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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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und genau das tat er.
    Wenn die Leute eingeweiht sein wollten, wer unter Verdacht geriet, dann würden sie sich einen anderen Polizisten suchen müssen.
    Im Augenblick hatte diese Vorstellung ihren Reiz, dachte er.
    Mitch setzte sich in den Strategieraum, um den schrillenden Telefonen zu entgehen; aber auch hier brüllten ihn die Hinweise auf den Fall von Wänden und Tischen an, wo sich Kopien der Berichte und Aussagen und Akten voller hoffnungsvoller Tips, die alle in Sackgassen geendet hatte, türmten. Wo die Uhr laut die verrinnenden Sekunden tickte: 21 Uhr 23.
    Die letzten vier Stunden hatte er damit verbracht, persönlich einen Fingerzeig zu überprüfen, daß man Josh in der kleinen Stadt Jordan, fünfundsiebzig Meilen entfernt, gesehen hatte. Eine weitere Sackgasse. Ein weiterer Adrenalinstoß und dann der 549
    rapide Kräfteabfall. Er war an seinen Schreibtisch zurückgekehrt, wo sich Aussagen von Bürgern von Deer Lake stapelten, die Nachbarn, Cops, Lehrer, Pater Tom und Paul beschuldigten, zurück zu einem Telefon, das unablässig klingelte: Anrufe von Menschen, die weitere Verdächtigungen meldeten.
    Das war ein häßlicher Fall, voller häßlicher Möglichkeiten, und die häßlichste davon war, daß Paul tatsächlich irgendwie beteiligt sein könnte.
    Logik baute einen Fall gegen Paul auf, gegen den er nichts vorzubringen hatte, was nicht den metallischen Nachgeschmack von Lügen hinterließ. Logik diktierte, daß sie Pauls Fingerabdrücke nahmen, und Paul hatte zu heftig dagegen protestiert.
    Berechtigtes Mißtrauen erhob sich auch gegen Albert Fletcher.
    Bei diesem Mann standen Mitch die Nackenhaare zu Berge. Er konnte den Diakon nicht ausstehen, bekam immer dieses flaue Gefühl in der Magengrube, wenn er an ihn dachte. Er hätte seine Marke drauf verwettet, daß Fletcher Dreck am Stecken hatte.
    Das Problem war nur das Fehlen jeglicher Handhabe. Das einzig Ungewöhnliche, was seine Männer bis jetzt über Fletcher zu berichten hatten, war seine Fahrt zu einer Reinigungsfirma nach Tatonka, obwohl es in Deer Lake zwei gab. Nicht direkt die berühmte rauchende Pistole … Mitch starrte auf die Ereignis-Kurve. Kreidekreise waren um Namen und Fragen gezogen –
    verstreute Wolken von verschiedenen Falldiskussionen.
    Vermutungen und Spekulationen. Theorien über die düsteren Köpfe und Motive in Deer Lake. Seine Zuflucht. Sein Fegefeuer Er fühlte sich, als hätte er die letzten zwei Jahre in einem Nebel von fader Nettigkeit gelegt, blind gegenüber den Abszessen, die unter der beschaulichen Oberfläche dieser Stadt eiterten.
    Bewußt blind. Bewußt hatte er seine Cop-Instinkte abgeschaltet.
    Megan begann er zu verabscheuen, weil sie ihm ständig auf den Fersen war. Jedesmal, wenn er sich umdrehte, zwang sie ihn Dinge zu sehen, die er nicht sehen wollte, Dinge in Betracht zu ziehen, an die er nicht einmal denken wollte. Aber es war 550
    richtig, daß sie es tat. Vielleicht war er in der Absicht hierhergekommen, seine Wunden zu lecken, aber er dürfte sich nicht raushalten, mußte wie ein Cop denken.
    Sein Blick richtete sich wieder auf die Wandtafel, auf den dicken weißen Kreis um Albert Fletchers Namen.
    Fletcher hatte zum Zeitpunkt der Entführung unterrichtet. Falls er beteiligt war, mußte er einen Komplizen gehabt haben. Sie hatten keine Verbindung zwischen ihm und Olie Swain
    herstellen können.
    Zwischen Olie und dem Verbrechen gab es ebenfalls keine auf der Hand liegende Verbindung. Olies Van paßte fast genau auf die Beschreibung des Fahrzeugs, das Helen Black am Abend der Entführung gesehen hatte; aber dem Labor war nichts
    Brauchbares in dem Van untergekommen, den Olie von Paul gekauft hatte … Das Nachrichtenbrett verhöhnte ihn.
    Unwissenheit ist nicht Unschuld, sondern SÜNDE
    Ich hatte ein bißchen Kummer, geboren aus ein bißchen SÜNDE
    Mein tiefster Sinn weint ohne Unterlaß um meine Sünden
    »Verrat mir etwas, womit ich weiterkomme, du Schwein«, murmelte Mitch … »Dann werden wir ja sehen, wer unwissend ist.«
    »Der Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf, daß er uns schon etwas verraten hat und wir es bloß nicht sehen.«
    Megan stand direkt im Türrahmen. Sie sah zerknittert und abgerissen aus, hatte natürlich einen genauso schlimmen Tag hinter sich. Möglicherweise einen schlimmeren. Wahrscheinlich könnte sie eine Schulter zum Anlehnen brauchen, aber die seinige würde sie wohl ausschlagen. Ihre Macke war schon fast sichtbar, an der er selbst die Schuld trug.
    »Hast du was von

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