Sturm über Tatooine
– im berühmten Café Sternkammer – bauten wir unsere Anlage auf und spielten eine Nummer, um ein Gefühl für die Akustik des Raums zu bekommen. Die wenigen Gäste an den Tischen klatschten, klapperten mit ihren Klauen oder klickten mit ihren Mandibeln. Zufrieden schalteten wir unsere Anlage wieder aus und setzten uns an einen freien Tisch. Minuten später begann die Show. Ein Komet raste an Figrins Kopf vorbei. Sternbilder erschienen unter der Decke und spiegelten sich in meiner Suppe.
Auf mehreren Tischen tauchten holographische Sabaccfelder auf. Jetzt erinnerte ich mich an den Rest der Geschichten, die ich gehört hatte: Jabba hatte dafür gesorgt, daß der Despot niemals eine Glücksspiellizenz von der korrupten imperialen Verwaltung bekommen würde. Deshalb mußte Valarian ihre Spieltische bis zum Einbruch der Dunkelheit tarnen. Wie es hieß, hatte Jabba Lady Val mehrfach vor geplanten Polizeirazzien gewarnt… gegen entsprechende Bezahlung.
Figrin schlang sein Essen hinunter, zog sein Kartenspiel aus der Tasche und machte sich davon. Heute nacht würde er verlieren. Absichtlich. Meine anderen Kollegen beteiligten sich an einem Schickele-Spiel mit niedrigen Einsätzen.
Ich fand einen gelangweilt wirkenden Kubaz-Wachposten und plauderte eine Weile mit ihm. Die Kubaz sind hervorragende Sicherheitskräfte. Ihre langen Greifnasen reagieren auf Gerüche so empfindlich wie Bith-Ohren auf Tonlagen und Tonqualität, und die grünlich-schwarze Haut der Kubaz verschmilzt mit jedem Schatten. Im Tausch gegen meine persönlichen Ansichten, die er wahrscheinlich längst kannte, und einen Krug mild berauschenden Lums erfuhr ich, daß der Kubaz Thwim hieß, daß er auf Kubindi geboren und daß Mistress Valarians zukünftiger Gemahl ein Meisterjäger war – kein ungewöhnlicher Beruf auf der Heimatwelt der Whiphiden.
Ich entdeckte außerdem ein vertrautes dreieckiges Gesicht. Kein Freund, aber ein Bekannter. Kodu Terrafin ist der Pilot von Jabbas Pendelfähre, die zwischen dem Palast und seinem Stadthaus verkehrt. Er ist ein Arcona: In seinem Raumfahreroverall sieht er wie eine schmutzigbraune Schlange mit klauenbewehrten Beinen und Armen und einem großen, amboßähnlichen Kopf aus.
Ich unterhielt mich weiter mit Thwim, während Kodu von Tisch zu Tisch tänzelte und den Amboßkopf ständig hin und her drehte. Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Plötzlich sah ich das gelb-grüne Glitzern seiner Augen.
Sofort glitt er in meine Richtung. Er muß mich mit einem anderen Bith verwechseln, dachte ich beunruhigt. Thwim warf seinen grünen Umhang zurück und machte Kodu Platz.
»Ssie ssind Figrin?« Das knollige Riechorgan zwischen Kodus Facettenaugen zuckte.
»Nicht direkt«, murmelte ich.
»Oh, Doikk. Tut mir leid.« Wenigstens erkannte er meine Stimme. »Verkaufe Informationen. Wollen Ssie Figrin finden?«
Ich warf einen Blick zu Figrins schimmerndem holographischen Sabacctisch hinüber. Unser gerissener Bandleader hatte sich hinter seinen Karten verschanzt und mimte den Berauschten. Keine gute Zeit, um ihn zu stören. (Wer hat Doikk Na’ts eigentlich zum Bandmanager ernannt? dachte ich.)
Kodu rückte näher an mich heran. »Ich will nicht lange bleiben«, zischte er. »Wollen Ssie kaufen? Ssie ssollten ess tun.« Er grinste schlau.
»Zehn«, bot ich an. Figrin würde schon zahlen, wenn die Neuigkeiten interessant genug waren. Thwim beobachtete während dessen das Uvide-Rad. Seine Greifnase zuckte wie eine Bande aufgeregter Jawas.
»Hundert«, antwortete Kodu sofort. Nach drei Minuten hatten wir uns auf fünfunddreißig geeinigt. Ich drückte meine Kreditkarte gegen seine und überwies das Geld.
»Jabba.« Kodu klapperte mit seinen Klauenfingern. »Er isst wütend.«
»Wütend?« Ich sah mich um. »Auf wen denn diesmal? Und warum?«
»Ssie haben Ihren Vertrag gebrochen.«
Meine Mägen zogen sich zusammen. Wer hätte ahnen können, daß es die große Nacktschnecke merken würde? »Wie hat er reagiert?«
Kodu zuckte die Schultern. »Zwei Wachen an den Rancor verfüttert und geschworen…« Er zuckte erneut die schmalen Schultern unter seinem braunen Hals.
Geschworen, jeden zu belohnen, der uns zurück in seinen Palast schleppte. Lebewohl, IMV-Altersheim. »Danke, Kodu.« Ich versuchte, aufrichtig zu klingen. Ich hatte eine liebende Mutter in den blubbernden rosa Sümpfen von Clak’dor VII zurückgelassen. Sie vermißte ihren musikalischen Sohn.
Kodu berührte seinen Blaster. »Auf Wiedersehen, Doikk.
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