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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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ließ den Blick Hilfe suchend über die Sitzreihen schweifen, wohl in der Hoffnung, doch noch einen Passagier zum Einschreiten bewegen zu können. Aber leider saßen vorn nur brave Familienväter mit ihren Frauen und Kindern, die sich genauso unbehaglich und hilflos fühlten wie sie selbst.
    Und dann war da noch Bernd, der ebenfalls nicht aussah wie jemand, der sich gegen den Verrückten durchzusetzen wusste.
    Grietje jedoch war keineswegs gewillt, klein beizugeben. Abermals richtete sie einen Appell an das Hinterteil im Schrank. »Wenn Sie nicht auf der Stelle rauskommen, wird der Kapitän den Sicherheitsdienst des Flughafens verständigen, und dann wird man Sie festnehmen, sobald sich die Türen öffnen. Wollen Sie das?«
    Auch dieser Versuch erzielte keine Wirkung, also bedeutete Grietje ihrer Kollegin, Frans zu holen. Das musste der Steward sein, dachte Bernd, der gemeinsam mit der dritten Stewardess für die Passagiere in der hinteren Hälfte des Flugzeugs zuständig war. Folglich befanden sich sein Platz und der seiner Kollegin neben dem Hinterausgang, sodass sie noch nicht mitbekommen hatten, was vorn los war.
    Niemand jenseits der ersten vier oder fünf Reihen bekam das mit, denn der gesamte Mittelgang war blockiert von ahnungslosen, schwatzenden, ungeduldigen Urlaubern, die sich mit Jacken und Taschen abmühten, dem sogenannten Handgepäck, das sie aus den Ablagefächern über ihren Köpfen hervorgekramt hatten, während sie nun darauf warteten, endlich aussteigen zu dürfen. Für die meisten endeten die Ferien hier an diesem Flughafen, den man Konrad Adenauer nannte. Oder, wenn man die vollständige Bezeichnung wählte, Flughafen Köln/Bonn »Konrad Adenauer« .
    Jemand lachte schrill, ein kleines Kind weinte.
    »Ist das Raureif dort hinten auf der Wiese?«, wollte eine Frau wissen, die durch ihr Fenster spähte. »Das darf doch nicht wahr sein. Vor rund … fünfzehn Stunden haben wir noch bei neunundzwanzig Grad geschwitzt, während wir den Abschiedscocktail in der Hotellobby genossen haben.«
    »Haha, Cocktail«, erwiderte ein Mann in ihrem Alter, mit dem sie offenbar verheiratet war. »Jetzt ist Glühwein angesagt, in nicht ganz zwei Wochen kommt das Christkind!«
    Erneutes Lachen.
    Als Bernd das Wort Cocktail aufschnappte, überkam ihn wieder das Gefühl der Bestürzung, das er empfunden hatte, unmittelbar bevor ihn die Auseinandersetzung zwischen Grietje und dem renitenten Farbigen kurzfristig abgelenkt hatte. Er starrte auf das Handy, das er immer noch in den verkrampften Fingern hielt, und er dachte wieder daran, was er soeben erfahren hatte. Es war unglaublich. Tragisch. Irreal.
    Vor rund zehn Minuten war seine Welt aus der Umlaufbahn gesprengt worden!
    Zu diesem Zeitpunkt war das Flugzeug gerade gelandet und hatte seine Parkposition irgendwo neben dem Rollfeld erreicht. Die Gangways waren herangeschoben worden, und durch die kleinen Fenster hatte man die Gepäckwagen auftauchen sehen. Sofort hatte geschäftiges Treiben eingesetzt, Männer mit überdimensionalen Gehörschützern waren emsig um die Maschine herumgeschwirrt, doch die beiden Ausstiegsluken hinten und vorne waren geschlossen geblieben. Schließlich hatte der Flugkapitän den ungeduldigen Passagieren über Lautsprecher erklärt, dass es ein Problem mit den Bussen gäbe. Eigentlich hätten diese längst bereitstehen und die Reisenden zum Terminal bringen sollen, doch aus irgendeinem organisatorischen Grund war derzeit keiner verfügbar. Der Kapitän bat um Verständnis und wies darauf hin, dass für diese Panne die Flughafenverwaltung verantwortlich sei und nicht die Airline, namentlich die South African Wings . Man habe ihm jedoch zugesichert, so der Kapitän weiter, dass man das Problem in spätestens fünfzehn Minuten gelöst habe, dann stünden zwei Ersatzbusse zur Verfügung.
    Also hatten alle laut gestöhnt und geklagt und mit den Füßen gescharrt. Und Bernd hatte zum Handy gegriffen und seinen besten Freund Georg angerufen, um die Zeit totzuschlagen, aber auch, damit Georg wusste, dass er wohlbehalten in Deutschland gelandet war.
    Seitdem war alles anders.
    »Birdie, alte Knackwurst«, hatte Georg ihn begrüßt. Bird oder Birdie waren Bernds Spitznamen, und einer von zwei Gründen dafür, dass man ihn so nannte, war sein Nachname: Vogel.
    Wie auch immer, nachdem Georg versichert hatte, dass in Bernds Wohnung alles in bester Ordnung sei – er war passenderweise gerade vor Ort, um einen Begrüßungsschluck auf den Küchentisch zu

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