Suendenpakt
Einzige, was mich davon abhalten kann, ist so eine lächerliche Aktion wie diese. Deswegen gehe ich weder in Clubs noch auf Partys, wo ich nicht jeden kenne und man nie weiß, wann irgendein Wahnsinniger seine Waffe zieht. Aber genau das ist jetzt passiert, und es ist mein bester Freund, der das tut und glaubt, er täte es für mich.
Es ist ja nicht so, als hätten Michael und ich nicht darüber geredet. Michael will mir den Rücken decken. Aber er soll mir die Probleme vom Hals halten, nicht mir welche einbrocken.
Ich danke Gott für Dunleavy. Er weiß es nicht, aber ich beobachte ihn, seit ich spiele. Bis ich kam, war er der einzige Spieler hier in der Gegend, der es zu was gebracht hat. Ich habe ihn am St. John’s im Auge behalten und dann während seiner kurzen Zeit als Profi in Minnesota. Er war nie der heiße Tipp, aber ohne seine Verletzung hätte er in der Liga einigen Schaden angerichtet. Hundert pro.
Aber was Dunleavy heute macht, ist besser als Basketball. Wie in dem Gedicht, das wir in der Schule durchgenommen
haben - verliere deinen Kopf nicht, wenn die Spinner um dich herum durchdrehen.
Als Michael dem Weißen die Waffe an den Kopf hält, rennen alle anderen auseinander. Aber Dunleavy bleibt auf dem Spielfeld und redet so ruhig auf Michael ein, wie er nur kann.
Seine Ruhe ist nicht gespielt. Sie ist echt - als wäre das alles ganz normal.
Ich bin nicht sicher, ob er es Wort für Wort gesagt hat, aber das ist es, woran ich mich erinnere:
»Ich weiß, dass du Dantes Freund bist. Ganz klar. So klar wie die Tatsache, dass dieser Typ Dante nie eine hätte verpassen dürfen, jemandem, der in die NBA aufgenommen wird. Wenn er Dante verletzt, ist Dantes Auge vielleicht nie mehr so wie vorher. Dann ist sein Traum zu Ende. Deshalb bin ich mir sicher, dass Dante irgendwie gerne sehen würde, wie du diesen Typen alle machst. Aber weil du Dantes bester Freund bist«, fährt er fort, »geht es nicht darum, was Dante sich wünscht, sondern was er braucht. Oder? Selbst wenn Dante dich anschreien würde, du solltest diesen Typen umbringen, würdest du es nicht tun. Weil es ihm längerfristig nichts bringen würde. Es würde ihm schaden.«
»Ganz genau«, stimmt Michael zu, der nicht zeigen will, dass seine Hand zittert. »Aber dieser Scheiß ist noch nicht vorbei, Weißer. Noch lange nicht. Dieser Scheiß ist noch nicht vorbei!«
Irgendwie lässt Dunleavy die Sache so aussehen, als würde Michael selbst entscheiden, die Waffe runterzunehmen. Er gibt Michael die Möglichkeit, sein Gesicht zu wahren.
Trotzdem ist die Sache völlig verzwickt. Und als ich zu
meiner Großmutter nach Hause komme, lege ich mich, gestresst wie ich bin, gleich aufs Sofa und schlafe drei Stunden.
Nach diesem Mittagsschläfchen wird nichts mehr so sein wie vorher.
9
Kate Costello
»Hallo, Mary Catherine? Mary Catherine? Hat hier jemand meine allerliebste MC gesehen?«, rufe ich mit so viel Mütterlichkeit in der Stimme, wie ich aufbringen kann.
Als ich keine Antwort erhalte, springe ich von meinem kleinen, mit Plastik überzogenen Liegestuhl auf und suche den Garten meiner Schwester in Montauk mit den übertriebenen Gesten einer Seifenoperschauspielerin ab.
»Ist es wirklich möglich, dass hier niemand dieses wunderschöne, kleine, großartige Mädchen mit den zauberhaften roten Haaren gesehen hat?« Ich gebe nicht auf. »Das ist wirklich seltsam, weil ich schwören könnte, dass ich genau dieses kleine Mädchen vor zwanzig Sekunden gesehen habe. Große grüne Augen. Zauberhaftes rotes Haar.«
Das übersteigt die Dramatik, die meine zwanzig Monate alte Nichte noch schweigend aushalten kann. Sie verlässt ihr Versteck auf der Terrasse, auf der meine Schwester Theresa und ihr Ehemann Hank mit ihren Nachbarn Margaritas schlürfen.
Sie rennt quer über den Rasen, ihre Haare fliegen in alle Richtungen, die Aufregung in ihrem Gesicht übersteigt jedes empfohlene Maß. Dann wirft sie sich mir in den Schoß und blickt mich mit einem Grinsen an, als wollte sie sagen: Ich bin doch hier, du dumme Tante! Schau! Ich bin nicht weg, war die ganze Zeit nicht weg! Ich habe dich ausgetrickst!
In den ersten zehn Jahren nach dem College kam ich nur selten nach Hause. Montauk war mir zu klein, zu einengend,
und vor allem wollte ich Tom Dunleavy nicht begegnen. Hm, und jetzt halte ich es keine zwei Wochen aus, ohne MC in meine Arme zu schließen, und dieser kleine Vorstadtgarten mit dem Grill auf der Terrasse, der grünen Plastikrutsche und der
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