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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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stählerne Waffe zu schmieden!
    Llauk machte ein Gesicht, als seien ihm sämtliche Götter Thedras gleichzeitig erschienen. Schauer der Ehrfurcht und der Angst wechselten sich auf seinem Rücken ab, aber gleichzeitig stieg auch ein Gefühl der Bitterkeit in seiner Kehle hoch. Da spielte dieser Mörder mit dem Gegenwert eines ganzen Palastes herum, um ein lächerliches, drittes Geldstück zu verteidigen.
    Vorsichtig nahm Llauk sein Almosen von der Tischplatte auf und ging zur Tür. Als er sich in der Tür nochmals umdrehte, saß Szin schon wieder unbeweglich auf seinem Platz. Der wunderbare, fürchterliche Dolch war nicht mehr zu sehen.
    Wie ein Kind zum Markt, seine beiden Geldstücke fest in der gesunden Hand haltend, ging Llauk zum Hafen hinunter und betrank sich.
    Er hatte gerade den ersten Becher Wein geleert, als die `Große Geliebte' im ruhigen Wasser des Hafenbeckens vorbeizog. Llauk dachte an einen gewissen Hund, der mal auf dem Schiff gelebt hatte. Trotzig hob er seinen angebrochenen Arm, und vor Schmerz aufstöhnend schenkte er sich mit seiner bandagierten Hand nochmals ein.
    Als er später in seine Wohnung zurückkehrte, war der Platz, an dem Szin gesessen hatte, leer. Llauk nahm an, dass er zum Hafen hinuntergegangen war, um auf einem dramilischen Schiff zu übernachten. Auch die Schatulle war natürlich verschwunden.
    Llauk warf sich zornig auf das schlechte Bett in der Ecke des Raumes, und wäre sein Arm nicht angebrochen gewesen, hätte er wohl mit beiden Fäusten darauf eingetrommelt.

    Die folgenden Wochen waren für Llauk voller quälender Ungewißheit. Er machte sich Sorgen darum, ob es seinem Geschäftspartner in Sordos wohl wirklich so schlecht ging, wie er vermutete. War es vielleicht möglich, dass die Dramilen in ihrer Bosheit die Familie in Sordos in Freuden und Wohlstand leben ließen, während er, Llauk, mit einem lächerlichen Almosen in Thedra darben mußte?
    Wäre doch wenigstens Sajai hier, die Dienerin mit den unsagbar zärtlichen Händen, dann würde er die endlosen Tage im Kaufmannsfelsen wenigstens etwas besser ertragen. Aber der Gedanke an Sajai machte alles nur noch schlimmer. - Was würde der Kaufmann mit ihr anstellen, wenn seine Frau auf dem Markt war? Sajai war leicht zu entflammen, das wußte Llauk.
    Halb wahnsinnig vor Wut und Eifersucht rannte Llauk durch die Straßen von Thedra. Meistens war er auf der Suche nach Szin. Der Kerl machte sich einen Spaß daraus, sich vor Llauk zu verbergen. Manchmal war es schon weit nach der Tagteilung, bis Llauk seine täglichen Bronzestücke endlich erhielt.
    So hatte er sich sein Leben als feiner Herr nicht vorgestellt. Kaum traute er sich, sein tägliches Geld auszugeben, aus Angst, Szin könne irgendwann die Zahlungen gänzlich einstellen. Aber der Mensch muß essen, und Llauk war jung und hatte eigentlich immer Appetit. So sehr er sich auch bemühte, nie gelang es ihm, ein paar Geldstücke für seine Flucht zusammenzusparen.
    So "nagte er an seinem Leben, wie der Hund an der Steckrübe", wie man in Thedra sagte - Widerwillig, übellaunig, aber doch nicht bereit, das bisschen was er hatte, fahren zu lassen.

    "Würden die Menschen aus Fehlern lernen, wie wollten sie je in Not kommen?", sagt man in Thedra.
    Natürlich versuchte Llauk doch zu fliehen.
    Etliche Wochen nach Sed eb Reas Abreise hatte Llauk durch geschickte Einkäufe wirklich einen ansehnlichen Warenbestand in seiner Höhle eingelagert.
    Nun ergab es sich, dass einer seiner Nachbarn sein ganzes Lager an einen reisenden Händler aus Oskan hatte verkaufen können und Llauk in den Ohren lag, dass er dringend neue Stoffe brauche.
    Llauks Entschluß war schnell gefaßt: Er verkaufte dem Mann spätabends, als Szin schon im Fremdenhaus oder auf seinem Schiff sein mußte, seine sämtlichen Stoffballen mit einem schönen Gewinn, packte eilig sein Bündel und verschwand aus Thedra.
    Nachdenklich ging er den Felssteig entlang, den einzigen Weg, der ins Innenland nach Estador führte.
    Bestimmt war das die beste Lösung. - Einfach weggehen! Die Geschäfte mit den Dramilen hatten ihm kein Glück gebracht, das sah er allmählich selbst ein. Zwar tat es ihm ein wenig leid um den schönen Gouverneursposten, aber wer wollte sagen, ob die Dramilen auch ihr Wort halten würden?
    Vierhundert Bronzestücke hatte Llauk in der Tasche. Davon konnte er recht lange auskömmlich leben, und einem pfiffigen Kerl wie ihm würde schon wieder ein gutes Geschäft begegnen - da war er sich sicher.
    Freundlich

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