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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Palastlakaien befestigten den Kristallschrein hochkant auf einem zweiten Teppich, inmitten einer komplizierten Konstruktion aus Holz und Seilen. Das leblose Mädchen drehte sich langsam in seinem Sarkophag aus Honig, als wollte es das Dach und alle, die erwartungsvoll darauf standen, in Augenschein nehmen.
    »Gute Teppiche sind kostbar«, sagte Khalis. »Es wäre eine unverzeihliche Verschwendung, ihn nicht sicher aufzubewahren.«
    Tarik musterte ihn mit erhobener Braue. »Du hast schon damals im Audienzsaal gewusst, dass dieser Tag kommen würde, nicht wahr?«
    »Ich habe es gehofft.«
    »Tarik!« Sabatea berührte ihn am Arm und deutete zu dem dritten Teppich, der in einiger Entfernung auf dem Dach lag. Es war derselbe, den Kabir der Knüpfer ursprünglich für Tarik vorgesehen hatte. Nachtgesicht stand mit verschränkten Armen und trotziger Miene auf der einen Seite, Ifranji hektisch gestikulierend auf der anderen. Die beiden schrien einander über den Teppich hinweg an, aber Tarik hörte nicht auf das, was sie sich gegenseitig an den Kopf warfen. Es waren eh immer die gleichen Vorhaltungen und Schelten.
    »Geschwister«, sagte er achselzuckend zu Sabatea. »Die beruhigen sich wieder.« Das erinnerte ihn schmerzlich an die Jahre voller Vorwürfe und Bitterkeit zwischen Junis und ihm. Er fühlte sich schuldig, weil er sich nicht auf die Suche nach seinem Bruder gemacht hatte. Aber wenn Junis wirklich bei den Sturmkönigen war, dann würde die Suche nach dem Dritten Wunsch womöglich auch sein Leben retten.
    Khalis war ihren Blicken gefolgt. »Die beiden mitzunehmen könnte ein Fehler sein.«
    »Das denke ich auch.« Sabatea machte kein Geheimnis aus ihrer Abneigung gegen Ifranji.
    »Ich werde mein Leben ganz sicher keinem Pferd anvertrauen«, widersprach Tarik. »Das habe ich früher nie getan, und ich werde jetzt nicht damit anfangen, nur weil es Flügel hat.«
    Unter seinem Turban runzelte der Magier die Stirn. »Und eine Diebin und ihr fetter Bruder sind die bessere Wahl?«
    »Nachtgesicht wird uns führen«, erwiderte Tarik, »nicht das Mädchen. Ohne sie wäre er nicht mitgekommen. Wir müssen uns damit abfinden, dass sie uns begleitet, ob es uns gefällt oder nicht.«
    Khalis schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie groß sein Nutzen ist, wird sich zeigen.«
    Sabatea blickte zum Elfenbeinross auf, das über ihnen durch den roten Himmel trabte, als gingen es die Menschen auf dem Palastdach nichts an. »Ich glaube, dass der Ifrit die Wahrheit gesagt hat«, sagte sie leise. »Es wird uns den Weg nach Skarabapur zeigen, so, wie er es versprochen hat.«
    »Nur dass es jederzeit davonfliegen kann und wir auf unseren Teppichen keine Chance hätten, es wieder einzufangen«, sagte Tarik. »Und für genau diesen Fall will ich Nachtgesicht dabeihaben. Abgesehen davon, dass er die Wasserstellen und die besten Verstecke kennt.«
    Das war nur bedingt richtig, und sie alle wussten es. Man erzählte sich, dass die Wilde Magie das Land im Süden beständig veränderte, weit drastischer noch als in der Karakumwüste. Und niemand, nicht einmal ein erfahrener Karawanenführer wie Nachtgesicht, konnte ahnen, was dort unten wirklich auf sie wartete.
    Sabatea winkte dem Elfenbeinpferd zu. Einen Moment lang stellte es sich übermütig auf die Hinterbeine und schlug zwei-, dreimal heftiger mit den Schwingen. Dann setzte es seinen gemächlichen Trab durch die Luft wieder fort.
    Tarik wusste, wie sehr sie an dem Zauberpferd hing. Nach dem Tod des Ifrit hatte sie stundenlang beruhigend auf das weiße Ross eingeredet. Als Tarik nach seinem Besuch im Diebesviertel auf die Palastterrasse zurückgekehrt war, wo er die beiden alleingelassen hatte, hatte das Pferd entspannt inmitten der weiten Marmorfläche gelegen. Sabatea hatte sich an seiner Seite zusammengerollt, eng an das weiße Fell gepresst, und tief und fest geschlafen. Eine weiße Schwinge war schützend über sie gebreitet. Tarik konnte sich nicht erinnern, je ein friedvolleres Bild gesehen zu haben, und zugleich hatte es ihm einen empfindlichen Schmerz versetzt; wahrscheinlich war dies für lange Zeit das letzte Mal, dass sie alle so etwas wie Frieden erleben durften.
    Als hätte es einer Bestätigung bedurft, senkte sich in diesem Augenblick der Byzantiner auf seinem Teppich zu ihnen herab. Wie bei ihrer ersten Begegnung auf dem Weg nach Bagdad trug er sein schwarzes Rüstzeug und den Schalenhelm mit dem Kettenschleier. Hinter den feinen Gliedern waren seine Züge nur zu

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