Sturm ueber den Highlands
Hause.“
20. KAPITEL
Elspeth lehnte sich aus dem Fenster ihres Schlafgemachs und atmete tief durch. Obwohl es erst Mitte September war, war die Luft am frühen Morgen eisig. Lucais hatte sie gewarnt, dass der Winter in den Highlands viel früher als im Tiefland kam. Doch der Himmel war strahlend blau und wolkenlos und versprach gutes Wetter für den alljährlichen Sippentag der Sutherlands.
Mit Stolz blickte sie auf die grünen Wiesen außerhalb der Burgmauern, auf denen man die Zelte aufgebaut hatte. Auf jedem flatterte das Banner der Sutherlands - drei güldene Sterne auf rotem Hintergrund - und daneben ein kleinerer Wimpel, der das Wappen der einzelnen Familien zeigte.
„Ich dachte, du wirst das taubenblaue Seidenkleid tragen, das ich durch Niall aus Curthill für dich holen ließ“, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihr.
Elspeth wirbelte herum und sah Lucais auf sich zukommen. An Stelle der üblichen Tunika und Hose hatte er das traditionelle, safrangelbe Gewand der Hochländer angezogen. Es wurde durch einen Gürtel in der Taille zusammengehalten und reichte ihm bis zum halben Oberschenkel. Seine Beine waren nackt bis auf knöchelhohe Lederstiefel. Das Plaid hatte er über seine breite Schulter geworfen und mit der Schmucknadel seines Großvaters festgesteckt. Ein Lederriemen hielt sein Haar aus dem gebräunten Gesicht, das nun die gleiche Freude und Erregung zeigte wie das ihre.
„Du siehst jeder Zoll wie ein ungestümer Laird des Hochlands aus“, sagte sie mit Liebe, Stolz und tiefer Dankbarkeit, dass gerade jener Mann ihr Ehemann war.
„Sieh mich nicht länger mit diesem Blick an, oder du ruinierst den Sitz meiner guten Kleidung“, warnte Lucais, bevor er sich zu ihr beugte und sie verlangend küsste.
Elspeth stöhnte und legte ihre Arme um seine Schultern, während sie in seiner Umarmung dahinschmolz. Zwei Monate Ehe, und noch immer konnten sie nicht genug voneinander bekommen. Nur zu bald löste er sich von ihren Lippen. „Unsere Clansleute erwarten uns unten. Wirst du das Seidenkleid tragen?“
Elspeth zögerte, sie wollte ihm noch nicht gestehen, dass sie nicht mehr länger in die wunderschöne Cothardie passte, die Niall in Curthill erworben hatte. Erst sehr viel später, wenn sie die ganze Nacht hatten, um sich daran zu erfreuen, wollte sie ihm ihr Geheimnis anvertrauen. „Das wollene Gewand, das ich jetzt trage, ist viel geeigneter für diesen Tag im Freien, um den Wettkämpfen zuzusehen und unsere Gäste zu empfangen.“
Sie verbarg etwas vor ihm. So nahe sie sich auch in diesen letzten Wochen gekommen waren. Er glaubte, dass es dabei um Gillie ging, denn Elspeth war sichtlich angespannt, sobald er mit dem Kind zusammen war. „Bist du hier glücklich, Beth?“ „Natürlich!“ rief sie aus. „Was lässt dich anderes denken?“ „Du bist in letzter Zeit so abwesend und beschäftigt.“
„Wenn ich beschäftigt war, dann nur, weil es so viel zu tun gab. Die Ernte war einzubringen, und Vorräte mussten für den Winter angelegt werden. Oder möchtest du unsere Clansleute hungern lassen?“
„Nein“, antwortete er rasch und wahrheitsgetreu. Sie hatte hart gearbeitet. Zu hart. Plötzlich schien sie so zerbrechlich, ihre Haut wirkte fast durchsichtig im Licht der Sonne. Die violetten Ringe unter der Augen zeugten von zu wenig Schlaf. Es war sein Fehler, sie bis tief in die Nacht hinein zu lieben. Wenn sie nun krank geworden war? Es fiel ihm ein, dass sie die letzten beide Tage das Morgenmahl abgelehnt und vorgezogen hatte, im Bett zu bleiben.
Er zog sie dicht an sich heran, umarmte sie so fest, dass sie aufstöhnte. „Verdamme mich für meine Torheit, Liebste. Ich war mit den Vorbereitungen für die Spiele so sehr beschäftigt, dass ich alles andere vernachlässigt habe. Geht es dir wirklich gut? Brauchst du ...“
„Du bist alles, was ich brauche.“ Sie legte die Arme um ihn und schenkte ihm ein warmes, zuversichtliches Lächeln.
„Ah, Beth.“ Er rieb die Wange an ihrem seidigen Haar. „Du hast hier Wunder vollbracht. Die Halle glänzt, und das Essen ist so gut, dass wir alle einige Pfunde zugenommen haben. Du verwöhnst uns ... ganz besonders Gillie und mich.“
Ihre Wangen röteten sich vor Stolz. „Ich muss Mama schreiben und mich bei ihr bedanken, dass sie mich gezwungen hatte, hausfrauliche Arbeiten zu erlernen, während ich viel lieber mit meinen Brüdern auf dem Turnierplatz die Schwerter gekreuzt hätte.“
„Möchtest du gerne für einen Besuch nach Hause
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