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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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1 - Schicksal
     
     
Todesangst spiegelte sich in Cassidys saphirblauen Augen, als die Siebzehnjährige die schmale Erdspalte westlich ihres Dorfes entlang hetzte. Sie lehnte sich für einen kurzen Augenblick erschöpft an die Felswand, schon zischten die ersten Kugeln an ihr vorbei. Gut einen Kilometer war sie bereits gerannt, verfolgt von einer barbarischen Gang, die gerade ihre Siedlung überfallen hatte und sie nun wie ein Tier jagte. Ein verzweifelter Blick zum Himmel zerstörte jede Hoffnung auf Flucht. Viel zu steil waren die kahlen Felsen, als dass sie sie gefahrlos hätte erklimmen können. Die tiefe Schlucht war glücklicherweise sehr verwinkelt, so dass die Jäger ihre Beute immer wieder kurz aus dem Sichtfeld verloren.
    Cassidy kannte die Spalte gut. Alle Kinder ihres Dorfes spielten hier, geschützt vor Sonne und wilden Raubtieren. Sie kletterte auf einen Felsvorsprung und versteckte sich in einem Loch, gerade groß genug für das drahtige Mädchen. Es dauerte nicht lange, bis die Verfolger an ihr vorbeiliefen und ihr Verschwinden bemerkten. Die meisten von ihnen trugen dunkle Lederkleidung und keuchten vor Erschöpfung, doch die Aussicht auf so ein junges, unschuldiges Ding ließ ihre sadistische Natur über sich hinauswachsen. Zwanzig Minuten suchten sie vergeblich nach ihr. Cassidy konnte sie aus ihrem Versteck sogar beobachten. Kaum ein Kind hatte sie hier je gefunden und auch die Gang schien überzeugt von ihrer Flucht zu sein.
    »Die kommt sowieso allein zurück!«, hörte sie plötzlich einen der Männer rufen. »Wo soll die kleine Schlampe schon hin?«
    Er hatte nicht ganz Unrecht. Ihr Heimatdorf lag sehr abgeschieden inmitten der Steppe und die nächste Siedlung befand sich zwei Tagesmärsche weit entfernt. Trotzdem seufzte sie erleichtert, als die Verfolger abzogen und sie ihrem Schicksal überließen. Allmählich gelang es ihrem Unterbewusstsein, Ordnung in das Chaos zu bringen. Ihre Gedanken klarten auf und die Ereignisse, die sie zu der überstürzten Flucht veranlasst hatten, spielten sich erneut vor ihren Augen ab.
    Cassidy sah sich selbst - über einen Holzeimer gebeugt - beim Waschen ihrer hellblonden, strähnigen Haare. In dem trüben Wasser erblickte sie das Spiegelbild ihrer Mutter, die sich bereits mit einem mehrfach geflickten Handtuch abtrocknete. Auf ihrer rechten Gesichtshälfte war deutlich eine tiefe Narbe zu erkennen; ein Andenken an ihr Dasein in den Großstadtslums zu Zeiten des globalen Zusammenbruchs vor dreiundzwanzig Jahren, ehe Cassidys Eltern den anarchistischen Zuständen in die Steppe entkommen waren. Die Frau schüttelte ihre Kleider in der Morgensonne aus und rief ihrer Tochter etwas zu, aber im Plätschern des Wassers verhallten die Worte ungehört. Cassidy richtete sich auf, um sie besser verstehen zu können. Ihre Mutter rollte zynisch mit den Augen, weil sie ihren Satz wiederholen sollte, als sie unterbewusst ein herannahendes Pfeifen vernahm. Ihr Blick wendete sich in die Richtung des Geräuschs, da durchschlug die Gewehrkugel bereits ihren Kopf und ließ sie leblos zusammenbrechen.
    Verzweifelt rief das Mädchen nach ihrem acht Jahre älteren Bruder Caiden, der mit einer Bockflinte bewaffnet und gefolgt von ihrem Vater aus der gemeinsamen Wellblechhütte gestürmt kam. Sie alarmierten die Siedlung, ließen die angeketteten Jagdhunde frei und schrien Cassidy zu, sich in der Hütte zu verstecken. Mit lautem Motorengeheul sprangen vier schwarze Wüstenbuggys über den Erdwall, der das Lager vor den häufigen Steppenwinden schützte. Die Besatzung bestand aus je zwei Männern, einem Fahrer und einem Bordschützen, der wahllos in die panisch schutzsuchende Menge schoss. Dreißig Zentimeter lange Klingen funkelten im Sonnenlicht an ihren Felgen. Nur wenige Bewohner des Dorfes verfügten über stabile Behausungen. Dutzende primitive Zelte übersäten den Boden und nicht alle schafften es, sie rechtzeitig zu verlassen. Die verzweifelte Suche nach ihrem Gewehr wurde einem jungen Paar zum Verhängnis, als einer der Buggys quer durch ihr Nachtlager raste. Während die Frau das zweifelhafte Glück hatte, direkt mit dem Kopf in die scharfen Messer zu geraten, wurde ihr Freund um Hilfe schreiend davongeschleift.
    Zwei mit Eisenplatten gepanzerte Pick-ups preschten kurz darauf die östliche Zufahrtsstraße herauf und stoppten am Eingang der Siedlung. Eine Handvoll bewaffneter Männer in schwarzer Lederkluft sprang von den Ladeflächen und schnitt den flüchtenden Menschen

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