Sturm im Elfenland
nicht ausgesprochen hätte.« Er schwieg und verlor sich in seinen Gedanken.
Munir sagte leise: »Du hattest deine Gründe dafür, und die kann ich nur respektieren, mein Herr und Gebieter. Aber es ist gut, dass du nun anderen Sinnes geworden bist. Wir werden uns gemeinsam eine Möglichkeit überlegen, wie wir die Zauberkraft unseres Volkes nutzen können und gleichzeitig ihren Missbrauch in Zukunft ausschließen.«
Er wandte seinen Blick zu Ivaylo und setzte hinzu: »Ich würde mich freuen, wenn ich dich ausbilden dürfte, mein Junge. Du bist ein starker Magier, und ich glaube, dass du eines Tages meine Arbeit wirst fortsetzen können.«
Ivaylo wandte sich ab. Er konnte offensichtlich nichts darauf erwidern und Auberon und Munir wechselten einen besorgten Blick.
Alana schüttelte den Kopf. »Lasst ihn. Er wird es tun, das weiß ich. Aber im Moment ist es ein wenig zu viel für ihn.« Sie legte ihre Arme um Ivaylo, wie um ihn zu schützen. »Wenn wir von der Kronfeste zurückkehren, wird er euch darauf antworten. Gebt ihm die Zeit.«
Auberon sah sie lange an, dann nickte er.
»Was ... wie lautet die andere Nachricht?«, fragte Ivaylo stockend und ohne sich umzudrehen.
»Deine Eltern«, sagte Auberon. »Wenn du von der Kronfeste zurückkommst, werden sie hier auf dich warten.«
»Was?«, rief Alana aus.
Auberon sah auf seine Hände nieder. »Die Befragung der Verschwörer hat uns davon überzeugt, dass Farran und Audra unschuldig sind. Ich kann ihnen allenfalls vorwerfen, dass sie mir als ihrem König die Gefolgschaft verweigert haben, aber sie haben sich mit Sicherheit nicht gegen mich verschworen. Es wird keine einfache Aufgabe sein, den Bann wieder zu lösen. Aber ich bin der Ansicht, dass wir deinen Eltern unrecht getan haben, und deshalb werden wir uns alle Mühe geben, sie heil und gesund zu dir zurückzubringen.«
Ivaylo schlug die Hände vors Gesicht. »So lange«, sagte er erstickt. Er wehrte heftig Auberons Hand ab, der seine Schulter berühren wollte. »Geht, bitte«, sagte er. »Geht alle. Lasst mich.«
Alana sah die Männer an. »Geht«, flüsterte sie. »Ich kümmere mich um ihn.« Sie fing Auberons betroffenen Blick auf. »Danke«, sagte sie. »Es ist gut, dass du selbst ihm die Nachricht überbracht hast.«
Gegen Abend kehrten die drei jungen Elfen zum Schloss zurück. Garnet und Alana hatten Ivaylo untergehakt und plauderten fröhlich über seinen Kopf hinweg.
»Wenn ich an diese schreckliche Kutsche denke, wird mir schlecht«, verkündete Ivaylo, als sie den Hof überquerten. Sein vorher so düsterer Gesichtsausdruck hatte einer entspannten, aufgeräumten Miene Platz gemacht. Mittlerweile schwankte sein Gemütszustand zwischen angespannter Neugier, Vorfreude auf das Wiedersehen mit seinen Eltern und einem Rest Furcht vor der anstrengenden Reise in die Berge.
»Du musst nicht mit der Kutsche fahren«, rief eine Männerstimme. Ein dunkel gelockter Kopf auf breiten, nackten Schultern tauchte aus dem Schatten des Stallgebäudes auf. »Ich bringe dich zu den Zwergen«, setzte der junge Mann mit dem bloßen Oberkörper fröhlich hinzu. »Wie schön, dich zu sehen, Ivaylo. Es ist lange her!«
»Calixto!«, rief Ivaylo und ließ die beiden Mädchen stehen, um mit ausgebreiteten Armen auf den Fremden zuzuhumpeln. »Calixto, ich habe so oft an dich gedacht!«
Die beiden reichten sich die Hände.
Alana kniff verwirrt die Augen zusammen. Sie kannte das Gesicht mit den großen Augen und der geraden Nase, wenn auch in einer jüngeren Ausgabe. In einer ihrer Visionen hatte sie Ivaylo und Calixto zusammen auf einem Pferd reiten sehen, aber da waren die beiden noch Kinder gewesen. Was war es nur, das sie jetzt störte?
»Was für ein wunderschöner Hengst«, hörte sie Garnet hingerissen ausrufen. Ja, da stand ein Pferd hinter Calixto, ein kräftiger, nicht sehr hoch gebauter Fuchs.
Hinter Calixto? Alana machte einen Schritt auf die beiden jungen Männer zu, die fröhlich lachten und eifrig aufeinander einredeten. Wo war der Kopf des Pferdes? Der Schatten verschluckte es halb, aber irgendetwas stimmte doch nicht damit. Saß Calixto auf dem Rücken des Pferdes, während er mit Ivaylo sprach?
Dann, plötzlich, begriff ihr Verstand, was ihre Augen schon die ganze Zeit sahen. Alana schnappte nach Luft. »Calixto«, sagte sie überrascht. »Garnet, Calixto ist ein ...«
Aber sie musste nicht weitersprechen. Garnet ging schon wie von einem Zauber angezogen auf die beiden Jungen zu und blieb vor
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