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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Prolog – Dämmerung

    Die Sonne schwand hinter den Gipfeln.
    Die letzten wärmenden Strahlen liebkosten den Boden und vom Tag blieb nur ein rötliches Glühen am Horizont. Aus dem Osten näherte sich mit Riesenschritten blauschwarze Nacht. Der Wind schnitt wie eine scharfe Klinge durch die Berge, als wäre der Frühling nicht mehr als ein schwach erinnerter Traum. Das Eis des Winters haftete noch in schattigen Mulden, Eis, das laut unter schweren Stiefeln krachte. Aus dem Abenddunkel traten drei Gestalten in den Feuerschein.
    Die alte Hexe blickte auf. Eine Spur weiteten sich ihre Augen beim Anblick der drei. Sie kannte den Mann ganz links, den breitschultrigen, stummen Krieger mit der Skalplocke auf dem geschorenen Schädel. Schon einmal war er hier gewesen auf der Suche nach magischen Zeichen für ungewöhnliche Riten. Sie hatte ihn fortgeschickt, obgleich er ein mächtiger Häuptling war, denn er war von Natur aus böse. Zwar bedeutete es der Hexe wenig, ob etwas gut oder böse war, aber selbst für sie gab es Grenzen. Außerdem mochte sie die Moredhel nicht, und schon gar keinen, der sich als Zeichen seiner Ergebenheit gegenüber den finsteren Mächten selbst die Zunge abgeschnitten hatte.
    Der Stumme betrachtete sie mit Augen, die für einen Angehörigen seiner Rasse ungewöhnlich blau waren. Seine Schultern wirkten breiter als die der meisten Männer, selbst jener von den Bergstämmen, die noch kräftigere Arme und Schultern als ihre in den Wäldern hausenden Vettern hatten. Er trug goldene Ringe in den großen, aufwärts geschwungenen Ohren, die anzubringen zweifellos schmerzhaft gewesen war, da die Moredhel keine Ohrläppchen hatten. Drei Narben verunstalteten jede Wange: mystische Symbole, deren Bedeutung der Alten sehr wohl bekannt war.
    Der Stumme gab seinen Begleitern ein Zeichen, und der ganz rechts schien zu nicken. Ob er es wirklich tat, war schwer zu erkennen, da ein alles verbergendes Gewand ihn vermummte und die tief ins Gesicht gezogene Kapuze keinen Blick auf seine Züge zuließ.
    Beide Hände steckten in den ineinander überlaufenden weiten Ärmeln. Als spreche er aus weiter Ferne, sagte der Vermummte:
    »Wir begehren ein Deuten der Zeichen.« Seine Stimme klang leicht zischelnd und hatte einen fremdartigen Klang. Eine Hand glitt aus dem Ärmel, und unwillkürlich wich die Hexe zurück, denn diese Hand war mißgestaltet und schuppig, wie mit Schlangenhaut überzogene Klauen. Da erkannte sie, welcher Art diese Kreatur war: ein Priester des panthatianischen Schlangenvolks. Verglichen mit ihresgleichen, standen die Moredhel geradezu in hohem Ansehen bei der Hexe.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit von den beiden links und rechts und widmete sie dem Mann in der Mitte. Er war einen ganzen Kopf größer als der Stumme und von noch kräftigerem Körperbau.
    Bedächtig nahm er seinen Bärenfellumhang ab – der Bärenschädel diente ihm als Helm – und warf ihn achtlos zur Seite. Die alte Hexe holte erschrocken Atem, denn er war der beeindruckendste Moredhel, den sie je gesehen hatte. Er trug die dicke Hose und kniehohen Stiefel der Bergstämme, und die offene Weste entblößte mehr seines Oberkörpers als sie bedeckte. Sein kraftstrotzender Körper glänzte im Feuerschein, und er beugte sich ein wenig vor, um die Hexe zu mustern. Sein Gesicht war fast erschreckend in seiner nahezu vollkommenen Schönheit. Doch was sie verstört hatte, mehr noch als sein furchtgebietendes Aussehen, war das Zeichen auf seiner Brust.
    »Kennst du mich?« fragte er die Alte.
    Sie nickte. »Ich glaube zu wissen, wer Ihr zu sein scheint.«
    Noch weiter beugte er sich vor, bis sein Gesicht von unten vom Glanz des Feuers beschienen wurde und etwas von seinem Wesen verriet.
    »Ich bin der, der ich zu sein scheine«, wisperte er lächelnd. Furcht erfüllte sie, denn hinter seinen gutgeschnittenen Zügen und dem scheinbar gütigen Lächeln erkannte sie die Fratze des Bösen in unerträglicher Unverfälschtheit. »Wir begehren ein Deuten der Zeichen«, forderte er nun.
    Sie kicherte. »Selbst einem so Mächtigen sind Grenzen gesetzt?«
    Das Lächeln des schönen Moredhels schwand. »Seine eigene Zukunft zu lesen ist nicht erlaubt.«
    Sie fand sich mit ihrem wohl unausweichlichen Los ab und sagte:
    »Ich brauche Silber.«
    Der Moredhel nickte. Der Stumme kramte eine Münze aus seinem Gürtelbeutel und warf sie auf den Boden vor die Hexe. Ohne nach ihr zu greifen, mischte sie ein paar Zutaten in einer Steinschale und goß das Ganze

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