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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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Zündholzes reichte aus, um ihm das ganze Ausmaß seines Elends bewusst zu machen: Er saß hier direkt neben einem toten Mann. In einem tiefen Felsloch. Nur ein freundliches Schicksal hatte verhindert, dass er jetzt genauso mausetot dalag wie die Leiche.
    Die allerdings auf sehr eindeutige Weise nicht durch den Sturz hier herunter ums Leben gekommen war. Nein, der Mann war schon tot gewesen, als er hier gelandet war, denn aus seiner Brust ragte dergewaltige rote Griff eines Messers oder Dolches. Matthias zweifelte keinen Moment daran, dass die Klinge ebenso beeindruckend war. Das zu prüfen, hatte er allerdings keine Zeit mehr. Mit einem leisen Schmerzenslaut ließ er das bis auf seine Finger niedergebrannte Streichholz fallen. Welches sofort erlosch.
    Himmel! Hastig riss er das nächste Zündholz an. Er musste feststellen, wie lange dieser Tote ... Er erstarrte und lauschte. Was, wenndessenMörder noch in der Nähe war?
    Doch bis auf das nahe Wasserrauschen war nichts zu hören. Nicht einmal Fledermausflattern.
    Vorsichtig tippte er schließlich den Mann an. Steif, kalt. Mindestens einige Stunden tot. Der Mörder war also aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr hier.
    „Au.“ Wieder hatte er sich verbrannt. Streichhölzer waren einfach keine richtige Hilfe. Sollte er ohne ...?
    Doch die Dunkelheit war schlimmer und das gab den Ausschlag. Matthias entzündete das nächste.
    Diesmal mied er den Blick zur Leiche. Stattdessen musterte er die Wände des Lochs. Vielleicht konnte er sich selbst befreien? Doch im flackernden Lichtschein sah er nur Fels, bis zur Höhlendecke hinauf, völlig glatt, ohne Vorsprünge oder Vertiefungen. Nur etwa vier Meter über dem Toten gähnte Dunkelheit. Viel zu hoch, um hinauflangen oder -springen zu können.
    Im Licht des vierten und fünften Zündholzes prüfte er die Wände, in der Hoffnung, doch eine Art Ausstieg übersehen zu haben. Das sechste bis achte brauchte er, um sich mit Augen und Händen davon zu überzeugen, dass es wirklich keinen gab. Nummer neun bis sechzehn dienten dazu, die bittere Tatsache, in eine Falle geraten zu sein, nicht an sich heranzulassen.
    „HILFE“, brüllte er, als seine Angst, hier verloren zu sein, die überwog, sich den Mördern auszuliefern. Seine Stimme hallte, verhallte.
     
    „HALLO?“
    Nichts.
    Ich habe ein Seil. Und schon hatte er es aus dem Rucksack gezogen. Jetzt brauchte er nur noch etwas, woran er es befestigen könnte.
    Das siebzehnte Streichholz hielt er so hoch wie möglich, reckte sich, versuchte, etwas zu entdecken, worüber er sein Seil werfen könnte. Vielleicht war da oben ein Stalagmit in der Nähe?
    Ein Luftzug löschte die Flamme schnell. Mit der nächsten erging es ihm ebenso. Doch inzwischen hatte er genug erkennen können, um sicher zu sein, dass esoberhalb des Lochs keinen Halt gab. Entmutigt senkte er den Arm.
    Er benötigte all seine Selbstdisziplin, um die vollständige Finsternis um ihn herum zu ertragen. Erst nach einer ganzen Weile erlaubte er sich, das neunzehnte Streichholz zu entzünden. Nutzte das kurze Licht, um sich zu vergewissern, dass er den Toten nicht etwa kannte.
    Wieder ignorierte er Messer und Blut, betrachtete ausschließlich das Gesicht. Weit aufgerissene Augen, vor Entsetzen verzogener Mund, Bartstoppeln, lange dunkle Haare. Nein, diesem Mann war er noch niemals begegnet.
    Nach dem nächsten Zündholz tastete er sich zur Felswand, möglichst weit weg vom Toten, und setzte sich. Er brauchte nicht um Hilfe zu rufen. Und weitere Streichhölzer zu verschwenden, brauchte er auch nicht. Es waren eh nur noch wenige in der Schachtel.
    Alles war sinnlos. Er war verloren, in einer einsamen Höhle mitten in den Bergen. Allzu bald würden hier zwei Leichen liegen.
    Er zog den Rucksack auf seinen Schoß, öffnete ihn und tastete nach der Wasserflasche. Wie lange dauerte es, bis ein Mensch verdurstet war, vier Tage? Oh Himmel!
    Entschlossen ließ er die Zündholzschachtel in den Rucksack fallen. Er würde kein weiteres Streichholz mehr anzünden.
     
    Das unsichtbare Wasser rauschte, es tropfte von nah und fern, dazwischen hörte er immer wieder das trocken ledrige Geräusch schlagender Fledermausflügel. Sie waren also noch da. Angespannt lauschte er. Würden sie erneut angreifen?
    Diese unheimliche Finsternis, die sich fast greifbar vor ihm auftürmte, war schwer zu ertragen. Sollte er doch wieder ein Streichholz anzünden, um einige Momente Licht zu haben?
    Er verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Die

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