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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Neulingen ist sehr gering. Wir werden in der Sturmwelt eventuell zwischen den Inseln umherfahren müssen, und ein Linienschiff wäre dafür schlichtweg ungeeignet. Und Sie sind ein herausragender Kapitän, Thay. Das war der zweite Grund.«
    Ohne Thyrane anzusehen, erwiderte Bercons: »Vielen Dank, Thay. Das ist ein hohes Lob aus Ihrem Mund. Ich hoffe, dass ich mich dessen würdig erweisen werde.«
    »Keine Sorge. Ich habe Ihre Berichte gelesen und bin mir absolut sicher, dass Sie der richtige Offizier für diese Mission sind. Wenn wir erst einmal auf See sind, werde ich Sie und Ihre Offiziere in die Details einweihen. Bis dahin müssen Sie sich gedulden. Wir beide wissen, wie schnell derartige Informationen unter Deck ihre Runde machen, und noch hat die Mannschaft wohl Landratten an Bord.«
    »Ich kann das unterbinden, wenn Sie es wünschen, Thay.«
    Jetzt lachte Thyrane und nahm sein Glas wieder auf. Tatsächlich war von vorn leise Musik zu hören, begleitet von einem vielstimmigen, rauen Gesang.
    »Keineswegs, Käpt’n. Lassen Sie Ihren Leuten die Vergnügungen. Die Überfahrt wird einige Zeit in Anspruch nehmen, und ich kann nicht sagen, wann wir wieder in einem sicheren Hafen liegen werden. Der Dienst wird sie schon bald genug wieder vereinnahmen. Und ganz ehrlich: Ich habe es in all meinen Dienstjahren nicht geschafft, die Huren und Lustknaben
von meinen Schiffen fernzuhalten. Das ist vergebliche, verzeihen Sie mir den schlechten Scherz, Liebesmüh.«
    Bercons lächelte, und beide Männer lauschten dem Knarren des Schiffes, den Schritten auf dem Poopdeck über ihnen, dem leisen Gesang und dem Meer um sie herum.
    Bercons nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife, dann stützte er die Hand, die sie hielt, auf dem Tisch ab. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Thay?«
    Stellen darfst du sie, nur ob du eine Antwort bekommst, steht auf einem anderen Blatt, dachte der Admiral, meinte dann aber mit einem ermutigenden Lächeln: »Nur zu.«
    Der Kapitän zögerte kurz, doch dann begann er: »Ich habe gehört, dass Sugérand selbst Ihnen den Titel Seewolf verliehen hat. Entspricht das wirklich der Wahrheit, Thay?«
    »Verliehen ist ein starkes Wort dafür, Käpt’n. Er hat mich so genannt, als ich mit der Rabelais vor seiner Küste kreuzte.«
    »Ein schönes Schiff. Beute von den Géronaee, nicht wahr?«
    »In der Tat. Eine der ersten schweren Fregatten, wenn auch keineswegs so stark bestückt wie die Imperial . Wir haben zwei Monate lang alles gekapert, was uns vor die Mündungen lief. Es war eine gute Zeit«, erklärte Thyrane. Dann wechselte er abrupt das Thema. »Ist meine Vermutung korrekt, dass wir frühestens morgen gegen Mittag Segel setzen können?«
    Der Kapitän nickte.
    »Dann werde ich die zwei Fässer mit Branntwein für den heutigen Abend zur Verfügung stellen. Und einige meiner Vorräte sind für die Unteroffiziere gedacht. Ich weiß, wie schmal die Börsen mancher Fähnriche sind.«
    »Heute Abend wird es so manchen Toast auf Ihre Gesundheit geben, Thay«, antwortete Bercons lächelnd.
    Thyrane winkte ab, und sie prosteten sich zu, während draußen der Wind langsam abflaute und die Wolken weniger gehetzt über den Himmel zogen.

ROXANE

    Die Mantikor kroch nur so in die Hafeneinfahrt. Zwar war es nur der ungünstige Wind, der ihre Fahrt verlangsamte, aber dennoch machte es auf Roxane den Eindruck, als müsse jeder der Fregatte ansehen, dass sie mit schlechten Neuigkeiten einlief. Auch die Schäden würden einem geübten Beobachter noch auffallen, aber zumindest waren sie so weit behoben worden, dass die Leistung des Schiffs nicht zu sehr beeinträchtigt war.
    Über der Insel hingen dunkle Regenwolken, die sich an den niedrigen Berg klammerten. In ihrem Schatten wirkten die Farben der Gebäude blass und traurig. Die junge Offizierin konnte sich noch gut an ihren ersten Eindruck von Lessan erinnern, an die überwältigende Farbenpracht, den mysteriösen Dschungel, all die exotischen Anblicke, die ihre Sinne bedrängt hatten; davon war wenig geblieben.
    Unwillkürlich legte sie die Hände auf dem Rücken zusammen und straffte ihre Schultern. Ihr Blick fiel auf die Residenz des Admirals, ein heller Fleck inmitten der fahlbunten Häuser. Ihr erster Gang musste sie dorthin führen, wo sie ihren Bericht erstatten würde. Durch den Tod des Kapitäns und Aellas Verwundung war diese Pflicht ihr zugefallen, und die Tragweite der Ereignisse ließ nichts anderes zu, als den Bericht persönlich zu überbringen. Um

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