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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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muss.«
    »In der Tat. Um was geht es?«
    »Wir sollen ein Schiff aufbringen und seine Ladung nach Thaynric schaffen.«
    »Ein Schiff? Welche Ladung könnte wichtig genug sein, um ein ganzes Konklave von Maestre einen Befehl übermitteln zu lassen?«, wunderte sich Harfell und sprach damit auch Roxanes Gedanken aus.
    »Unglücklicherweise liegen mir dazu keine weiteren Informationen vor. Die genauen Befehle gehen natürlich noch schriftlich an Sie. Das Ganze ist sehr mysteriös. Es handelt sich um einen schwarzen Frachter, zumindest ist das die Beschreibung. Vermutlich ein Sturmweltenfahrer, vielleicht auch eine Schwarzbrunn-Fregatte.«
    Obwohl Roxane einige Fragen auf der Zunge lagen, schwieg sie und nippte nur an ihrem Glas. Es stand ihr nicht zu, in das Gespräch zwischen einem Kapitän und einem Admiral einzugreifen; tatsächlich war es schon eine Ehre, schweigend anwesend sein zu dürfen.
    »Was sollen wir tun? Jeden Sturmweltenfahrer zwischen den Inseln aufbringen? Bald fährt der Konvoi, da könnten wir Dutzende entern!«
    »Man hat angedeutet, dass dieses Schiff nicht am Konvoi teilnehmen wird. Tatsächlich wird es wohl unsere Schiffe zu meiden versuchen. Kapern Sie also lediglich jene Sturmweltenfahrer, die vor Ihnen davonsegeln!«
    Wieder lachten Admiral und Kapitän unisono, und auch Roxane rang sich ein Lächeln ab.
    »Aber genug davon«, erklärte Holt und wies aus dem Fenster, das eine vorzügliche Sicht auf die Bucht bot. Vor dem türkis funkelnden Meer hoben sich die dunklen Formen der mächtigen Kriegsschiffe ab. »Morgen Abend gibt der Gouverneur einen Empfang. Alle Offiziere sind eingeladen. Dort können wir weiterplaudern, Kapitän, und in angenehmerer Atmosphäre. Die Mantikor bleibt doch noch einige Tage im Hafen, nicht wahr?«
    »Natürlich, Thay. Wir müssen Proviant aufstocken und generell Vorräte an Bord nehmen. Zwei, drei Tage werden sicherlich vergehen, bevor wir auslaufen.«
    »Dann sehen wir uns dort, Oric.«
    Mit diesen Worten führte der Admiral seine Gäste zur Tür und verabschiedete sie. Trotz der subtilen Beleidigung salutierte Roxane korrekt, und Hugham tat es ihr gleich. Einerseits war ihre Enttäuschung darüber, dass sie nur die notwendigste Zeit vor Anker liegen würden, groß, andererseits freute sie die Aussicht auf eine Fahrt durch die Sturmwelt, auch wenn sie dabei ein mysteriöses Schiff jagen mussten.
    »Sorgen Sie dafür, dass Frewelling von unserem baldigen Auslaufen erfährt«, wies Harfell sie an und riss sie damit aus ihren Gedanken. »Je schneller wir Klarschiff haben, desto besser. Und teilen Sie Leutnant Cudden mit, dass wir morgen auf dem Ball des Gouverneurs erwartet werden. Überprüfen Sie Ihre Ausgehuniformen; ich will nicht, dass Sie die Mantikor oder mich beschämen. Ich werde das vorab kontrollieren!«
    »Thay?«, fragte Roxane verwirrt. »Der Empfang?«
    »Natürlich, was denken Sie denn? Wir werden dort morgen Abend erwartet, und Sie glauben ja wohl nicht ernsthaft, dass ich mich vor den Kapitänen der Linienschiffe von Ihnen bloßstellen lasse!«
    »Nein, Thay. Klarmachen der Galauniform, Thay!«, erwiderte die junge Offizierin schnittig und spürte, wie ihr der Mut bei dem Gedanken sank. Ein Empfang beim Gouverneur? Unter den Augen aller Kapitäne, des Admirals, der Beamten und der besten Gesellschaft? Was soll ich dort bloß? Wird dort etwa getanzt? Bei der Einheit! Ich würde lieber mit einem Reisigstecken in der Hand die Tore Dérans stürmen!

SINAO

    Durch die Aufzeichnungen zu blättern und die langen Zahlenkolonnen zu sehen ließ ein vertrautes Gefühl in Sinao aufsteigen. Alle Einträge waren von ihrer Hand geschrieben, jegliche Veränderung der Lagerbestände hatte sie genau festgehalten. Sie suchte nicht nach Fehlern; sie wusste, dass es keine gab. Die eng geschriebenen Zahlenreihen zogen an ihr vorbei, Seite um Seite, und sie musste kaum mehr als ein, zwei Momente auf ein Blatt schauen, um sie zu erfassen, zusammenzuzählen.
    Auf die Zahlen konnte sie sich verlassen. Ihre Ordnung und Schönheit gaben ihr Sicherheit und verliehen ihr Macht.
    Ihr gegenüber saß Tangye, der unruhig mit den Fingern auf die Tischplatte klopfte.
    »Und?«, fragte er schließlich.
    Bedächtig legte die junge Sklavin den Stapel Papier auf den Tisch und sah den Aufseher an. Sie hatte gesehen, wie er Menschen mit seiner Knute zu Tode prügelte, hatte zu oft dabeigestanden, während er Sklaven aufknüpfte. Doch jetzt jagte er ihr keine Furcht ein; er sah müde aus,

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