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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Ich hab dich so lieb.«
    Ihre Hand fuhr über seine zerzausten Locken und über den Rücken des gestreiften Pyjamas, den er trug. Derselbe Pyjama, in dem sie ihn gesehen hatte. Derselbe Pyjama, in dem Megan O’Malley ihn gesehen hatte, obwohl sie sich nicht sicher war hinsichtlich dieses Sinneseindrucks. Es gab noch so viele Fragen, die unbeantwortet waren, es
wimmelte nur so davon in Hannahs Bewußtsein. Wenn Garrett Wright Josh Entführer war, wer hatte ihn dann nach Hause gebracht? Sie schlug die Augen auf und schaute über die Veranda hinaus in die mondversilberte Nacht. Keiner da. Keine Autos. Keine Schatten, außer derer der Bäume auf dem jungfräulichen Schnee. Die Stadt lag schlafend da, ahnungslos, still.
    Josh zappelte ein bißchen in ihren Armen, und Hannah zwang sich zurück in den Augenblick. Ein so perfekter Augenblick, einen, den sie sich als schimmernde hauchzarte Hoffnung im Herzen bewahrt hatte. Ihr Sohn war zurück. Sie würde Mitch anrufen müssen – und Paul … und Pater Tom. Im Krankenhaus würde sie eine Nachricht für Megan hinterlassen. Josh mußte in die Klinik, um untersucht zu werden. Die Presse würde wieder über sie hereinbrechen …
    »Schätzchen, wer hat dich nach Hause gebracht?« fragte sie. »Weißt du das?«
    Sie lehnte sich zurück und sah ihn an. Er schüttelte nur den Kopf, dann schlang er seine Arme fester um ihren Hals und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter.
    Hannah bedrängte ihn nicht. Im Augenblick wollte sie an nichts denken außer an das Kind. Keine Fragen über das wie oder warum oder wer. Nur Josh zählte jetzt. Und er war zu Hause und sicher bei ihr.
    »Gehn wir rein, okay?« sagte sie leise, und frische Tränen quollen ihr aus den Augen, als Josh gegen ihre Schulter nickte.
    Hannah erhob sich mit ihm im Arm, spürte kaum sein Gewicht, als sie ihn ins Wohnzimmer trug. Ihr Instinkt als Ärztin und Mutter zwangen sie, rasch seinen physischen Zustand zu überprüfen. Der kleine blaue Fleck auf seiner Wange – der Fleck, den sie im Traum gesehen hatte, war am Verblassen. Er war dünner und sehr bleich, aber unversehrt, und er wollte festgehalten werden. Hannah erfüllte diesen Wunsch bereitwilligst. Sie wollte ihn bei sich haben, neben sich, körperlich mit ihm verbunden. Als sie sich auf die Couch setzte und Mitch über das tragbare Telefon anrief, hielt sie ihn auf ihrem Schoß, anschließend rief sie in Pauls Büro an. Mitch versprach, in ein paar Minuten dazusein. Bei Paul schaltete sich die Telefonautomatik ein. Sie konzentrierte gebündelt all ihre Gefühle auf Joshs Rückkehr und machte sich nicht die Mühe, auf Paul sauer zu sein, weil er wieder einmal durch Abwesenheit glänzte. Sie hinterließ einfach eine Nachricht und legte auf.
    »Es spielt keine Rolle, mein Liebling.« Sie küßte Josh auf den Kopf
und drückte ihn an sich, als eine weitere Woge der Erleichterung über sie hinbrandete. »Alles was zählt, ist, daß du wieder zu Hause bist.« Sie blinzelte weitere Tränen weg und sah auf ihn hinunter. Er schlief. Sein Kopf baumelte nach vorn, und er atmete tief und regelmäßig. Seine dichten langen Wimpern lagen auf seinen Wangen. Mein Engel. Mein Baby. Die Gedanken waren so vertraut wie das Gesicht, Gedanken, die sie im Geiste seit seiner Geburt aufgesagt hatte und zahllose Nächte danach, als sie sich in sein Zimmer geschlichen hatte, um ihn im Schlaf zu betrachten. Mein Engel, mein Baby … wie vollkommen du bist!
    Ein Pfeil von Schmerz durchbohrte ihre Freude. Vollkommen. Josh war immer ein glückliches Kind gewesen, eine Freude für sie. Wer würde er jetzt sein? Was hatte er durchgemacht? Die ganze Palette von Grauen, die sie jede Stunde, die er fort war, gequält hatten. Jetzt sammelten sie sich an den Rändern ihrer Erleichterung wie ein Rudel Hyänen. Sie jagte sie weg, während sie sich langsam unter ihrem Sohn herausschlängelte und ihn auf die Couch legte. Er war doch ganz, unversehrt und sauber! Sie küßte ihn auf die Stirn, deckte ihn mit einer Häkeldecke zu und atmete den Duft von Shampoo ein. Am liebsten wollte sie seinen Ärmel hochschieben, um zu sehen, ob er ein Pflaster in der Armbeuge hatte, aber vielleicht weckte ihn das auf. Und sie wollte ihm diese wenigen Momente des Friedens lassen, bevor er die vielen Untersuchungen über sich ergehen lassen mußte und Fragen beantworten.
    Statt dessen legte sie ihre Hand auf die seine, die Fingerspitzen auf sein Handgelenk. Sein Puls war regelmäßig und normal. Sie zählte die Schläge

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