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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Beethovens Neunter aus den
Taschen des Opfers erschrocken in die Höhe fuhr.
    »Ich bin das«, erklärte Vollmers, als der Beamte nach
dem Handy angeln wollte.
    Ein unfreundlicher Blick streifte den Hauptkommissar.
    »Ist Herr Havenstein verheiratet?«
    Frau Holl zuckte die Schultern. »Das tut mir leid. Da
kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Er kam gelegentlich zu uns. Meistens hatte
er spezielle Wünsche. Wir haben ihm die Bücher dann bestellt.«
    »Hat er die Ware immer selbst abgeholt?«
    Die Buchhändlerin nickte. »Ja.« Dann zog sie die Stirn
kraus. »Warten Sie. Vor Kurzem war er in Begleitung einer Frau hier. Sie ging
ihm bis zur Schulter. Ich erinnere mich, dass die Frau schwarze Haare hatte.
Genau. Deutlich waren die ersten silbernen Streifen zu erkennen.«
    »War Herr Havenstein öfter in Begleitung dieser Dame
hier?«
    »Ich kann mich nur an das eine Mal erinnern.«
    »Und sonst?«
    »Ich bin nicht immer hier. Und – wie gesagt – er war
nicht ständig Kunde, sondern kam nur gelegentlich vorbei. Aber ich habe ihn
sonst immer allein gesehen.«
    »Wollte Havenstein heute zu Ihnen?«
    »Moment«, sagte Frau Holl, gab erneut etwas ein und
erklärte: »Er hatte zwei Bücher bestellt.« Sie wartete einen Moment, dann las
sie vor: »Das eine ist: ›Unheimliche Energie – Kernspaltung zwischen Bombe und
Kraftwerk‹.«
    »Bitte?«, fragte Vollmers erstaunt. »Und das zweite?«
    »› MDS und
akute myeloische Leukämie‹.«
    Vollmers schüttelte ungläubig den Kopf. »Kommt so
etwas öfter vor?«
    »Was?«, antwortete Frau Holl mit einer Gegenfrage.
    »Ich meine, dass jemand solche Bücher bestellt?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Es gibt ein
Riesenangebot an Fachbüchern. Die kann man nicht alle kennen, selbst wenn man lange in der Branche tätigt ist. Diese beiden Titel sagen mir überhaupt
nichts.« Sie zuckte wie zur Entschuldigung mit den Schultern. »Nie gehört.«
Dann gab sie erneut etwas in ihren Computer ein. Anschließend zeigte sie mit
ihrer gepflegten Hand auf den Bildschirm. »Die werden auch nur ganz selten
nachgefragt.«
    Vollmers bedankte sich. Dann wandte er sich an den
Kriminaltechniker, der immer noch neben dem Opfer kniete.
    »Haben Sie schon etwas für uns?«, fragte er.
    Der Beamte sah hoch. »Nicht viel. Zwei Schuss. Einer
hat ihn ins Gesicht getroffen, der zweite ging ins Herz. Es sieht aus, als wäre
das ein fast aufgesetzter Schuss gewesen.« Der Kriminaltechniker deutete mit seinem
Finger einen Kreis um das Loch auf der linken Körperseite an. »Man kann
deutlich die Schmauchspuren erkennen. Das sieht wie verbrannt aus. Daraus
schließe ich, dass die Waffe dicht an die Kleidung gehalten wurde.«
    Aus der Wunde war nur wenig Blut ausgetreten. Der
Einschuss im Gesicht machte keinen appetitlichen Eindruck.
    »Wenn man Vermutungen anstellt, könnte man glauben,
dass der Täter sein Opfer verfolgte, kaltblütig auf das Gesicht zielte,
abdrückte, und, um ganz sicherzugehen, sich bückte und einen finalen Schuss
mitten ins Herz abgab.«
    »Ich kann das natürlich nicht bestätigen«, antwortete
der Beamte der Spurensicherung. »Aber an Ihrer Vermutung ist viel dran.« Dann
wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.
    »Haben Sie schon etwas bei der Untersuchung seiner
Kleidung feststellen können? Was hatte er bei sich? Das Handy haben wir vorhin
gehört.«
    Der Beamte sah auf. »Er war ein starker Raucher. Das
erkennt man an den Nikotinspuren an der rechten Hand. Ich habe bei ihm ein
Feuerzeug und eine angebrochene Schachtel Gitanes Maïs gefunden. Außerdem eine
Packung Tempotaschentücher, ein Portemonnaie und ein Schlüsselbund.« Der Beamte
hielt das Bund hoch. »Sieht aus wie ein Haustürschlüssel, das hier …«, er
zeigte auf einen kleineren Schlüssel, »könnte zum Briefkasten gehören. Dies ist
ein weiterer Haustürschlüssel, das hier …«, er hielt den nächsten Schlüssel
hoch, »könnte ein Schrankschlüssel sein. Vielleicht für einen Schreibtisch.«
    »Kein Autoschlüssel?«, fragte Vollmers.
    »Nein. Nichts dabei. Dafür haben wir das Portemonnaie
untersucht. Ein wenig Kleingeld. Nur Euro, keine Fremdwährung. Führerschein,
Personalausweis, mehrere Kreditkarten, Mitgliedskarte einer Krankenversicherung
und ein Presseausweis. Alles im Scheckkartenformat.«
    »Presseausweis?«
    Der Kriminaltechniker sah Vollmers an. »Ja. Sagte
ich.«
    »Die Sache wird interessant«, murmelte der
Hauptkommissar halblaut vor sich. »Ein Journalist, die merkwürdigen Bücher …
Und

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