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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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getrocknet noch gepökelt zu sein, was bei Rehbraten im Winter eigentlich üblich ist. An dem Stoff hängt ein kleiner Zettel.
    Aus des Königs eigenem Jagdrevier. Er bleibt frisch, bis du ihn essen möchtest.
    Meine Sinne fangen ein schwaches Prickeln auf, ein Zeichen für Zauberei. Der Braten wird durch Magie gegen Verfall geschützt. Ich lege ihn zu den anderen Geschenken auf den Tisch und betrachte dann alles verwundert. Vier Flaschen Kleeh, acht Flaschen Bier, sechs Flaschen Wein, ein Sack Thazis und ein Rehbraten. Und das alles von einer Qualität, die in ZwölfSeen noch nie gesehen wurde. Es ist ein außergewöhnliches Geschenk. Ich bin Manns genug zuzugeben, dass ich der Herrin des Himmels Unrecht getan habe. Sie ist eine großartige Frau und eine wahre Zierde der Stadt, eine mächtige Zauberin und so spitz wie ein Elfenohr. Was ich ja schon immer gesagt habe. Möge sie der Zaubererinnung lange Vorsitzen und sie zu größerem Ruhm geleiten!
    Bevor ich mich zur Nachtruhe begebe, sichere ich meine Türen sorgfältig mit einem Schließbann. Diese wundervollen Geschenke werden keinem verkommenen Bewohner von ZwölfSeen in die Hände fallen.

3. KAPITEL
    Als ich am nächsten Morgen aufwache, fühle ich mich so gut gelaunt wie schon seit Wochen nicht mehr. Selbst die Aussicht einer drohenden Lebensmittelknappheit kann die Begeisterung eines Mannes nicht dämpfen, auf den acht Flaschen des Grandiosen Abbot’s Starkbiers warten. Ich bin versucht, eine zum Frühstück zu öffnen, aber ich widerstehe, wenn auch mit Mühe. Damit warte ich lieber, bis ich von meinem Wachdienst zurückkomme und das Bier genießen kann, wenn ich gemütlich im Warmen sitze. Stattdessen frühstücke ich ein bisschen von Lisutaris’ Thazis und drehe mir eine eher bescheidene Rolle. Als ich inhaliere, wird die Welt, die ohnehin nicht so garstig aussah, noch beträchtlich schöner.
    Vor meiner Flurtür, die zum Schankraum hinunterführt, höre ich merkwürdige Geräusche. Normalerweise wäre ich über eine Störung um diese frühe Stunde verärgert, aber in meinem Zustand wandere ich wohlwollend dorthin und reiße die Tür auf. Im Flur stehen Cimdy und Bertax, die beiden jungen Straßenmusikanten. Früher einmal habe ich sie eher missbilligend betrachtet, denn das junge Pärchen entspricht nicht gerade dem durchschnittlichen Bürger von Turai. Die beiden tragen unmögliche Kleidung, Frisuren und Gesichtsschmuck, den man noch nie zuvor in Turai gesehen hat. Sie leben in einem Wohnwagen, der hinter der Taverne abgestellt ist. Ein solches Verhalten macht sie bei den durchschnittlichen Turanern nicht sonderlich beliebt, mich eingeschlossen. Aber mittlerweile habe ich mich an sie gewöhnt und einige angenehme Nächte in der Rächenden Axt zugebracht, während sie auf ihrer Laute und Fidel spielten.
    »Wir brauchen Hilfe.« Bertax ist besorgt, und mir fällt auf, dass Cimdy zittert. Ich sehe sie strafend an.
    »Habe ich euch nicht oft genug gesagt, dass Boah euch irgendwann umbringt?«
    Boah, eine sehr starke Droge, ist in den letzten Jahren zur Geißel der Stadt geworden.
    »Sie hat kein Boah genommen. Sie ist krank.«
    Ich sehe mir das Mädchen genauer an. Ihr Gesicht ist gerötet, sie zittert, und ihre Stirn ist schweißnass. Ganz offenkundig fehlt ihr etwas. Hätte Lisutaris’ grünes Thazis nicht eine so durchschlagende Wirkung, wäre mir das sofort aufgefallen.
    »Sie hat das Winterfieber«, erkläre ich.
    »Ich weiß«, sagt Bertax. »Ich glaube, sie stirbt.«
    Cimdy nickt plötzlich, und ich trete hastig zurück. Das Winterfieber ist nicht ganz so tödlich wie die Sommerseuche, aber es ist trotzdem schlimm genug. Da die Stadt so überfüllt ist, würde es mich nicht überraschen, wenn uns eine Epidemie bevorsteht. Plötzlich fängt Cimdy an, noch heftiger zu zittern.
    »Bertax, schaff Cimdy in das leere Gästezimmer am Ende des Flurs. Halt sie mit einer Decke warm, und gib ihr Wasser zu trinken, nichts anderes. Verlass das Zimmer nicht, und lass auch niemanden herein. Das Fieber ist hochansteckend, und jeder, der ihm zu nah kommt, läuft Gefahr, daran zu erkranken.«
    »Wird sie sterben?« Bertax wirkt verzweifelt.
    »Nein. Sie ist jung und kräftig. In ein paar Tagen geht es ihr schon wieder besser. Jetzt schaff sie hier raus, und bring sie ins Gästezimmer. Ich hole die Heilerin.«
    Bertax gehorcht. Es fällt ihm zwar nicht leicht, Cimdy zu tragen, aber ich hüte mich, ihm zu helfen. Ich habe das Winterfieber zwar schon einmal

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