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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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sagte Vollmers, nachdem er
sich Handschuhe übergestülpt und eine Tür mit zwei Fingern vorsichtig geöffnet
hatte. Hellgrauer Schiefer an den Wänden, die teuer aussehenden Keramikobjekte
und der durchgängige gemauerte Wandvorsprung zeugten davon, dass Havenstein
nicht an der Wohnungsausstattung gespart hatte.
    Der Hauptkommissar begutachtete die Kosmetik und war
erstaunt, nicht nur zwei Zahnbürsten, sondern neben Fläschchen und Tuben mit
der Beschriftung »pour homme« – für Herren – auch Damenkosmetik vorzufinden.
    »Havenstein hat hier nicht allein gewohnt«, rief er
Horstmann über die Schulter zu.
    »Doch«, antwortete der Oberkommissar.
    Vollmers folgte der Stimme und fand seinen Kollegen im
Schlafzimmer. Ein exakt eingepasster Spiegelschrank beherrschte eine ganze
Zimmerwand. Mitten im Raum stand ein kreisrundes Bett. Vollmer schätzte den
Durchmesser auf zwei Meter.
    »Das ist eine Lustwiese«, stellte Horstmann fest und
wies auf das ungemachte Bett. »Für zwei Erwachsene ist es zur dauerhaften
Besiedelung ungeeignet.«
    »Dauerhafte Besiedelung?« Vollmers hatte fragend eine
Augenbraue in die Höhe gezogen.
    »Ich wollte damit sagen, wenn man es als Ehebett
nutzen würde, wäre es für eine ständige Benutzung zu eng. Da findet man keinen
ruhigen Schlaf. Aber für den Empfang von Besuch …« Der Oberkommissar führte den
Satz nicht zu Ende. Stattdessen zeigte er auf ein Seidennegligé, hob es mit
spitzen Fingern an die Nase und schnupperte daran. »Hmh. Das Parfüm der Dame
ist in einer anderen Preisklasse als jenes, das die Ehefrau eines
Polizeibeamten verwendet.«
    »Wenn der weibliche Gast nur gelegentlich hier war«,
ergänzte Vollmers, »dann aber regelmäßig. Ein einmaliger Besuch dürfte kaum
seine Kosmetiksachen hinterlassen.«
    Vollmers sah sich um. Auch hier hingen Grafiken an den
mit Textil tapezierten Wänden. Am Kopfende des Bettes befand sich eine Art
Display. »Was ist das?«
    Horstmann zuckte die Schultern. »Ich vermute, eine
dieser neumodischen Einrichtungen. Damit ist die ganze Wohnung verkabelt. Du
kannst von deinem Handy aus zu Hause anrufen und dem Herd Bescheid sagen, dass
er die Kartoffeln kochen soll. Über das Bussystem wird alles gesteuert. Die
Beleuchtung, Fernseher und Stereoanlage, die Heizung und
was-weiß-ich-noch-alles.«
    Auch dieser Raum war mit einem flauschigen weißen
Teppich ausgelegt.
    Im Wohnzimmer standen elegante weiße Ledermöbel. Sie
mochten sicher teuer sein, ebenso wie die Glastische und Glasmöbel. Auf
Vollmers wirkte die Einrichtung kalt und unpersönlich.
    »Der Damenbesuch scheint gestern Abend nicht hier
gewesen zu sein«, sagte Vollmers und zeigte auf ein einzelnes benutztes
Whiskyglas aus schwerem Kristall und eine angebrochene Flasche Single Malt.
Dann zog er die Nase kraus. »Gut riecht das nicht.«
    Er wies auf den überquellenden Aschenbecher.
Havenstein schien sich nicht der Mühe unterzogen zu haben, ihn zu leeren. Der
Gestank von kaltem Rauch hing in der ganzen Wohnung und hatte sich auch in den
schweren Vorhängen, in den lose auf dem Parkett liegenden Gabbehs und im Leder
festgesetzt.
    Ein überdimensionierter Flachbildfernseher, mehrere
Festplattenrekorder und eine Stereoanlage aus dänischer Produktion
vervollständigten die Einrichtung.
    Im Unterschied zu den anderen Räumen war die
Gästetoilette schlicht eingerichtet. Vollmers schmunzelte, als er neben dem WC einen aufgeschlagenen Krimi und das
ebenfalls aufgeschlagene bekannte Nachrichtenmagazin entdeckte. Er beugte sich
hinab. Havenstein schien als letzte Lektüre einen Artikel über angebliche
Machenschaften korrupter deutscher Manager gelesen zu haben. Erst auf den
zweiten Blick entdeckte Vollmers, dass Robert Havenstein auch der Verfasser des
Berichts war.
    Zum Schluss inspizierten die beiden Beamten das
Arbeitszimmer. Im Unterschied zu den anderen Räumen sah es hier wüst aus.
Überall lagen Papiere herum, auf dem Fußboden, auf dem Schreibtisch, in den
Regalen. Die Wände waren umlaufend mit Bücherregalen vollgestopft, in denen
dicht an dicht Bücher, Aktenordner und DVD -Hüllen
lagen. Vollmers konnte keine Ordnung erkennen. Alles schien heillos
durcheinander.
    »Ist das die kreative Unordnung des Hausherrn, oder
hat jemand darin herumgewühlt?«, fragte Horstmann.
    »Ich vermute, dass Havenstein selbst dieses Chaos
angerichtet hat«, sagte Vollmers und wies auf einen auf dem Boden liegenden
Aschenbecher, dessen Inhalt sich großflächig vor dem Schreibtisch

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