Succubus on Top
Hinduismus und nordische Mythologie – dazu unsere eigene. Die ich übrigens für die einzig Wahre gehalten habe.»
Jerome schien wirklich entzückt zu sein. «Komm schon, du bist seit dem Beginn deiner Existenz als Sukkubus Unsterblichen aller möglichen ‹spirituellen Systeme› über den Weg gelaufen.»
«Ja, ich weiß… aber ich habe niemals allzu sehr über die Logistik nachgedacht. Ich habe gedacht, wir würden uns völlig unterscheiden – erinnerst du dich? Sie machen ihr Ding, wir unseres? Jetzt vermengst du das alles miteinander, als… als… würden wir alle dasselbe tun.»
«Ja», sagte Cody. «Welche ist denn nun die Richtige?»
Engel und Dämon grinsten höhnisch.
«‹Was ist Wahrheit?›, fragte Pilatus.» Carter musste einfach immer wieder zitieren. In seinen Augen tanzte ein kaum unterdrücktes Gelächter.
Wiederum seufzte ich, da ich wusste, dass wir keine bessere Antwort erhielten.
Als unser abendliches Beisammensein vertröpfelte, gab Bastien unglücklich bekannt, dass er nach Detroit zurückkehren müsse. Er verabschiedete sich von den anderen und dann ging ich mit ihm hinaus.
Wir standen draußen vor dem Pub, verstrickt in unsere eigenen Gedanken, während Einheimische und Touristen über den Pioneer Square gingen. Schließlich ergriffen wir gleichzeitig das Wort.
«Fleur…»
«Bastien…»
«Nein, ich zuerst», sagte er eisern. Ich nickte ihm zu, er solle fortfahren. «Was ich im Hotel getan habe, war nicht richtig. Ich hätte dich nicht dazu verleiten sollen – insbesondere da du mir gleich von vornherein gesagt hast, ich solle es lassen. Und was ich zu Seth in deiner Wohnung gesagt habe… das war unverzeihlich. Ja, ich war ziemlich angetrunken, aber das ist keine Entschuldigung. Nicht im Entferntesten.»
Ich schüttelte den Kopf. «Ich habe, weiß Gott, im betrunkenen Zustand schon viel dummes Zeug angestellt. Andere Leute übrigens auch. Aber mach dir keine allzu großen Vorwürfe – zumindest nicht wegen dem, was, äh… zwischen uns geschehen ist. Du hast Recht gehabt. Ich war kein Opfer; ich habe mitgespielt. Ich habe das selbst so gewollt, und damit muss ich jetzt zurechtkommen.»
«Spielt keine Rolle. Du solltest mir nicht vergeben. Insbesondere nachdem du mich bei dieser Sache mit Dana gerettet hast. Du hast gesehen, was ich nicht erkannt habe, weil ich zu blind gewesen bin. Nein, mir ist nicht mehr zu verzeihen.»
«Mag sein. Aber ich verzeihe dir trotzdem.» Ich knuffte ihn spielerisch. «Und daran kannst du mich nicht hindern.»
«Nur ein Narr würde sich dir widersetzen», sagte er galant. «Aber ich finde nach wie vor, dass ich es nicht verdiene.»
«Bas, ich habe über eintausend Jahre lang Menschen kommen und gehen sehen. Teufel, ich habe Zivilisationen kommen und gehen sehen. In meinem Leben gibt es nicht allzu viele Konstanten. Bei keinem von uns. Ich möchte nicht die beste abschreiben müssen, die ich habe.»
Er breitete die Arme aus und ich legte ihm den Kopf an die Brust, traurig darüber, dass er wieder fortmusste. So standen wir eine lange Zeit da, und dann riss er sich los, sodass er mich ansehen konnte.
«Beichtstunde: Ich hatte nicht nur aus Mitgefühl Sex mit dir. Da hast du Recht gehabt. Und ich hab’s nicht nur getan, weil ich es konnte. Ich hab’s getan, weil ich dich wollte. Weil ich dir näher sein wollte.» Er berührte mich an der Wange und blinzelte. «Du bist zehn Alessandras wert. Du bist es wert, dafür nach Guam zu gehen.»
«Was ist mit Omaha?»
«Niemand ist es wert, dass man für ihn nach Omaha geht.»
Ich lachte. «Du wirst deinen Flug noch verpassen.»
«Ja.» Er nahm mich nochmals in die Arme und zögerte dann, bevor er das Wort ergriff. «Da ist noch was, das du wissen musst. Am Tag nach meinem, äh, idiotischen betrunkenen Ausbruch ist Seth zu mir gekommen.»
«Was?» Ich rechnete im Kopf nach. Das wäre zu der Zeit gewesen, als ich das Fest vorbereitet hatte. «Warum?»
«Er wollte wissen, was geschehen war. Zwischen uns. Sämtliche Details.»
«Was hast du ihm gesagt?»
«Die Wahrheit.»
Ich starrte ins Leere.
«Dieser Bursche ist verrückt nach dir», sagte Bastien nach einem Augenblick des Schweigens. «Eine solche Liebe… na ja, selbst die Hölle hat Probleme, gegen eine solche Liebe anzukommen, glaube ich. Ich weiß nicht, ob es zwischen einem Sukkubus und einem Menschen jemals wirklich funktionieren kann, aber falls ja, wird er derjenige sein, mit dem das geht.» Er zögerte. «Ich glaube, nein, ich
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