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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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die Lagerhäuser und die Kornspeicher in Brand gesetzt, und die Lebensmittel werden bald knapp werden. Das Verbrechen hat zwar nicht abgenommen, aber angesichts der vielen Söldner, Soldaten und Zivilgardisten, die überall herumlaufen, haben selbst die größeren Banden ihre Aktivitäten ein wenig eingeschränkt. Was heißen soll, niemand zahlt mir im Moment auch nur einen Guran, aber das ist mir auch ganz recht. Da ich jeden Tag meinen Militärdienst leisten muss, würde ich nur mit Schwierigkeiten die Zeit finden, Ermittlungen anzustellen.
    In Ghurds Kaschemme, der Rächenden Axt, brummt das Geschäft. Die Gäste versuchen, ihre Sorgen in Bier zu ertränken. Obwohl Turai viele Männer im Feld verloren hat, ist es in der Stadt voller, als ich es seit langem erlebt habe. Überall wimmelt es von Söldnern, unter die sich die Bürger der entlegenen Dörfer und Bauernhöfe mischen, die sich hinter die schützenden Mauern haben flüchten können. Ghurd, Tanrose und Dandelion sind vollkommen damit ausgelastet, Speisen und Getränke zu servieren. Makri auch, falls sie nicht gerade die Leibwächterin von Lisutaris spielt.
    Makri arbeitet hier als Barmädchen. Früher war sie einmal Gladiatorin in den orkischen Sklavengruben. Sie versteht es sehr geschickt, mit dem Schwert umzugehen. Und in ihren Adern fließt neben menschlichem und elfischem auch orkisches Blut. Zu allem Überfluss ist sie die Halbschwester des besagten Prinzen Amrag, des Obersten Kriegsherrn der orkischen Truppen. Allerdings bin ich der Einzige in ganz Turai, der das weiß. Und ich werde mich hüten, diese Information auszuplaudern. Die Einwohner Turais hassen Orks. Und Makri muss sich in letzter Zeit auf der Straße mehr als das übliche Maß an dummen Sprüchen und Beleidigungen von Leuten anhören, die ihren Senf zu ihrer rötlichen Haut und ihren spitzen Ohren geben. Würde sich herumsprechen, dass sie tatsächlich mit Prinz Amrag verwandt ist, liefe sie Gefahr, von den Zinnen gestürzt zu werden.
    Ghurd leistet ebenfalls Militärdienst. Das tut fast jeder. Jedenfalls jeder Kaschemmenbesitzer, Ermittler, Schuhmacher, Lagerarbeiter, Kutscher, Hafenarbeiter und selbst die, die nie einem Job nachzugehen scheinen, den man genauer umreißen könnte. Jeder muss sich jeden Tag mit dem Schwert in der Hand melden und sich darauf einstellen, die Orks zurückzuschlagen.
    Ich beobachte, wie Dandelion einen Krug Bier für einen Söldner zapft, der seine Hände aneinander reibt, um sich aufzuwärmen, und sich den Schnee vom Umhang klopft. Sie bewältigt die Anforderung einigermaßen geschickt, was mich ein bisschen überrascht. Dandelion, unsere dusselige Kellnerin, spricht mit Delfinen und hat sich Symbole des Tierkreises auf den Rock gestickt. Niemand kann mehr genau sagen, wie sie eigentlich zu dieser Aufgabe in der Rächenden Axt gekommen ist. Sie ist jedenfalls nicht die übliche Art Barmädchen, jedenfalls nicht in ZwölfSeen. Das Viertel zählt zu den eher schlimmeren Bezirken von Turai, und wer hier in einer Schenke arbeitet, muss abgebrüht sein. Das ist Dandelion ganz und gar nicht. Als sie anfing, war ihre Unfähigkeit beinahe erschreckend, aber mittlerweile hat sie mehr oder weniger gelernt, die Zapfhähne zu bedienen. Und auch wenn sie nicht auf dieselbe Art Probleme mit aufsässigen Kunden löst wie Makri, nämlich mit roher Gewalt, scheint sie damit durchzukommen, dass sie schlichtweg nicht mitbekommt, was um sie herum vorgeht. Sie lächelt selbst den bösartigsten Söldner entwaffnend an.
    Tanrose taucht mit einer frischen Terrine Eintopf aus der Küche auf. Ich erwehre mich einiger Rivalen in der Schlange vor dem Essenstresen und nehme ihr eine ordentliche Schüssel aus den Händen.
    »Noch ein paar Wurzeln, wenn’s beliebt, Tanrose.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich kann dir keine geben, Thraxas. Heute gab es keine Wurzeln mehr auf dem Markt. Sie sind ziemlich knapp.«
    »Schon?«
    Tanrose nickt. Der größte Teil der Wintervorräte an Wurzeln ist bei den Lagerhausbränden verkohlt. Ich bin deprimiert. Die Wurzeln gehen zur Neige, und der Winter ist nicht einmal halb vorbei.
    »Dafür werden die Orks bezahlen!«, knurre ich finster. Das ist mein voller Ernst. Ich bin ein Mann mit einem gesunden Appetit und muss auf meine stattliche Figur achten. Wer mir meinen Nachschub an Nahrung versaut, steckt tief in der Klemme.

2. KAPITEL
    Das Problem der Wurzelverknappung beunruhigt mich, und ich trolle mich mit einem Krug Bier nach oben in mein Büro.

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