Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)
sein werden, was uns nützlich ist. In diesem Leben ist dieses der Fall, wer will uns gut dafür sein, dass es in Rücksicht auf künftiges Leben nicht ebenso ist? Wen Gott lieb hat, den züchtiget er. Wie wenn es nun hieße, wen Gott lieb hat, den vernichtet er? [J 704]
Wir haben eigentlich nur Ableger von Romanen und Komödien. Aus dem Samen werden wenige gezogen. [J 709]
Bei einem Menschen, der mit Gottesfurcht prahlt, muss man nie eigentliche christliche Gesinnungen suchen.[ J 711]
Mein großer Trost, oder eigentlich was mir die süßeste Rache bei K’s Sticheleien auf mich und andere gewährt, ist die völlige Überzeugung, dass nie ein großer und ein guter Mann solcher Neckereien fähig war. [J 714]
Auf die Blüte folgt die unreife Frucht, die Blüte ist in sich eine Vollkommenheit. Ebenso ist es mit dem Menschen. Der Jüngling wird für vollkommener gehalten als der Mann von 30, 40 Jahren, und dann kömmt erst wieder ein vollendeter Zustand, die Reife. [J 716]
Erst verwirft Bosheit und Neid den Satz, und dann erst sucht synkretistischer Grundsätze loser Witz die Gründe der Verwerfung, das sind mir Philosophen, dass Gott erbarme. [J 719]
Es wagen sich viele Leute in Fächer, in denen man nichts von ihnen erwartet, teils weil die Verwunderung des Publikums es selbst etwas blind gegen Mängel macht, und dann weil die Leute selbst die Schwierigkeiten eines solchen Fachs nicht so gut kennen als das, worin sie sich beschäftigt haben. [J 722]
Die Kinder und die Narren reden die Wahrheit, sagt man; ich wünsche, dass jeder gute Kopf, der Neigung zur Satire bei sich verspürt, bedenken möchte, dass der beste Satiriker immer etwas von beiden enthält. [J 724]
Wenn die Rhein- und Moselweine gut sein sollen, so ist es nötig, dass so wenig vom Rhein und der Mosel selbst hineinfließe, als möglich ist. [J 726]
Die Form des Schachspiels und selbst des Talmuds und der alten Scholastischen Philosophie sind gut, aber die Materie taugte nicht viel. Es wurden Kräfte geübt, aber was man dabei lernt, hat keinen Wert. [J 727]
Gradeso wie manche Menschen das für göttlich halten, was keinen vernünftigen Sinn hat. Das Vergnügen an dem Anblick unnützer algebraischer Rechnungen, die man selbst gemacht hat, gehört mit in diese Klasse. [J 728]
Neue Bäder heilen gut. [J 729]
Durch vieles Lesen lernt man sogar Versuche gut erzählen, die man sehr schlecht angestellt hat. [J 742]
Die Hermeneutik der Hypochondrie. [J 748]
Alle Wünsche sind ein bloßes Nerven-Spiel, und das umgebende Mittel pflanzt sie nicht zu meinem Willen fort. Meine Furcht und sehnlichster Wunsch ist nicht imstand, den leichten Nebel einer Donnerwolke aufzuhalten. Sie zieht den Gang, der ihr angewiesen ist. Der Mensch ist nicht in den Erdball einorganisiert, sondern bloß in seinen Körper. [J 753]
Schmucklos ist ja noch nicht geschmacklos. [J 756]
Die Degen, welche die größten Eroberungen machen, sind die mit Diamanten besetzten. [J 759]
Ich verkaufte wie Esau mein Geburts-Recht, in die Fakultät zu treten, gegen etwas Ruhe. [J 762]
Offensiver und defensiver Stolz. [J 764]
Vom Wahrsagen lässt sich’s wohl leben in der Welt, aber nicht vom Wahrheit-Sagen. [J 765]
Wir wissen mit weit mehr Deutlichkeit, dass unser Wille frei ist, als dass alles, was geschieht, eine Ursache haben müsse. Könnte man also nicht einmal das Argument umkehren und sagen: Unsre Begriffe von Ursache und Wirkung müssen sehr unrichtig sein, weil unser Wille nicht frei sein könnte, wenn die Vorstellung richtig wäre? [J 768]
Sympathie ist ein schlechtes Almosen. [J 769]
Mancher Schriftsteller, sobald er ein bisschen Beifall erhält, glaubt, alles von ihm interessiere die Welt. Der Schauspiel-Schmierer Kotzebue hält sich sogar berechtigt, dem Publiko zu sagen, dass er seiner sterbenden Frau ein Klistier gesetzt habe. [J 772]
Sie zog eine Lieb- und Leibrente. [J 773]
A. Kann es auch schönes Wetter werden, wenn das Barometer fällt? B. werden nicht, aber bleiben, wenn es war. ( pattern ) [J 774]
Mäßigkeit setzt Genuss voraus, Enthaltsamkeit nicht. Es gibt daher mehr enthaltsame Menschen als solche, die mäßig sind. (besser) [J 780]
Es ist die Redekunst, die vor der Überzeugung einher tritt und ihren Pfad mit Blumen bestreut. [J 783]
An dem Ufer des mittelländischen Meeres lagen die 4 größten Reiche der Welt, das Assyrische, das Persische, Griechische und Römische. Johnson. [J 787]
Einer überhüpft bei Vorlesung der
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