oder später brauchen wirst. Vielleicht solltest du es erst benutzen, wenn du deinen Dienst angetreten hast – weit weg von Cyad. Vernt braucht es nicht; er hat sein eigenes und wird es auch nie so gut beherrschen wie du … oder wie du es beherrschen solltest … wenn du eines Tages nach Cyad zurückkehren willst.« Ihr Lächeln wirkt einerseits sehr einstudiert und andererseits auch warm – und irgendwie beunruhigend. »Auch wenn sie es mir nicht gestattet hätten, dich allein zu verabschieden … hättest du es bekommen.«
    Lorn verbeugt sich, er weiß, was sie meint. »Danke. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin.«
    »Jeder rät dir, du sollst vorsichtig sein.« Ihre Augen glänzen, aber die Wangen bleiben von Tränen verschont. »Auch ich rate dir das, aber vor allen Dingen … glaub an dich selbst, Lorn.«
    Mit dem Spähglas in der Hand umarmt Lorn seine Schwester noch einmal, bevor er sich losreißt und das Glas schnell in die linke Tasche packt; der brystanische Säbel liegt in der rechten Tasche verborgen.
    »Ich habe dir eine Kutsche bestellt. Der Fahrer wartet schon. Du sollst die Reise zum Verwunschenen Wald nicht damit beginnen müssen, die schweren Taschen quer durch Cyad zu schleppen.« Sie zieht die dunklen Augenbrauen hoch. »Das soll dir eine Lehre sein, kleiner Bruder. Spar dir deine Kräfte für das auf, was du selbst vollbringen kannst.«
    »Ja, ältere Schwester.«
    Beide lächeln.
    Lorn nimmt die Taschen und trägt sie um den Wandschirm herum, dann geht er die Treppe hinunter zur wartenden Kutsche.
    »Feuerwagenhaltestelle, Ser?«, fragt der Kutscher.
    »Ja, im Hafen«, bestätigt Lorn, während er die schweren Taschen in der Kutsche verstaut.
    »Ist gut, Ser.«
    Während die Kutsche in Richtung Westen zum Hafen rollt, dessen Piere in einen dünnen, unregelmäßigen Nebel eingehüllt sind, blickt Lorn noch einmal zurück zum Haus seiner Eltern, aber im Geiste ist er bei Myryan, die am Nachmittag zuvor weinte, als er sie noch einmal besuchte, um auf Wiedersehen zu sagen – und bei der rothaarigen Händlerin und den Tränen, die sie – und er – in der letzten Nacht vergossen haben.
    Er presst die Lippen aufeinander, die Augen blicken starr geradeaus.

 
    DIE CHRONIK VON RECLUCE
     
    1. Magische Insel · Band 06/9050 Mitte des 15. Jh.s
     
    Lerris, ein angehender Schreinergeselle, langweilt sich auf Recluce und ist gezwungen, der Hochburg der Ordnung den Rücken zu kehren. In Candar begegnet er dem Grauen Magier Justen und sein Leben nimmt einen dramatischen Lauf.
     
    2. Türme der Dämmerung · Band 06/9051 Beginn des 6. Jh.s
     
    Creslin, Sohn der Marschallin von Westwind, flieht vor einer arrangierten Ehe mit Megaera, doch er gerät in die Fänge der Weißen Magier. Als es ihm gelingt zu entkommen, fällt er wiederum Megaera in die Hände. Um ihr Leben zu retten, heiraten sie und fliehen nach Recluce. Creslin, der sich zu einem gefürchteten Sturm-Magier entwickelt hat, ist bald gezwungen, seine Kräfte im Kampf ums Überleben einzusetzen.
     
    3. Magische Maschinen · Band 06/9052 Beginn des 8. Jh.s
     
    Dorrin wird wegen seiner

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