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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Muellers Reinigung in Tatonka. Schwarze Soutanen, rote, weiße Ü berwürfe und Mäntel in königlichem Purpur, Kardinalsrot und cremigem Elfenbein mit aufwendigen Stickereien.
    »Mitch!« brüllte Dietz von unten. »Mitch!«
    »Hier oben!« schrie Mitch.

    Dietz kam keuchend die Treppe hochgeprescht. Sein Gesicht war aschfahl im Kontrast zu seiner knallroten Nase. Sein Hut hing seitlich über einem Ohr, und die Perücke saß schief; sie sah aus wie ein kleines, verängstigtes Tier, das sich an seinen Kopf klammerte. Er blieb auf dem Treppenabsatz stehen, während Mitch sich an Noogie vorbei in den Gang zwängte.
    »Ich glaube, du solltest besser runterkommen« sagte Dietz. »Wir glauben, wir haben soeben Mrs. Fletcher gefunden.«
     
    Pat Stevens hob die Staubplane von den mumifizierten Überresten von Doris Fletcher, die hinter dem Steuer ihres 1982er Chevy Caprice saß. Sie trug ein altes Baumwollhauskleid, das an einigen Stellen weggefault war, wo während der Zersetzungsphase Körperflüssigkeiten ausgetreten sein mußten. Mitch hatte keine Ahnung, wie sie im Leben ausgesehen hatte, ob sie dünn oder dick gewesen war, hübsch oder hausbacken. Im Tod sah sie aus wie etwas, das man gefriergetrocknet hatte, bis alle Flüssigkeit verdampft und Gewebe und Haut wie Leder um die Knochen festgeschrumpft war – genau das war wahrscheinlich passiert. Die Bezeichnung gräßlich reichte nicht aus für den Anblick, den sie bot.
    Sie war im Winter gestorben, was sie davor bewahrt hatte, von Insekten und Fäulnis zerfressen zu werden. Als dann das warme Wetter einsetzte, war sie bereits teilweise mumifiziert. Dieses Timing hatte auch verhindert, daß die Nachbarn ihr Schicksal durch den Geruch erfuhren. Hätte Albert Fletcher die Leiche seiner Frau im Monat Juli in den Chevy Caprice gesperrt, hätte er das Geheimnis keine drei Tage lang, ganz zu schweigen von drei Jahren, bewahren können. Aber Doris Fletcher war zumindest im Tod sehr zuvorkommend gewesen, wenn auch nicht im Leben.
    »Wie, glaubst du, hat er sie hierhergeschafft?« überlegte Lonnie laut, während er neben dem Wagen auf- und ablief. Noogie stand mit dem Rücken an der Garagenwand, den Mund offen wie in Trance; einzig sein winterweißer Atem zeigte an, daß er den Schock überlebt hatte.
    »Wenn er so ein religiöser Fanatiker ist, warum hat er ihr dann kein christliches Begräbnis zukommen lassen?« fragte Pat Stevens.
    »Offensichtlich fand er, sie hätte keins verdient«, brummte Mitch. Er las den Zettel, der mit einer Nadel an Doris Fletchers Kleid befestigt war.

    Sündige Tochter Evas. Du kannst dessen versichert sein, daß deine Sünde dich einholen wird.

9 Uhr 41, – 28 Grad, Windabkühlungsfaktor: – 39 Grad
    Die Pressegeier kreisten über der Stadt, die Ohren auf die Polizeiscanner eingestellt. Sie fingen die Meldungen ab und schafften es noch vor dem Gerichtsmediziner zu Albert Fletchers Haus. Sie drängelten sich in der Einfahrt, bewegten sich wie ein Schwarm Fische – trieben vereint nach vorn, teilten sich, wenn ihre Reihen von Cops durchbrochen wurden, reihten sich schnell in ihre Heerschar wieder ein. Mitch verfluchte sie insgeheim, während er versuchte, seine Männer und die BCA-Forensiker zwischen der Garage und dem Haus hinund herzudirigieren. Die Fotografen und Videokameraleute waren die schlimmsten, sie versuchten sich unter das offizielle Personal zu mischen, unheimliche Aufnahmen von der Leiche und der Kapelle schießen zu können.
    Der Tatort schaffte ohnehin schon genug Probleme, auch ohne die Gaffer. Eine drei Jahre alte mumifizierte Leiche warf eine ganze Reihe logistischer Probleme auf. Die Leute vom BCA argumentierten untereinander, wie sie die Sache handhaben sollten. Und Megan glänzte bei all dem durch Abwesenheit.
    Mitch konnte es nicht fassen, daß sie nicht mit fliegenden Fahnen angaloppiert war, als die Meldung erfolgte. Sie hätte hiersein müssen, mitten im dicksten Gewühle, währen die Forensiker Fletchers Haus Brett für Brett auseinandernahmen, Notizen machten, sich ein geistiges Bild schufen und die Informationen durch ihren Copverstand drehten, um neue Theorien zu formulieren.
    Er wandte sich von den diskutierenden Agents ab und ging zur Seitentür der Garage. Hier wäre er fast gegen einen Reporter mit dem Gesicht eines Welpen und einem dämlichen Grinsen geprallt.
    »Sie werden draußen warten müssen«, fauchte Mitch. »Es sind nur Mitglieder der Justiz zugelassen.«
    »Chief Holt!« Das Grinsen wurde noch

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