Suendenpakt
gewunken werde, weil ich den Reichen auf den Keks gehe oder grundlos als Miesepeter auffalle, entdecke ich eine Öffnung in der Hecke und rumple einen langen Kiesweg entlang.
Hinter einem riesigen, ausgedehnten Gutshaus, das in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut wurde - nein, das so verziert wurde, dass es so aussieht als ob -, schimmern zahlreiche auf der Wiese parkende Autos, die vor Chrom und Sonderausstattungen strotzen.
Gleich hinter diesen Autos liegt der Grund, weswegen sie hier sind, und der Grund, warum auch ich hier bin: ein nagelneues, dem letzten Stand der Technik entsprechendes Basketballfeld mit den offiziellen NBA-Maßen. Aber wenn es in Hampton einen Anblick gibt, der noch einladender und noch überraschender ist, dann sind es die etwa ein Dutzend Menschen, die neben dem Spielfeld herumstehen und
auf uns zueilen, um uns zu begrüßen: die Jungs, die sich mit überschwänglicher Aufmerksamkeit meinem Wagen widmen, und die Damen, die diesen Wagen für Wing Daddy, meinen treuen Hund, links liegen lassen.
»Dieses Teil hat Klasse«, beurteilt einer der Gauner namens Artis LaFontaine meinen alten Jaguar.
»Und dieses Teil hier hat Charme!«, meint Mammy, seine Freundin, als sich Wingo auf die Hinterpfoten stellt und mit seiner großen, feuchten Zunge über ihr hübsches Gesicht schlabbert. »Kann ich ihn adoptieren?«
Die herzliche Art, mit der mich alle begrüßen, ist toll wie immer - und nicht nur, weil ich der einzige Weiße hier bin.
4
Tom
Die Ehre, der einzige Weiße zu sein, währt nicht lange.
Nach nicht einmal fünf Minuten trifft Robby Walco in seinem mit Matsch verschmierten Pick-up ein. Auf den Türen steht WALCO & SON, der Name der Landschaftsgärtnerei, die ihm und seinem Alten gehört.
Und dann erscheint Jeff, mein älterer Bruder, der Football-Trainer auf der East Hampton High, mit Patrick Roche in seinem Van mit großem Schulemblem.
»Wo, zum Teufel, steckt Feif?«, fragt Artis. Artis hat nie verraten, womit er seinen Lebensunterhalt verdient, aber seine Arbeitszeit ist höchst flexibel, und er hat genug Geld, um einen kanariengelben Ferrari mit 22-Zoll-Reifen zu unterhalten.
»Ja, wo ist der weiße Rodman?«, fragt Marwan, ein Kerl mit Dreadlocks.
Artis LaFontaine und seine Mannschaft können nicht genug kriegen von Feif mit seinem weißblond gebleichten Haar, den Piercings und Tattoos - und als er schließlich barfuß auf seinem Fahrrad daherkommt, an dessen Lenkstange die hohen Turnschuhe wie riesige Babyschuhe baumeln, erhält er sozusagen stehenden Applaus.
»Passt ja auf, Kumpels«, warnt Feif, der sorgfältig den Ständer nach unten klappt, um sein Acht-Dollar-Fahrrad zwischen zwei Hunderttausend-Dollar-Autos abzustellen. »Das ist ein Schwinn.«
Von Jeff bin ich schon mein ganzes Leben lang abhängig, aber eigentlich sind all diese Jungs hier für mich unentbehrlich.
Roche alias Rochie ist das durchtriebenste Stück, das ich kenne, außerdem ein schrecklicher Bildhauer, ein mittelmäßiger Pokerspieler und ein wahrhaft begabter Barmann. Walco ist der Inbegriff von Ernsthaftigkeit, die Art von Typ, der auf einen zugeht und aus heiterem Himmel behauptet, Guns’N Roses wäre die größte Rock’n’Roll-Band aller Zeiten oder Derek Jeter der beste Shortstop seiner Generation. Und was Feif betrifft, der ist schlicht was Besonderes. Das wird jedem auf Anhieb klar, vom dominikanischen Kassierer im Supermarkt bis zu deiner Großmutter.
Und dieses Anwesen gehört dem Filmstar T. Smitty Wilson, der es vor fünf Jahren gekauft hat. Wilson wollte seinen Fans zeigen, dass er es mit dem Hip-Hop immer noch ernst meinte. Deswegen legte er, nachdem er dreiundzwanzig Millionen für ein großes Haus ausgegeben hatte, wie es für die weiße, protestantische Mittelschicht üblich ist, noch einmal eine halbe Million für dieses wahnwitzige Basketballfeld drauf. Er beauftragte dafür dieselbe Baufirma, die Shaqs Court in Orlando baute und Dr. Dre’s in Oakland, aber als Landschaftsgärtner engagierte er Walco & Son. So haben wir davon erfahren.
Einen Monat lang hatten wir den Platz für uns alleine, aber als Wilson seine berühmten Kumpel aufs Land einlud, wurde es sogar noch lustiger.
Zuerst kamen eine Handvoll Schauspieler und Sportprofis vor allem aus L. A. und New York. Durch sie erfuhren die Hip-Hop-Leute davon, die es untereinander weitererzählten, und ehe man sich versah, bot dieses Spielfeld die Kulisse für die wildeste Szene in den Hamptons, die es je hier gab
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