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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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befreundet. Reden Sie mit ihm. Bitten Sie ihn, Howard Glenn auf den Fall Wilde anzusetzen.«
    »Diesen schmierigen –«
    »Er war als erster am Tatort, und er ist gut. Der Beste.«
    »Cassidy . . .«
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, daß ich meine Grenzen überschreite. Ich werde mein ganzes diplomatisches Geschick einsetzen.«
    »Sie haben kein diplomatisches Geschick«, widersprach der Attorney. »Seit Sie vor fünf Jahren in meine Abteilung gekommen sind, haben Sie ab und zu ordentliche Arbeit geleistet, aber insgesamt sind sie eine echte Landplage.«
    Cassidy grinste selbstbewußt und unbeeindruckt von Tony Crowders ruppiger Zurechtweisung. Er wußte, was der Bezirksbevollmächtigte Attorney in Wahrheit von ihm hielt. Inoffiziell war er Crowders Nachfolger. Wenn dessen Amtszeit nächstes Jahr zu Ende ging, wollte er sich zur Ruhe setzen. Crowder spürte in ihm die gleiche Mischung von Ehrgeiz und Mumm, die ihn selbst einst ausgezeichnet und angetrieben hatte.
    »Ich habe mehr Fälle für Sie übernommen und gewonnen als jeder andere Anwalt hier«, erklärte Cassidy ohne falsche Bescheidenheit.
    »Das weiß ich«, knurrte Crowder. »Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern. Aber Sie haben mir auch mehr Ärger gemacht.«
    »Man kommt zu nichts, wenn man sich nicht traut, Wellen zu schlagen.«
    »Flutwellen in Ihrem Fall.«
    Cassidy beugte sich vor und fixierte Crowder mit seinem unwiderstehlichen Blick. Seine ruhigen, grauen Augen hatten widerspenstige Zeugen eingeschüchtert, zynische Richter beeindruckt, skeptische Geschworene überzeugt und privat jedes Süßholzgeraspel überflüssig gemacht. »Geben Sie mir den Fall, Tony.«
    Bevor Crowder seine Entscheidung aussprechen konnte, steckte seine Sekretärin den Kopf durch die Tür. »Ariel Wilde gibt eine Pressekonferenz. Sie wird live auf allen Kanälen übertragen. Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.« Sie zog sich zurück und machte die Tür wieder zu.
    Crowder nahm die Fernbedienung auf seinem Schreibtisch und schaltete den Fernseher an der Wand gegenüber ein.
    Das hübsche, bleiche Antlitz der Witwe erschien auf dem Bildschirm. Sie sah zerbrechlich und hilflos aus wie ein Engel auf
der Flucht, aber aus ihrer Stimme sprach stählerne Entschlossenheit. »Trotz dieser Tragödie ist der Kreuzzug meines Mannes gegen das Teufelswerk nicht zu Ende.« Dieser Bemerkung folgte ein vielstimmiges Amen von den gläubigen Gefolgsleuten, die sich hinter den Reihen der Sicherheitsbeamten, Reporter und Fotografen drängten.
    »Satan weiß, daß wir diese Schlacht gewinnen werden. Deshalb muß er zu allen Mitteln greifen. Er setzte diese korrupte Stadt als Werkzeug gegen uns ein. Die Behörden weigerten sich, meinen Mann rund um die Uhr zu beschützen.«
    »Ach du Scheiße«, stöhnte Crowder. »Warum muß sie die Stadt dafür verantwortlich machen? Die ganze verdammte Welt schaut zu.«
    »Niemand weiß das besser als sie.« Cassidy stand aus seinem Sessel auf, schob die Hände in die Hosentaschen und stellte sich näher an den Fernseher.
    Die Witwe ließ rhetorisch geschickt Tränen über ihre elfenbeinblassen Wangen tröpfeln, während sie ihre Rede fortsetzte. »In dieser schönen Stadt gären Sünde und Korruption. Jeder, der über die Bourbon Street geht, kann sehen, wie der Teufel New Orleans im Würgegriff hat. Jackson Wilde war das Gewissen, das dieser Stadt ins Ohr flüsterte, daß sie zum Sündenpfuhl, zur Jauchegrube des Verbrechens und der Unmoral geworden war. Bis auf die wenigen, die hierhergekommen sind, um uns ihre Unterstützung anzubieten und um sein Dahinscheiden zu betrauern, haben die Vertreter dieser Stadt Jackson gehaßt – wegen seiner göttlich inspirierten Ehrlichkeit!« Die Kamera nahm eine düstere Gruppe ins Bild, in der ein Richter, ein Kongreßabgeordneter und ein paar Stadtbeamte standen.
    »Mein Mann wurde mit einer Gleichgültigkeit behandelt, die an Feindseligkeit grenzte!« stieß Ariel Wilde aus. »Und diese Gleichgültigkeit hat ihn das Leben gekostet!«
    Als das zustimmende Gebrüll aus der Menge sich gelegt hatte, fuhr sie fort: »Denn der Teufel bediente sich eines seiner Dämonen, um seinen erbittertsten Widersacher, Reverend Jackson Wilde, mit einer Kugel durchs Herz zum Schweigen zu bringen.
Doch er wird nicht schweigen!« schrie sie mit erhobenen Armen und fäusteschüttelnd. »Mein geliebter Jackson ist jetzt beim Herrn. Er hat seine wohlverdiente Ruhe und seinen Frieden gefunden. Gelobt sei der

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