Süden und das verkehrte Kind
gestorben, weil niemand sie haben wollte, sie ist lediglich mitgelaufen, so wie ich, aber ich habe wenigstens die Musik, die mich mitnimmt, wohin ich will. Weil mich niemand vermissen wird, brauchen Sie mich nicht zu suchen, außerdem würden Sie mich sowieso nicht finden. Was ich Ihnen noch sagen wollte, ist, dass ich mich bedanke, weil Sie meine Schwester gefunden haben. Jetzt hat sie im Grab ein Zuhause, und das ist bestimmt besser als jedes andere. Dann wollte ich Ihnen auch noch sagen, dass ich nicht habe verhindern können, was geschehen ist, und das ist ganz schlimm. Ich habe Nastassja gezeigt, wie man sich die Tüte über den Kopf zieht und sie schnell wieder runternimmt, sie hat das Spiel von mir, wenn ich es ihr nicht gezeigt hätte, würde sie noch leben. Ich bin schuld. Ich verstehe auch nicht, warum sie das getan hat. In zwei oder drei Jahren schon hätten wir gemeinsam weggehen können, wir wären dann zusammen gewesen und niemand hätte uns mehr eingesperrt und geschlagen. Ich weiß nicht, warum sie nicht gewartet hat, ich habe ihr oft gesagt, sie soll Geduld haben, sie soll mir ganz vertrauen. Das hat sie nicht geschafft. Ich bin jetzt allein. Das macht nichts. Ich gehe weg, und die anderen müssen dableiben. Wenn Sie mich finden, obwohl ich Ihnen das Suchen verboten habe, bringe ich mich um. Ist nicht schwer. Sogar meine Schwester hat es geschafft, und die war erst sechs. Ich hasse die ganze Welt, und am meisten hasse ich mich. Vielleicht höre ich woanders auf, mich zu hassen, das weiß ich noch nicht. Und jetzt muss ich los. Bitte verbrennen Sie den Brief, wenn Sie ihn gelesen haben!
Und tschüss.
Nach Nastassjas Beerdigung fragte ich die Eltern, wieso sie Fabian nicht zu ihrer standesamtlichen Trauung mitgenommen hätten.
»Stimmt doch gar nicht«, sagte Matrimonia Kolb.
»Finden Sie ihn erst mal, dann reden wir weiter, capice ?«, sagte Torsten Kolb.
Buch
Haare: dunkelbraun . Augenfarbe: braun.Größe: 129 Zentimeter.Alter: 6 Jahre.Geschlecht: weiblich.
Nastassja Kolb ist verschwunden, und alle Ermittlungen laufen zunächst ins Leere. Bis Tabor Süden begreift, welches Spiel die Familienangehörigen mit ihm treiben und wie Recht sein Freund und Kollege Martin Heuer mit seinen Vermutungen hatte…
»Dieser Friedrich Ani bringt das Kunststück fertig, unblutige und zugleich hoch spannende Kriminalromane zu schreiben.«
Der Tagesspiegel.
Autor
F riedrich Ani, 1959 in Kochel am See geboren, lebt als Schriftsteller in München. Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Deutschen Krimipreis 2002 für den ersten Band der Tabor - Süden-Reihe und den Deutschen Krimipreis 2003 für die nachfolgenden drei Bände. Bei Droemer erschien zuletzt sein Roman »Gottes Tochter«.
Impressum
Originalausgabe 2004
Copyright © 2004 bei Knaur Taschenbuch
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Zefa
Satz: Ventura Publisher im Verlag
Druck und Bindung: Clausen und Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 3-426-62387-0
2 4 5 3 1
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