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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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lebt. Ich habe dem Smutje gesagt, er soll an nichts sparen.«
    »Hunger also«, flüsterte Deguay und beugte sich zu Soywell hinab. Seine Finger gruben sich in die Schulter des Jungen, und er drückte ihn herab. »Hunger trotz voller Ration?«
    »Ich … ich …«

    »Was hattest du im Frachtraum zu suchen?«
    »Ich wollte …«, begann Soywell mit Panik in der Stimme, aber Deguay schnauzte ihn an: »Wer hat dich bezahlt?«
    »Was? Niemand. Ich … wollte doch … Ihr seid …«
    Die Spitze einer Klinge ragte so unvermittelt aus der Brust des Gefangenen, das Tareisa zunächst nicht begriff, was dieses seltsame, metallische Objekt war. Erst als der Junge entsetzt seufzte, begriff sie. Mit einer langsamen, fast zärtlichen Bewegung zog Deguay den Dolch wieder zurück und ließ Soywell zu Boden gleiten. Der Tod kam schnell, der Stich war gut gezielt gewesen. Die Blutlache um den verdrehten Leib wuchs an, während Deguay ungerührt die Klinge an einem Tuch abwischte, das er danach auf den Toten fallen ließ.
    »Euer Geheimnis bleibt sicher, werte Dame«, erklärte der Capitane und lächelte erneut sein Raubtierlächeln. Diesmal war die Vorstellung, seine Beute zu sein, weniger angenehm.
    »Gut. Vielleicht würden ständige Wachen dafür Sorge tragen, dass sich derartige Vorfälle nicht wiederholen?«
    »Kümmere dich darum, ja?«
    »Aye, aye«, erwiderte Rahel steif und salutierte.
    Deguay reichte Tareisa den Arm. »Zurück auf die Todsünde ? Ich würde Euch gern zum Abendessen einladen, wenn Ihr mir diese Freiheit gestattet.«
    »Sehr gern, Capitane, ich bin hungrig wie eine Löwin.«
    Die Maestra ließ sich von ihm aus der Kajüte führen, in der es neben Teer, Holz und Meer nun auch nach Blut roch. Eigentlich hatte sie keinen Appetit mehr, aber sie würde Deguay gegenüber niemals Schwäche zeigen. Es wird noch mehr Tote geben , dachte sie bei sich. Der Junge … hätte weniger gierig sein sollen, dann wäre er noch am Leben. Doch plötzlich geisterte ein anderer Gedanke durch ihren Kopf. Hat jemand ihn bezahlt? Weiß jemand von der Fracht? Und warum hat Deguay ihn so schnell umgebracht? Hatte er ihn selbst geschickt und wollte es
verbergen ? Sie beschloss, trotz der Nähe des schwarzen Schiffs ab sofort jedwede Sicherheitsmaßnahme zu ergreifen, die ihr der unnatürliche Sog zugestehen würde. Ihr Meister musste von den Ereignissen erfahren. Wenn eine oder mehrere Parteien in das Spiel eingestiegen waren, würden die Einsätze schon bald erhöht werden. Und die Grenze war in diesem Fall die ganze Welt.

THYRANE

    Sofort als seine Füße das Deck berührten, verfiel Thyrane in die nachgiebige Haltung, die das Rollen und Gieren des Schiffs abfing. In der Meerenge des Sanlet, die durch die Insel Dleigh von der offenen See abgeschirmt war, lagen die Schiffe der Marine zwar sicher, aber der seltene Nordostwind, der derzeit herrschte, hielt die vor Anker liegenden Kriegsschiffe dennoch in Bewegung.
    Das Pfeifen der Bootsleute, der raue Wind, das schwankende Deck – Thyrane hatte es vermisst, ohne sich dessen bis zu diesem Augenblick bewusst gewesen zu sein. Ein schwer definierbares Gefühl ergriff von ihm Besitz, und er benötigte einige Augenblicke, bis er es erkannte. Es war das Gefühl, heimzukehren, und er wollte verflucht sein, wenn er dieses Gefühl jemals so beim Betreten seines Landhauses gehabt hatte.
    Die Mannschaft hatte auf dem Deck Aufstellung bezogen, dreihundert Seelen, die auf engstem Raum zusammenlebten, aßen, arbeiteten, kämpften und starben; eine Gemeinschaft, die sich die meisten Landbewohner kaum vorstellen konnten. Dabei war die Fregatte kein sehr großes Schiff – Thyranes letztes Kommando, ein Linienschiff von vierundsiebzig Kanonen, hatte eine nominelle Besatzung von sechshundert gehabt, auch wenn sie nur selten die volle Stärke erreicht hatte.
    Matrosen kümmerten sich bereits um sein persönliches
Gepäck, eine Seekiste, die eher robust als ansehnlich war. Dahinter wurden die beiden Fässer und die zwei großen Kisten an Bord gehoben, die Thyrane noch zusätzlich in Loidin erworben hatte. Der Kapitän, ein vierschrötiger Mann mit rötlich blondem Haar, der sich offenbar nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte, trat auf ihn zu und salutierte förmlich und mit steifer Miene.
    »Willkommen an Bord, Thay. Die Imperial gehört Ihnen.«
    »Ah, Käpt’n Bercons?« Der Mann nickte nur kurz. »Ich will doch hoffen, dass dieses feine Schiff weiterhin das Ihre ist. Ich bin nur Gast an Bord,

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