Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
erahnen. Gelassen zog er die Hand aus dem Muster und erhob sich. Sein Blick fiel auf die Diener, die den Honigschrein der Magiertochter auf Khalis’ fliegendem Teppich befestigten.
»Ein schnelles Manöver, und er wird dich in die Tiefe reißen«, sagte er zu dem Magier. Zum ersten Mal waren Tarik und er einer Meinung.
Khalis fuhr mit eisiger Miene herum. »Atalis begleitet uns. Das sollte nicht deine Sorge sein, Ifritjäger.«
»Falls wir angegriffen werden, wird uns der Schrein sehr viel langsamer machen als die Dschinne, die uns verfolgen.«
»Dann wirst du die Dschinne wohl töten müssen«, entgegnete der Magier. »Nicht wahr?«
Tarik lachte verächtlich. »Er ist ein Söldner, Khalis. Sein Leben wird ihm im Zweifelsfall wichtiger sein als dein Gold.«
Der Kettenschleier klirrte leise, als das Gesicht des Byzantiners in Tariks Richtung ruckte. Aber Almarik ging einem weiteren Streit aus dem Weg, ließ sich stattdessen im Schneidersitz auf seinem Teppich nieder und schwieg.
Nachtgesicht und Ifranji stritten ohnehin schon genug für sie alle.
»Soll das nun tagelang so weitergehen?«, fragte Sabatea mit einem Blick auf die Geschwister.
Tarik seufzte. »Die beiden reiten gemeinsam auf einem Teppich. Sie werden Ruhe geben, sobald ihnen klar wird, dass keiner von ihnen einfach aufstehen und die Tür hinter sich zuschlagen kann.«
»Andernfalls können wir sie immer noch töten«, bemerkte Almarik.
»Nachtgesicht wird vielleicht auch dein Leben retten«, sagte Sabatea.
»Ich bin schon im Süden gewesen. Ich habe keinen fetten schwarzen Mann gebraucht, um da draußen zu überleben.«
Tarik ging in die Hocke und kontrollierte ein letztes Mal den Inhalt ihrer Verpflegungsbündel. »Wie weit im Süden, Almarik? Eine Tagesreise? Anderthalb? Wir werden länger unterwegs sein, ehe wir Skarabapur erreichen.«
»Falls wir es je erreichen«, sagte der Byzantiner. Er machte keinen Hehl daraus, dass ihm die Vorstellung, sein Leben einem Elfenbeinpferd anzuvertrauen, ebenso abwegig erschien wie Tarik.
Bald stieg die Sonne über die Palastzinnen. Die Schatten der Türme wanderten über das weite Ziegelfeld.
Eine weitere Stunde verging, ehe sie endlich bereit zum Aufbruch waren. Tarik und Sabatea teilten sich einen Teppich, Nachtgesicht und Ifranji den zweiten. Almarik flog allein, ebenso Khalis, der zudem den klobigen Honigschrein transportierte.
Stillschweigend teilte Tarik die Sorge des Byzantiners: Falls sie von Dschinnen oder Schlimmerem gestellt wurden – und damit war zu rechnen –, würde der hohe Kristallbehälter den Teppich des Magiers langsam und schwerfällig machen. Wenn es hart auf hart käme, würde Tarik weder Sabateas Leben noch sein eigenes aufs Spiel setzen, um den alten Mann und seine tote Tochter zu beschützen. Und dennoch bestand Khalis darauf, den Schrein mit dem Leichnam mitzunehmen, war es doch Atalis, wegen der er die beschwerliche Reise überhaupt in Angriff nahm. Allen war das bewusst. Es blieb ihnen nichts übrig, als sich mit der gefährlichen Last auf dem Teppich des Magiers abzufinden.
»Warum begleiten uns keine Soldaten?«, fragte Ifranji, als sie hinter Nachtgesicht auf dem Teppich Platz nahm.
»Und das von einer Diebin?«, spottete Almarik.
»Ich bin Diebin geworden, weil ich gern am Leben bleibe, Ifritjäger.«
»Früher oder später werden wir auf Dschinne treffen«, sagte Sabatea kühl. »Solange sie uns für ein paar Flüchtlinge halten, werden sie uns kaum mehr als ein paar Krieger auf den Hals hetzen. Wenn sie aber bemerken, dass ein ganzer Trupp Soldaten nach Süden zieht, könnte das ihr Interesse wecken. Und, glaub mir, das willst du bestimmt nicht.«
Ifranji schenkte ihr einen verächtlichen Blick und flüsterte ihrem Bruder etwas zu. Nachtgesicht schüttelte den Kopf. »Ich kenne die Wüsten im Süden, aber bis Skarabapur bin ich nie vorgestoßen. Selbst die Nomaden haben immer behauptet, es sei nur eine Legende.«
Almarik lachte unangenehm hinter seinem Kettenschleier. »Einen vortrefflichen Führer hast du da ausgewählt, Schmuggler. Das klingt, als würde er uns noch eine große Hilfe sein.«
»Mein Bruder -«, fuhr Ifranji wutentbrannt auf, aber Nachtgesicht brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Wieder einer dieser verblüffenden Augenblicke, in denen sie seine Autorität widerspruchslos akzeptierte.
Sabatea lehnte sich über Tariks Schulter. »Das wird kein gutes Ende nehmen«, flüsterte sie, aber sie brachte es fertig, die Worte so
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