Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Mann guttun, wenn er eine Frau hat, die nicht so viel Ehrfurcht vor ihm hat wie alle anderen. Man braucht jemanden, der einen demütig macht.«
Demut widerspricht der Göttlichkeit, glaube ich.
» Genauso wie das Süßsein?«, fragte sie.
Er kicherte. Ja, genauso. Er legte die Tafel beiseite. Dann legte er ihr etwas zögerlich und ängstlich den Arm um die Schultern und zog sie näher an sich heran, während sie gemeinsam aus dem Fenster auf die Lichter der Stadt schauten, die sogar in der Nacht noch farbenprächtig war.
Leichen. Vier Leichen. Sie alle lagen auf dem Boden; ihr Blut verlieh dem Gras eine seltsame Färbung.
Es war der Tag nach Vivennas Besuch im Garten von D’Denir und ihrer Unterredung mit den Fälschern. Sie war wieder hier. Das Sonnenlicht brannte ihr auf Kopf und Nacken, während sie in der glotzenden Menge stand. Die schweigenden Statuen D’Denirs warteten in Reihen hinter ihr– Soldaten aus Stein, die nie marschieren würden. Nur sie hatten gesehen, wie die vier Männer gestorben waren.
Die Leute unterhielten sich in gedämpftem Ton und warteten darauf, dass die Stadtwache ihre Untersuchung beendete. Denth hatte Vivenna rasch hergeführt, bevor die Leichen weggeräumt wurden. Er hatte es auf ihre Bitte hin getan. Aber jetzt wünschte sie, sie hätte ihn nicht darum gebeten.
Für ihre geschärften Augen war die Farbe des Blutes auf dem Gras schrecklich deutlich. Rot und Grün. Das ergab beinahe Violett. Sie starrte die Leichen an und empfand ein seltsames Gefühl des Losgelöstseins. Farbe. Es war so seltsam, die Farbe der erblassten Haut zu sehen. Sie kannte genau den Unterschied– den wesenhaften Unterschied– zwischen der Farbe lebender und der toter Haut. Tote Haut war zehn Schattierungen weißer als lebendige. Das kam davon, dass das Blut aus den Venen sickerte. Es war fast so, als ob das Blut die Farbe selbst wäre, die aus den Gefäßen ausgelaufen war. Die Farbe des menschlichen Lebens, die unbedacht vergossen worden war und die Leinwand weiß hinterlassen hatte.
Sie wandte sich ab.
» Seht Ihr es?«, fragte Denth neben ihr.
Sie nickte stumm.
» Ihr habt nach ihm gefragt. Nun, das hier war sein Werk. Deswegen sind wir so besorgt. Seht Euch nur diese Wunden an.«
Sie drehte sich wieder um. Im stärker werdenden Morgenlicht erkannte sie nun etwas, das ihr vorhin entgangen war. Die Haut unmittelbar um die Wunden herum war vollkommen farblos. Die Wunden selbst hatten eine schwärzliche Färbung. Als ob sie mit einer schrecklichen Krankheit infiziert worden wären.
Sie wandte sich wieder Denth zu.
» Kommt, wir gehen«, sagte er und führte sie aus der Menge, als die Stadtwachen, verärgert über die Masse der Schaulustigen, allmählich die Leute zurückscheuchten.
» Wer waren sie?«, fragte Vivenna leise.
Denth richtete den Blick starr geradeaus. » Eine Diebsbande. Eine, mit der wir zusammengearbeitet haben.«
» Glaubst du, er sucht uns?«
» Ich bin mir nicht sicher«, sagte Denth. » Er könnte uns vermutlich finden, wenn er es darauf anlegt. Ich weiß es nicht.«
Tonk Fah kam ihnen über den Rasen entgegen, als sie an den Statuen D’Denirs vorbeigingen. » Juwelchen und Klump sind in Alarmbereitschaft«, sagte Tonk Fah. » Keiner von uns hat ihn irgendwo gesehen.«
» Was ist mit der Haut dieser Männer geschehen?«, fragte Vivenna.
» Das kommt von seinem Schwert«, knurrte Denth. » Wir müssen einen Weg finden, Tonk. Am Ende werden wir seinen Pfad kreuzen. Das spüre ich.«
» Was ist das für ein Schwert?«, wollte Vivenna wissen. » Wieso hat es ihrer Haut die Farbe ausgesaugt?«
» Wir werden das Ding stehlen müssen, Denth«, sagte Tonk Fah und rieb sich das Kinn, als Juwelchen und Klump zu ihnenstießen und eine Art Schutzschild bildeten, während sich die Gruppe in den Strom der Leiber auf der Straße einreihte.
» Das Schwert stehlen?«, fragte Denth. » Ich werde es nicht einmal anrühren! Nein, wir müssen ihn dazu bringen, dass er es benutzt. Dass er es zieht. Er wird es nicht lange halten können. Und danach werden wir mit ihm fertig. Ich werde ihn persönlich töten.«
» Er hat Arsteel geschlagen«, sagte Juwelchen leise.
Denth erstarrte. » Er hat Arsteel nicht geschlagen! Zumindest nicht in dem Duell.«
» Vascher hat das Schwert nicht benutzt«, sagte Juwelchen. » Es war ein Hinterhalt. Er hatte Komplizen. Irgendetwas in der Art. Vascher ist kein Duellant.«
Vivenna ließ es zu, dass sie mitgezogen wurde, während sie über die
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