Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
Sie Ihnen den Kopf abreißen und in das Loch hineinbrüllen. Wollen Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich habe zu arbeiten.«
    Der Hundeboy wußte scheinbar nicht, ob er es witzig finden oder sich schämen sollte. Mitch fixierte ihn mit grimmiger Miene und drängte ihn rückwärts in die Einfahrt hinaus. Was immer sonst dieser Typ sein mochte, hartnäckig war er auf jeden Fall. Er rannte neben Mitch her, als er auf das Haus
    zumarschierte.
    »Sie werden bis zur Pressekonferenz warten müssen, wie alle anderen auch«, Mitch war mehr als ungehalten.
    »Aber Chief, Sie verstehen scheinbar nicht. Ich gehöre nicht zur Presse, sondern bin vom BCA.« Er kramte einen Ausweis aus seiner Jackentasche und hielt ihn hoch. »Agent Marty Wilhelm, BCA.«
    Mitch blieb stehen, ein ungutes Gefühl kroch ihm über den Nacken. »Ich hab Sie bei diesem Fall bis jetzt noch nicht gesehen.«
    Der Hundeboy erwiderte das mit einem schiefen Grinsen, das angesichts der Umstände mehr als unangebracht war. »Ich bin gerade erst zugeteilt worden.«
    Mitch bemühte sich, keine Miene zu verziehen. Agent? Megan hatte ihm erzählt, daß DePalma überlegte, ob er einen weiteren Fieldagent zu ihrer Unterstützung schicken sollte. Sie sagte, das sei als Zeichen ihres bevorstehenden Untergangs zu bewerten.
    »Also, Agent Wilhelm«, preßte er zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. »Wo ist Agent O’Malley? Sie sollten hinter ihr hertappen, nicht hinter mir.«
    Marty Wilhelm steckte seinen Ausweis zurück in die Jackentasche: »Keine Ahnung! Sie ist von diesem Auftrag abgezogen worden.«
    586
    14 Uhr 20, -26 Grad, Windabkühlungsfaktor: -36 Grad Du wirst aus dem Job getreten, wirst wegen Verleumdung angezeigt, von einer Migräne in den Kopf geschossen. Du hast gerade deinen Tag der Tage hier übertroffen, O’Malley. Und die Nacht ist noch jung.
    Megan nahm an, daß es erst nachmittags war, aber die Zeit hatte jede Bedeutung für sie verloren. Die Rollos im
    Wohnzimmer waren heruntergelassen, machten den Raum
    dunkel. Aber noch nicht finster genug. Der Tod könnte nicht schwarz genug sein, um den Schmerz in ihren Augen zu lindern oder lähmend genug, um die Geräusche in ihrem Gehirn zu beenden. Der Kühlschrank schaltete sich mit Rumpeln und Jaulen ein. Wimmernd igelte sie sich noch enger ein.
    Sie hatte nach wie vor ihre Jacke an, die Stiefel waren ihr flöten gegangen – einer neben der Tür und einer irgendwo auf dem Weg zwischen den immer noch unausgepackten Kisten.
    Der verflixte graue Schal trachtete danach, sie zu erwürgen, als sie die Stellung wechselte. Mit zitternder Hand zerrte sie daran, riß ihn herunter und schleuderte ihn zu Boden. Ihre Haare waren noch hochgebunden, jede einzelne Strähne konnte sie spüren, so als würde eine unsichtbare Hand an ihrem Pferdeschwanz ziehen. Und sie schaffte es nicht, mit geübtem Griff das Gummiband zu entfernen.
    Der Schmerz war gnadenlos, ein ständig kreischender Bohrer, der sich in ihren Kopf fräste, eine Axt, die ihren Schädel spaltete. Herr im Himmel, sie wünschte sich, jemand würde ihren Schädel mit einer Axt spalten …
    Eigentlich sollte sie sich ein Migränemittel injizieren, aber sie vermochte sich nicht zu rühren. Und schaffte sie es auch sich aufzurichten, wüßte sie wahrscheinlich nicht einmal, wo das Badezimmer war. Sie hatte beim Heimkommen einen der
    wenigen leeren Umzugskartons zum Kotzen herangeschubst. In 587
    einem Sturm war jeder Hafen recht.
    Gannon und Friday hatten Posten drüben auf den
    Lautsprecherboxen bezogen und beobachteten sie scharf. Sie waren alte Hasen in diesem Spiel, kamen ihr nie zu nahe und verhielten sich mucksmäuschenstill. Von der anderen Seite des Zimmers aus stimmten sie sich auf ihr Leid ein und warteten ab.
    Fridays weiße Schwanzspitze hing seitlich an der Box herunter, die letzten drei Zentimeter pendelten langsam hin und her.
    Megan starrte sie eine Weile an, dann schloß sie die Augen und sah das Pendel weiterschwingen. Der Rhythmus machte sie schwindlig, ihr wurde übel, aber sie brachte ihn nicht aus ihrem Bewußtsein raus. Rechts links, rechts links. Dann wurden es Worte: Paige Price, Paige Price, rechts links, rechts links, Paige Price, Paige Price. DePalmas Stimme mischte sich ein, knisternd vor Wut. »Wie konnten Sie so töricht sein? Wie konnten Sie so etwas vor zwanzig gottverdammten
    Fernsehkameras ausposaunen?«
    Paige Price, Paige Price, Paige Price …
    » … Fünf-Millionen-Dollar-Verleumdungsklage …«
    Paige Price,

Weitere Kostenlose Bücher