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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Wiedersehen zweier alter Kampfgefährten zu einem glücklichen Höhepunkt zu verhelfen?«
    Verständnislos blickte der Alte Franigo an, der eine einladende Geste den Gang hinab machte: »Nun führt mich hin!«
    Grummelnd schritt der alte Mann voran, und Franigo folgte seinem weißen Schopf, wie Corban einst dem Flug des weißen Vogels gefolgt sein mochte, der ihn in das Herz des Imperiums und damit in das Zentrum von Dekadenz, Korruption und Häresie geleitet hatte. Auch im Bettlerpalast saßen Sünder, da war sich der Poet sicher. Innen war das Gebäude nicht weniger dunkel, als es von außen wirkte. Die wenigen Öffnungen waren schmale, hoch über dem Boden liegende Schießscharten, vor denen schmiedeeiserne Gitter angebracht worden waren, auf deren Wartung die Wächter peinlich genau achteten. Denn sonst hätte ein Insasse von außen Essen oder Geld zugeworfen bekommen können, wo doch der offizielle Weg nur durch die Hände der Wärter führte, die für ihre tiefen Taschen berühmt waren.
    Weiter oben im Gebäude saßen die reicheren Gefangenen ein, oder zumindest jene mit einflussreichen und auch großzügigen Freunden. Dort gab es mehr Licht, frische Luft und zusätzliche Räume für die Dienerschaft. Aber hier unten waren die Schuldner, die per definitionem kein Silber und erst recht kein Gold besaßen, und um jene kümmerte die Krone sich nicht. Sie waren nutzlose Esser, wie Imerol, der in einem großen Raum in der Ecke an einem Tisch saß und mit einigen finsteren Gesellen Karten spielte. Was die Einsätze waren, konnte Franigo nur raten, und eigentlich wollte er selbst das nicht. Die Lust am Spiel hatte Imerol erst in diese bedauernswerte Lage gebracht. Und ich muss nicht einmal spielen. Mir gelingt dies auch so.
    »Franigo!«, brüllte der stämmige Hiscadi. »Da brat mir einer einen Storch!«
    »Mir auch«, warf einer seiner Kumpane ein. »Mit Rosmarin und …«
    »Nicht über Essen reden«, mahnte Imerol und rieb sich bedauernd seinen Bauch, der tatsächlich einiges an Umfang verloren hatte. Franigo erinnerte sich wieder, dass der Söldling nicht nur dem Spiel, sondern überhaupt allen Lastern zugetan gewesen war, mit besonderer Vorliebe jedoch dem Trunk und der Völlerei gefrönt hatte.
    Der mächtige Knebelbart und das Haar des Mannes wurden langsam grau, aber seine Haut war noch gebräunt und seine Bewegungen voller Schwung wie die eines Jugendlichen. Er trug ein einfaches Tuch auf dem Kopf, mit dem er seine Haare nach hinten gebunden hatte, wie viele Hiscadi es unter den Hüten trugen. Auch Franigo hatte ein solches Tuch um den Kopf gebunden, denn man wusste nie, wann man seinen Degen ziehen musste – und im Kampf waren die schulterlangen Haare eher hinderlich.
    »Das ist mein Freund, Franigo«, stellte Imerol ihn vor. Gerade wollte der Poet dazu anheben, seinen vollen Namen zu sagen, da schüttelte Imerol den Kopf und legte den Arm um seine Schulter: »Vergiss es. Diese halb zivilisierten Géronaee wissen einen wahren Namen gar nicht zu schätzen.«
    Er führte den Poeten etwas abseits und musterte ihn eindringlich.
    »Wie ist es dir ergangen? Erzähl!«
    »Nun, mein Glück hat sich noch nicht gänzlich zum Guten gewendet«, log Franigo. »Aber die Zeichen stehen günstig. Mein letztes Stück – eine Komödie – wurde gut aufgenommen, auch wenn mein Forte ja nun die tragischen Stoffe sind. Ich habe eine Audienz erhalten, und ich denke, dass ich bald Beachtung finden werde.«
    »Das erfreut mein altes Herz. Wie du dir denken kannst, sieht es bei mir weniger rosig aus. Sonst wären wir ja nicht hier.«
    Es tat Franigo gut, in der Sprache seiner Heimat mit jemand zu sprechen, den er schon länger kannte, als seine Anwesenheit in Géronay dauerte. Auch wenn Imerol ein rauer Bursche war, der sie in ihrer gemeinsamen Zeit bei den Regimentern immer erst in Schwierigkeiten und dann wieder aus ihnen herausgebracht hatte, war er doch ein vertrautes Gesicht in der Fremde.
    »Hier«, erklärte er mit belegter Stimme und reichte Imerol drei seiner letzten fünf Silberlunare. »Kauf dir was Gutes zu Essen und etwas Wein.«
    »Wein? Was sie hier Wein nennen, ist wenig mehr als Rattenpisse!«
    Franigo lächelte mitfühlend. »Es ist eine Schande. Wie steht es um deine Soldforderung? Du hast doch für deinen Heldenmut vor Gavere einen Zuschlag erhalten? Sollte das nicht genügen, um deine Schulden zu begleichen?«
    »Der wurde gestrichen, weil ich mich in Torden besoffen habe und den Hauptmann einen Hund

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