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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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vorbei, die Flügel schillerten goldgelb im Sonnenlicht. Langsam schob er den Farn zur Seite und trat tiefer in das Dickicht hinein. Innerhalb von zwei Schritten verschlangen ihn die Schatten. Es war wie der Gang in eine andere, eine urtümliche Welt, in der Menschen Eindringlinge waren, fremd und unwillkommen. Dennoch ging er vorsichtig weiter und versuchte diesmal, alles in sich aufzunehmen, was er sah.
    Erst ein leises Zischen neben seinem Fuß ließ ihn innehalten. Langsam und vorsichtig drehte er den Kopf zur Seite und sah einen Reptilienkopf, der sich direkt neben seinem Bein auf einem langen Leib unter den Blättern hervorwand. Die Kreatur war dunkelbraun, ihre Augen deutlich heller, fast golden. Sein Atem wurde flach, und Schweiß trat ihm auf die Stirn, obwohl ihm unvermittelt kalt wurde. Das Tier hielt in seiner Bewegung inne, aber Jaquento konnte seine Aufmerksamkeit geradezu spüren.
    »Ich sagte doch, dass es hier Schlangen gibt«, erklang Rahels flüsternde Stimme plötzlich hinter ihm. »Nicht bewegen!«
    »Sehr lustig; dachtest du, ich wollte eine Tereda tanzen?«
    »Vielleicht würde sie das ablenken«, stellte Rahel fest, dann hörte Jaquento erleichtert das Knacken eines Pistolenschlosses. Sofort fuhr der Kopf der Schlange herum, als wüsste sie, was dieses Geräusch zu bedeuten habe.
    Jaquento griff in einer fließenden Bewegung nach unten, packte das Tier direkt hinter dem Kopf und drückte es zu Boden. Seine Erleichterung machte sich in einem tiefen Seufzer Luft.
    »Mach Platz, ich knall’ sie ab«, forderte Rahel ihn auf, doch Jaquento wurde plötzlich bewusst, dass seine Hand direkt am Kopf der Schlange war und er keine Ahnung hatte, ob sie eine gute Schützin war.
    »Nein, warte, ich erledige das mit meinem Messer.«
    Unvermittelt wechselte die Farbe der Schlange, von einem Herzschlag zum nächsten war sie grün wie der Boden.
    »Was beim...«
    Weiter kam er nicht, denn wieder ging eine wundersame Veränderung durch den Reptilienkörper, und aus dem hellen Grün wurde ein dunkles Rot, das wild pulsierte.
    »Das ist keine Schlange«, rief Rahel und sprang an seine Seite. Vorsichtig hob Jaquento das Wesen hoch und zog es aus dem Strauch. Als er sah, was er in der Hand hielt, keuchte er verblüfft – was er für den Körper gehalten hatte, war lediglich ein beweglicher Hals, an den sich der eigentliche, gedrungene Leib mit vier kurzen, klauenbewehrten Beinen anschloss. Der Rücken war mit Zacken bewehrt. Dazu hatte das Tier einen langen, gedrehten Schwanz, der sich um Jaquentos Unterarm wand, während die Kreatur wütend zischte. Immer noch liefen helle und dunkle rote Muster über ihre geschuppte Haut, und als er sie hochhob, spreizte sich so überraschend ein kleiner, ledriger, feuerroter Kragen hinter dem Kopf ab, dass er seine Beute beinahe fallen gelassen hätte.
    »Was, bei allen Geistern der Tiefe, ist das?«, flüsterte Rahel, die unverwandt ihre Pistole auf das Tier gerichtet hielt. »Irgendeine Echse?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich traue mich nicht, es loszulassen.«
    Mit einem Ruck zog die Kreatur ihren Leib mit dem Schwanz an Jaquentos Arm fest und schlug ihre kleinen Krallen in sein Hemd und seine Haut.
    »Verflucht!«
    Mit der Linken versuchte Jaquento die Klauen zu lösen, während Rahel neben ihm stand und unvermittelt zu lachen begann, als jeder Versuch damit endete, dass die Kreatur sich nur noch mehr festkrallte.
    »Hör auf zu lachen und hilf mir gefälligst«, befahl der junge Mann, aber Rahel sicherte nur ihre Waffe und steckte sie wieder in den Gürtel.
    »Noch heute Morgen erschien es mir, als ob du nichts dagegen hast, wenn man dich ein wenig kratzt!«
    »Lass den Unfug! Warum bist du mir eigentlich gefolgt?«
    »Ich dachte, du würdest mich auf einen Waldspaziergang einladen, damit wir uns ein wenig die Zeit vertreiben, während wir warten«, antwortete Rahel zuckersüß, ohne auch nur einen Finger zu rühren, um ihm zu helfen. Schnell ließ er die Kreatur los und streckte den Arm aus, damit das Wesen einfach hinabspringen konnte, doch es machte keine Anstalten, ihn wieder loszulassen.
    In Ermangelung einer besseren Alternative stellte Jaquento seine Befreiungsversuche ein und begann leise beruhigende Geräusche zu machen, so als ob er eine Katze auf dem Arm habe. Seine geflüsterten Worte schienen Wirkung zu zeigen, denn langsam nahm die Intensität der Farbe ab, bis von dem vorher pulsierenden Rot nur ein rostfarbenes Rotbraun zurückblieb, das Jaquento

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