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Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Titel: Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Ch Lichtenberg
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nicht, dazu besaß er zu wenig Kopf und gesunden Menschenverstand, aber ein sehr großer analytischer Sprachmeister, welches man gar wohl ohne jene Eigenschaften zu besitzen sein kann. [J 902]
    Seitdem er die Ohrfeige bekommen hatte, dachte er immer, wenn er ein Wort mit einem O sah, als Obrigkeit pp, es hieße Ohrfeige. [J 903]
    Der Pater: Ihr seid Menschenfresser, Ihr Neuseeländer. Neuseeländer: Und Ihr seid Gottfresser, Ihr Pfaffen. [J 904]
    Wenn er eigne Meditationen schrieb, so hielt er sich ordentlich in seinem Schlafrock mit langen Ärmeln, wie die meisten Menschen, wenn er aber Exzerpte aus Reisebeschreibungen machte über die Gebräuche bei verschiedenen Völkern, so schrieb er wie ein Bäcker oder Metzger-Knecht in einer Weste ohne Ärmel mit dem Hemd über die Ellenbogen aufgestreift. So wie auch die Schuster arbeiten. Es sah vortrefflich aus. [J 906]
    In dem freien Frankreich, wo man jetzt aufknüpfen lassen kann, wen man will. [J 912]
    Die Welt jenseits der geschliffenen Gläser ist wichtiger als die jenseits der Meere und wird vielleicht nur von der jenseits des Grabes übertroffen. [J 914]
    Die Dachziegel mag manches wissen, was der Schornstein nicht weiß. [J 918]
    Selbst unsere häufigen Irrtümer haben den Nutzen, dass sie uns am Ende gewöhnen zu glauben, alles könne anders sein, als wir es uns vorstellen. Auch diese Erfahrung kann generalisiert werden, so wie das Ursachen-Suchen, und so muss man endlich zu der Philosophie gelangen, die selbst die Notwendigkeit des principii contradictionis leugnet. [J 919]
    Die beiden Begriffe von Sein und Nichtsein sind bloß undurchdringlich in unsern Geistesanlagen. Denn eigentlich wissen wir nicht einmal, was Sein ist, und sobald wir uns ins Definieren einlassen, so müssen wir zugeben, dass etwas existieren kann, was nirgends ist. Kant sagt auch so was irgendwo. [J 920]
    Es ist doch fürwahr zum Erstaunen, dass man auf die dunkeln Vorstellungen von Ursachen den Glauben an einen Gott gebaut hat, von dem wir nichts wissen und nichts wissen können, denn alles Schließen auf einen Urheber der Welt ist immer Anthropomorphismus. [J 921]
    Man ist nie glücklicher, als wenn uns starkes Gefühl bestimmt, nur in dieser Welt zu leben. Mein Unglück ist, nie in dieser , sondern in einer Menge von möglichen Ketten von Verbindungen zu existieren, die sich meine Fantasie unterstützt von meinem Gewissen , schafft, so geht ein Teil meiner Zeit hin, und keine Vernunft ist imstand, darüber zu siegen. Dieses verdiente sehr auseinandergesetzt zu werden. Lebe dein erstes Leben recht, damit du dein zweites genießen kannst. Es ist immer im Leben wie mit der Praxis des Arztes, die ersten Schritte entscheiden. Das ist doch Unrecht irgendwo, in der Anlage oder im Urteil? [J 925]
    Passabel auszudrücken, was andere Leute gedacht hatten, war seine ganze Stärke. [J 928]
    Das deutsche Genie ist sehr geneigt, in wissenschaftlichen Dingen statt der Sache selbst sich an die Literatur zu halten. Das deutsche Publikum, das selbst schon nach der Seite gestimmt ist, ist auch daher geneigt, diese Literatoren mit dem Ruhm zu krönen, der eigentlich dem Denker und dem Erweiterer der Wissenschaft allein gehört. [J 930]
    Es geht freilich sonderbar zu unter uns Erdreichern.[ J 931]
    Man liest jetzt so viele Abhandlungen über das Genie, dass jeder glaubt, er sei eines. Der Mensch ist verloren, der sich früh für ein Genie hält. [J 933]
    Ist es nicht besonders, dass die katholischen Prediger immer ihre Gemeinden vor den protestantischen Schriften warnen müssen? Die protestantischen hingegen warnen die ihrigen nie vor den katholischen. Ja wäre ich ein protestantischer Prediger, ich würde, glaube ich, meiner Gemeinde die Lesung der sogenannten erzkatholischen Bücher als eines der stärksten Befestigungsmittel in ihrem Glauben empfehlen. [J 934]
    Bei aller meiner Bequemlichkeit bin ich immer in Kenntnis meiner selbst gewachsen, ohne die Kraft zu haben, mich zu bessern, ja ich habe mich öfters für alle meine Indolenz dadurch entschädigt gehalten, dass ich dieses einsah, und das Vergnügen, das mir die genaue Bemerkung eines Fehlers an mir machte, war oft größer als der Verdruss, den der Fehler selbst bei nur erweckte. So sehr viel mehr galt bei mir der Professor als der Mensch. Der Himmel führt seine Heiligen wunderlich. [J 935]
    Ohne Witz wäre eigentlich der Mensch gar nichts, denn Ähnlichkeit in den Umständen ist ja alles, was uns zur wissenschaftlichen Erkenntnis

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