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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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keine Alternative.
    »Ich heißen Mpumelele«, stellte sich der Fahrer vor und griff nach dem Alukoffer, doch auch diesmal zog sie ihn schnell zurück.
    »Den möchte ich lieber selbst tragen, Mpumelele. Danke.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wie du wollen.«
    Während sie ihm durch ein Gewirr aus viel zu vielen Bussen, Vans, Pick-ups und Geländewagen folgte, wurde ihr klar, dass sie besser daran tat, weniger Wirbel um den Koffer zu veranstalten, denn das schürte Misstrauen und erregte unnötige Aufmerksamkeit. Außerdem dachte sie an den Speicherchip ihres Fotoapparates, einer Digitalkamera der allerneuesten Generation. Die teure Kamera hatte sie im Hotel zurückgelassen, doch den Chip trug sie bei sich. Er hatte in etwa das Format einer Briefmarke, wenn er auch mit fast drei Millimetern deutlich dicker war. Trotzdem war er klein genug, um ihn zwischen den Gesäßbacken aufzubewahren, eingehüllt in einen Fetzen Plastikfolie. Sie hoffte, dass dort niemand nachschauen würde, falls man sie doch schnappte.
    Mpumelele blieb vor seinem Gefährt stehen, doch das, was er als Bus angekündigt hatte, entpuppte sich als klappriger Nissan-Bulli, der aussah, als würde er jede Sekunde auseinanderfallen.
    »Hund können nicht mitfahren«, erklärte er.
    »Warum nicht?«
    »Sein verboten«, gab er vage zurück und grinste.
    Das war natürlich kompletter Unsinn, und sie würde Bodo um nichts in der Welt zurücklassen, auch wenn er nur ein Straßenköter war, der ihr gleich zu Beginn der Reise zugelaufen war. Doch er hatte ihr Herz erobert mit seinem treuen Blick und der verspielten welpenhaften Art. Dessen ungeachtet war er ein kluges Tier, und all diese Eigenschaften erinnerten sie an einen Bekannten zu Hause, an einen cleveren jungen Mann, der karierte Golfhosen trug und sich zuweilen ziemlich tollpatschig und naiv anstellte.
    Dieser junge Mann hieß mit Vornamen Bodo.
    »Begehe nie den Fehler, einen Straßenköter zu füttern«, hatte ihr Bruder sie einmal gewarnt. Damals war er ein Halbstarker gewesen und sie noch ein kleines Mädchen, und sie waren gemeinsam nach Spanien zum Zelten gefahren. Auf dem Campingplatz hatten eine Menge streunende Hunde herumgelungert. »Wenn du einer dieser Tölen zu fressen gibst«, so ihr Bruder, »wirst du sie nicht mehr los. Es sei denn, du verpasst ihr einen Tritt, dass sie drei Meter weit fliegt.« Er hatte gelacht.
    Nun, hier in Afrika hatte sie nicht mehr an die Warnung von damals gedacht und war prompt auf den Hund gekommen. Bodo würde auf jeden Fall mit nach Hause fliegen.
    Sie sah das Tier an, dann Mpumelele. »Wie viel?«
    Sein breites Grinsen wurde noch eine Spur breiter. »Hund kosten hundert Rand extra«, nannte er seinen Preis.
    Sie nickte stumm und zahlte.
    Daraufhin öffnete Mpumelele die Schiebetür des Nissan, und zum Vorschein kamen nicht weniger als sechs Sitzreihen, von denen man zwei nachträglich eingebaut hatte, wie an den unterschiedlichen Polstern zu erkennen war.
    »Jesus!«, entfuhr es ihr, als sie zwei Dutzend Fahrgäste sah, vier in jeder Reihe. Die Knie schienen ihnen unter den Hälsen zu hängen, und alle schwitzten erbärmlich. Die Luft war flüssig. »Jesus!«, wiederholte sie und kletterte in den Bulli, Bodo gut gelaunt hinterdrein. Einen freien Platz konnte sie nirgends entdecken.
    Mpumelele schaffte Abhilfe, indem er in seiner Muttersprache auf die Passagiere einredete, bis alle noch ein Stück enger zusammenrückten. Niemand beschwerte sich, und nach einer Minute Geschiebe war in der zweiten Sitzreihe von hinten genügend Platz entstanden, um sich dort mit einer Pobacke niederzulassen. Immerhin.
    »Guter Sitz«, freute sich Mpumelele.
    Sie starrte ihn ungläubig an. Dann fragte sie ihn, ob an diesem Tag noch ein anderer Bus, ein richtiger, nach Johannesburg fuhr, doch er verneinte. »Nicht heute«, versicherte er. »Vielleicht morgen Linienbus, vielleicht nicht.« Er lachte und breitete die Arme aus. »That’s Africa.«
    Diesen Spruch hatte sie in den letzten Wochen ungefähr an die zwanzig Mal gehört. That’s Africa – So ist Afrika. Das war die Standarderklärung für alles Mögliche und auch für alles Unmögliche.
    Die übrigen Fahrgäste wurden allmählich unruhig und scharrten mit den meist nackten Füßen, die in ausgetretenen Sandalen steckten.
    Resigniert quetschte sie sich auf ihren Sitz, während Bodo schnüffelnd den Bus erkundete.
    Mpumelele nickte ihr aufmunternd zu, bevor er die Schiebetür schwungvoll zuwarf. Der Gestank von Schweiß

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