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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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– wie um eben dieser Fremdheit entgegenzuwirken.
    Zuneigung wallte in Matthias auf. Ihre Hand war ehrlich gewesen. „Mathi...s“, sagte er. Sogar sein eigener Name klang fremd in seinen Ohren.
    „Mattis“, sprach sie nach.
    „Mattich“, plapperte der Kleine.
    „Ja, Mattis“, bestätigte er, wiederum zögernd. Vielleicht lag es nur daran, dass sich alles hier anfühlte, als erlebte es jemand anderes und Matthias selbst schaute nur zu.
    „Ich bin Mila.“
    Mila? Bei diesem Namen klingelte etwas in Matthias.
    „Mama“, strahlte der kleine Junge und brachte Matthias zum Lächeln.
    „Mila“, wiederholte er gehorsam. Um dann herauszuplatzen: „Was ist deine Erklärung dafür, dass du so aussiehst wie meine Exfrau? Und dein Sohn wie unserer?“ Und warum hat mein Freund Wolfgang mir deinen Namen schon verraten?
    Es gab nämlich keine andere Erklärung als die, dass dies nicht wirklich geschah, sondern lediglich in seinem Kopf.
    „Ich habe keine Ahnung“, seufzte Mila dann auch und sah ihm gerade in die Augen. „So etwas ist auch mir noch nicht passiert. Aber“, sie legte den Kopf schief, „könnte ich jetzt eine von den Bananen haben?“
    „Oh, klar, entschuldige.“ Rasch griff er sich eine und schälte sie.
    „Schau, Ilya, das ist etwas ganz Feines“, bot Mila dem Kleinen in begeistert lockendem Ton an.
    Matthias musste grinsen ob ihrer blinden Vertrauensseligkeit.
    „Ba-na-ne“, sprach sie Ilya deutlich vor.
    „Nane“, öffnete der den Mund und bekam prompt ein Stück davon hineingeschoben. Er schmatzte. „Hmm.“
    „Ist sie gut?“, strahlte Mila glücklich. „Willst du mehr?“
    Ilya griff freudig zu. „Mea!“
    Mila reichte ihm ein neues Stück. „Dann iss dich ordentlich satt, mein Schatz. Gleich darfst du ein bisschen herumlaufen und toben – aber dann musst du ganz ruhig und brav in der Trage sitzen, hörst du?“
    „Naus“, strampelte der Kleine drei Bananen später, und Mila befreite ihn. Er lief los, zielstrebig auf den gegenüberliegenden Rand der Lichtung zu – und ließ Matthias schon wieder erstarren, als er dort einen liegenden Baumstamm entdeckte, aus dem ein dünner Seitenast ragte. Den Ilya offenbar schon gut kannte. Mit beiden Händen hatte er sich daran aufgehängt und sprang nun eifrig auf und nieder. „Auf“, drehte er sich schließlich auffordernd zu den Erwachsenen um. „Ssaukeln!“
    Matthias kniff die Augen zusammen und schluckte. Dies war schließlich seine Geschichte. Und somit auch dieses Déjà-vu kein Wunder.
    Mila hatte sich bereits in Bewegung gesetzt.
    „Ich will endlich wissen, worum es in dieser Geschichte hier geht“, hetzte Matthias ihr nach. „Warum kannst du nicht mehr in deinem Haus leben? Glaubst du, dass Tills Mörder auch dich umbringen will? Ich bin ja bereit, dir zu helfen, aber ich habe ein Recht zu erfahren, was wichtig ist.“
    Mila hatte Ilya auf den Ast gehoben, und Matthias umfasste ganz automatisch dessen Taille, um ihn zu halten. Diesmal vereitelte Mila seine Unterstützung nicht. Sie trat sogar einen Schritt zurück, richtete sich vollständig auf und straffte den Rücken, beide Hände im Kreuz. Dabei ihren Nacken auf dieselbe unwiderstehliche Weise reckend, wie Lida Matthias immer wieder dazu gebracht hatte, sie auf der Stelle dorthin küssen zu müssen.
    Er hustete. Es war schon sehr verwirrend, wie ähnlich die beiden Frauen sich waren. Ähnlicher, als alle Zwillinge es je sein könnten.
    „Wie du dir vorstellen kannst, stehen mir die Leute hier sehr misstrauisch und furchtsam gegenüber“, lenkte Mila seine Aufmerksamkeit auf die Sache zurück. „Und jetzt, da Till tot ist ... ermordet ...“ Sie machte eine vielsagende Pause. „Er als Zeitreisender ist natürlich erst recht beobachtet worden.“
    „Hat ihn jemand bedroht?“
    „Man unterstellt uns, mit Dämonen im Bunde zu sein.“
    „Hexenverfolgung“, murmelte Matthias betroffen. „Oh Mann.“
    „Lange Zeit hat uns das geschützt“, widersprach Mila da. „Bis heute.“
    Wie das?, hatte er fragen wollen, doch die mühsam bezwungene Angst und Hoffnungslosigkeit in ihren Augen machte ihn stumm. Diese Angst war ihm so vertraut. Was ihn jedoch nicht davor bewahrte, sich ebenso verängstigt und hilflos zu fühlen wie sie. Daran war seine Ehe gescheitert, genau daran.
    Er holte Luft. Jetzt musste er Mann sein, etwas sagen, irgendetwas, das ihr helfen würde. Anders als damals. „Wer ist denn jetzt der Mörder?“, platzte er heraus – und verdrehte die Augen.

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