Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

sind, dem ohngeachtet glaube ich es, so kann jemand glauben, die Seele sterbe mit dem Leib, ob er es gleich strikte nicht beweisen kann. [F 1036]
    Sie fühlen mit dem Kopf und denken mit dem Herzen. (πμ) [F 1038]
    Wenn die bittere Satire fein ist, so hält es die Welt im schlimmsten Fall mit ihr wie mit dem Verrat, sie liebt die Satire und hasst den, der sie schrieb. Allein was wird sie hier machen, wo der Verfasser so boshaft und die Satire so platt ist? Sie wird den einen hassen und die andere verachten. [F 1045]
    Wie wenig Sie wissen müssen, was die Welt von Ihnen denkt! [F 1046]
    An den Köpfen der großen Griechen und Römer muss man nicht Regeln für die sichtbare Form des Genies abstrahieren wollen, solange man nicht griechische Dummköpfe ihnen entgegenstellen kann. [F 1058]
    Ich glaube, dass die Hälfte von dem, was das Singen aus der Fistel unangenehm macht, daher rührt, dass [sich] die Stimme nicht zum Gesicht schickt und Mannspersonen ein weibisches Ansehen gibt. [F 1059]
    Sie öffnen sich wie die Läden an einem Mohnknopf, wenn sie reif sind. [F 1060]
    Bücher, die man junge Leute will lesen machen, muss man ihnen nicht sowohl selbst empfehlen, als in ihrer Gegenwart loben. Sie finden sie hernach von selbst, so ist es mir gegangen. [F 1064]
    Da trifft recht ein, was Butler von einem schlechten Kritiker sagt, wenn er keine Fehler findet, so macht er einen. [F 1069]
    Der Trieb, unser Geschlecht fortzupflanzen, hat noch eine Menge anderes Zeug fortgepflanzt. [F 1070]
    Das viele Lesen hat uns eine gelehrte Barbarei zugezogen. [F 1076]
    Unstreitig ist die männliche Schönheit noch nicht genug von den Händen gezeichnet worden, die sie allein zeichnen könnten, von weiblichen. Mir ist es allemal angenehm, wenn ich von einer neuen Dichterin höre. Wenn [sie] sich nur nicht nach den Gedichten der Männer bildeten, was könnte nicht da entdeckt werden. [F 1077]
    Die Leute mit langen Füßen gehen gewöhnlich schlecht, was den Füßen zugeht, geht den Knien ab. [F 1078]
    Ich habe mich zuweilen recht in mir selbst gefreut, wenn Leute, die Menschenkenner und Weltweise sein wollen, über mich geurteilt haben. Wie entsetzlich sie sich irren, der eine hielt mich für weit besser und der andere für weit schlimmer, als ich war, und das immer aus sehr feinen Gründen, wie er glaubte. [F 1080]
    Eulers Maschine Predigten zu spielen, wenn man Worte könnte herausbringen wie Töne, ist ein vortrefflicher Einfall. [F 1081]
    Die Sprache der erzürnten Impotenz. Z. [F 1083]
    Die leidende Tugend von der andern unterscheiden, ist ein scheinbarer Gedanke, Sie können dieses aber ebenso wenig als die Leiden des Gerechten in seinen Umständen von Strafen der Ungerechten. [F 1084]
    Manchen Personen muss man sehr nahekommen, um den Reiz zu sehen, den ihnen das gute gefällige Gemüt gibt. Kann es nicht eben deswegen bei manchen ganz unkenntlich sein? [F 1094]
    Er ging von dem Ball nach Haus mit einem Herzen so voller sanfter Pfeile, dass, wäre es möglich gewesen, es dem Gesicht zu unterwerfen, es gewiss einem Nadelkisschen nicht unähnlich müsste gesehen haben, dem eine Putzmacherin alle die geheimen Banden (besser) anvertraut hat, die das System eines Kopfzeugs zusammenhielten.[ F 1096]
    Außer seiner geistlichen Herde, welcher er, wo er konnte, etwas abnahm, hatte er noch 200 Stück auf der Weide gehen, die er regelmäßig schor. [F 1097]
    Es gibt Leute, die tragen ihre Haare die ganze Woche in Papilloten. [F 1099]
    Große Dinge gesehen zu haben als einen großen Sturm muss ohnstreitig dem ganzen Gehirn eine andre Stimmung geben, und man kann sich daher nicht genug in solche Lagen bringen, man sammelt auf diese Art, ohne zu wissen. [F 1100]
    Ziererei, ein sehr gutes Wort, wenn einer etwas nicht gestehn will, was er doch gern von sich glaubt. [F 1103]
    Wie ein hohlaugigter Heautophag (Selbstfresser).[ F 1108]
    Eine virtulierende Fröhlichkeit. [F 1109]
    Überall angezeigt, was noch zu leisten ist. [F 1115]
    Da steht es, hergeführt von Tellheims Engel.
    Das seltsame Gemisch von Weltmann und von Bengel.[ F 1120]
    Wenn eine Betschwester einen Betbruder heiratet, so gibt das nicht allemal ein betendes Ehepaar. [F 1124]
    Wir gingen an dem Tage einen englischen Kunstbereuter zu sehen, der bereits zweimal zum letzten Mal gespielt hatte und nun Anstalt machte, zum ersten Mal das allerletzte Mal zu spielen. [F 1125]
    Es ist eine Temperaments-Lüge. (Zimmermann πμ)[ F 1133]
    Wir verbrennen zwar keine