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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Vermögen in dem Kasten, und dann sah die Welt doch gleich schon wieder viel besser aus. Hastig stand er auf und folgte dem Kapitän an Land.
    Gemeinsam gingen sie am Kai entlang, als sich ihnen ein dritter Mann in dunkler Kleidung anschloß. "Darf ich Euch Szin eb Szin vorstellen, Herr?" Sed eb Rea lächelte verbindlich, und der Neuling verbeugte sich leicht im Gehen. "Szin ist Großmeister der Klinge und des Schmerzes. Mit anderen Worten: Ein ausgebildeter Meuchelmörder. Wäre Euer Geschäftspartner nicht freiwillig auf unsere Vorschläge eingegangen, Szin hätte ihm und seiner ganzen Familie ohne Frage die Kehle durchgeschnitten. - Schließlich brauchtet Ihr eine Wohnung, Herr."
    Llauk mußte plötzlich schlucken. "Gut, wenn man entschlossene Freunde hat", preßte er dann heraus.
    Der Kapitän lachte auf. "Nun, ob Szin Euer Freund ist, das wird sich noch herausstellen. - In erster Linie ist er dazu eingesetzt, Euch zu überwachen, Herr! Ihr habt uns eine schöne Stange Geld gekostet, und ich wünsche nicht, dass Ihr plötzlich und heimlich über Nacht von hier verschwindet."
    Llauk wollte protestieren, aber Sed eb Rea schnitt ihm sofort das Wort ab. "Ich weiß, dass Ihr Euch mit Fluchtgedanken tragt, Herr! Darum lasst Euch sagen, dass Szin schon viele Flüchtlinge in allen Ländern des Kontinents verfolgt hat. - Und nicht einer ist ihm entkommen. Ihre Köpfe stehen in seinem Haus in Sordos in einem großen Regal. Er hat immer ein wenig Salz zur Konservierung dabei. - Sorgt Ihr nur dafür, dass er es nicht benutzen muß."
    Llauk brachte kein Wort mehr heraus, und so verlief der Rest des Weges in Schweigen.
    In der Wohnung angekommen, stellte Sed eb Rea die Schatulle auf den einzigen Tisch im Raum und klappte sie auf. Zu Llauks maßloser Enttäuschung enthielt sie nicht ein einziges Stückchen Gold, sondern nur fünfhundert Bronzemünzen.
    "Die zweite Funktion Szins ist die, Euch Euer Geld zuzuteilen, Herr!", begann der Kapitän wieder. "Ihr seid mir ein wenig zu gierig, Stoffmacherlein! Darum ist es besser, wenn Szin Euch täglich nur zwei Bronzestücke gibt. Kann sein, dass er, wenn Ihr ihn bittet, ab und an auch drei Geldstücke gewährt, aber nicht zu oft. Wenn Ihr Stoffe einkaufen wollt, müßt Ihr ihn um Geld bitten.
    Legt Euch unbedingt ein kleines Lager an, schließlich müßt Ihr den Schein wahren. Und wagt es nicht, ihn betrügen zu wollen. Szin wird die Ware prüfen und zählen. Da er nicht sprechen kann, wird er sich nicht mit Euch streiten. Aber wenn etwas nicht stimmt, wird er Euch sein Mißfallen schon spüren lassen. - Er versteht sich übrigens nicht nur aufs Morden, er weiß auch Schmerzen zu bereiten, die man niemals im Leben vergißt."
    Szin saß am Ende des Tisches und nickte mit ausdruckslosem Gesicht. Llauk spürte, wie sich ein Schauder von seinem Rückgrat aus über seine Haut zog. - Würden diese Bosheiten der Dramilen denn niemals enden?
    "In etwa sechzig Tagen bin ich wieder hier. Dann werdet Ihr Eure Weisungen erhalten. Achtet auf Eure Gesundheit, Herr!"
    Sed eb Rea war fertig. Schweigend schob er die Schatulle über den Tisch zu Szin hinüber, drehte sich um und ging.
    Szin schien das nicht weiter zu beeindrucken. Stoisch saß er da und starrte vor sich hin.
    Llauk ging nervös in der Höhle auf und ab. Jetzt, wo das Warenlager geräumt war, sah es hier furchtbar öde aus, fast wie in einem Kerker. Schnell drängte Llauk das Bild der Erinnerung an Cilia, seine schweigsame Mitgefangene, beiseite, aber viel angenehmer war dieser Szin ja auch nicht.
    Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Mit ein paar schnellen Schritten war er beim Tisch. "Gib mir Geld!", forderte er Szin auf.
    Szin griff träge in die offene Schatulle und schnipste zwei der kleinen Geldstücke auf den Tisch.
    Jämmerlich sahen die Bronzestückchen aus, wie sie da so auf der großen Tischplatte lagen. "Noch eins!", forderte Llauk.
    Szin schien ihn nicht gehört zu haben. Scheinbar lethargisch saß er da und rührte sich nicht.
    "Noch eins!", wiederholte Llauk.
    Da endlich kam Leben in die dunkel gekleidete Gestalt. Langsam griff Szin unter den Tisch und zog zu Llauks namenlosem Schrecken einen fast ellenlangen, aber nur etwa fingerdicken Dolch aus reinstem Stahl aus seinem Stiefelschaft.
    Es war schwer zu sagen, was Llauk mehr erschütterte: Die Drohung, die im Ziehen dieser nadelfeinen Waffe lag, oder der schier unermeßliche Wert dieses Dolches. Welches Wissen und welche Kunstfertigkeit waren nötig, um solch eine

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